Jurte – Mitten in der Natur Wohnkultur | 21.02.2025 | David Pister

Jurte

Gänse schnattern, ein Pferd trinkt aus einem kleinen Bachlauf, die Sonne scheint auf die gefrorene Weide. Bei ein paar kahlen Bäumen, mitten im winterlichen Idyll, steht eine Jurte: Eine runde zeltähnliche Behausung.

Hier wollen Christian Prenzel und Julia Clement mit ihrem kleinen Sohn Raphael ab April wohnen – sobald es etwas wärmer wird. Das Grundstück, auf dem die Jurte steht, gehört zu einem Hof in Kappel. Christian Prenzel packt mit an – Zäune reparieren, Bäume fällen, Hecken schneiden – dafür darf die Jurte auf der Weide stehen.

Küche, Schlafzimmer, Esszimmer, Wohnzimmer: Fehlanzeige. Die Jurte besteht nur aus einem Raum. 40 Quadratmeter. Sich aus dem Weg gehen funktioniert hier nicht wirklich. „Da muss man sich eben gut verstehen“, sagt Julia Clement und lacht. „Vielleicht haben wir auch irgendwann zwei Jurten“, sagt Prenzel – eine zum Schlafen, eine zum Wohnen. Besonders mit einem kleinen Kind sei das praktisch. Durch die großzügige Glas­tür und die Kuppel, die zum Teil aus Glas besteht, wird das Wohnzelt von Sonnenlicht durchflutet. Ansonsten besteht die Konstruktion zum Großteil aus Holz und einer 15 Zentimeter dicken Dämmschicht aus Schafwolle.

Christian Prenzel und Julia Clement (r.) wollen mit ihrem kleinen Sohn ­Raphael in einer Jurte wohnen.

Christian Prenzel und Julia Clement (r.) wollen mit ihrem kleinen Sohn ­Raphael in einer Jurte wohnen.

Im April vergangenen Jahres fing Prenzel an, die Jurte zu bauen. Seit Oktober ist sie fertig. Inspiration holte er sich bei Jurtenbauern und einem Jurtendorf in der Schweiz. „Ich wollte die perfekte Jurte haben“, sagt Prenzel. Zurzeit wohnt die Familie in einer Wohnung in Kirchzarten. Die Wohnung werden sie auch in Zukunft als Backup behalten. „Das ist erst mal ein Versuch, ob das überhaupt funktioniert“, sagt Clement. Ein bisschen skeptisch sei sie schon, fügt sie hinzu.

Prenzel hat seinen Job als Winzer in der Schweiz aufgegeben, um sich als Jurtenbauer selbstständig zu machen. „Da habe ich zwar gutes Geld verdient, aber ich will der Region, in der ich lebe, etwas zurückgeben“, sagt Prenzel. Auch das Pendeln habe ihn irgendwann gestört, er wollte bei seiner Familie sein. Er bietet Jurten in verschiedenen Größen an – zwischen 20 und 50 Quadratmetern, die er für 20.000 bis 34.000 Euro verkaufen will.

Prenzel und Clement lieben ihre Jurte: der Holzboden, das viele Glas und das Licht hätten einen ganz besonderen Charme. Ihr gemeinsamer Traum sei es, ein Grundstück für ein Jurtendorf zu finden. Die Zelte würden sie vermieten: an Touristen, für Seminare und Workshops.

Solange die beiden noch nicht in ihrer Jurte wohnen, vermieten sie das Wohnzelt. „Ein Nachbar wollte hier schon heiraten“, sagt Clement. Singkreise und Workshops hätten auch schon angefragt. Sogar eine Feuershow mit 200 Gästen wollte jemand veranstalten. „Das geht natürlich nicht. Wir müssen Rücksicht auf die Pferde nehmen“, sagt Clement.

Fotos: © David Pister