Bürgermeisters Zuversicht – Beim Neubaugebiet sind elf Bewerber kurz vor dem Zuschlag business im Breisgau | 25.11.2024 | Lars Bargmann

Überzeugt vom Quartier: Martin Horn (m.), Martin Haag (2. v.r.) und das Projektteam Kleineschholz. Überzeugt vom Quartier: Martin Horn (m.), Martin Haag (2. v.r.) und das Projektteam Kleineschholz.

Die Kommission zur Vergabe der Grundstücke im Freiburger Baugebiet Kleineschholz sei ob der eingereichten Konzepte ganz „euphorisiert“ gewesen, erzählte Oberbürgermeister Martin Horn unlängst vor Journalisten. Elf Bewerber sind nun ausgewählt, das letzte Wort für die Baugrundstücke hat im Dezember der Gemeinderat.

„Es sind viele spannende und intelligente Projekte, heute ist ein schöner Tag für Freiburg“, sagte Baubürgermeister Martin Haag. Horn rekurrierte auf seinen Wahlkampf vor mittlerweile sechs Jahren: Schon damals hatte er Bauen ohne gewinnorientierte Unternehmen propagiert. Das Adjektiv hat sich mittlerweile in „gemeinwohlorientiert“ gewandelt. Und nur solche Bauherren dürfen sich in Kleineschholz engagieren. Unter den 24 bewerteten Konzepten hätten 21 diese Gemeinwohl-Vorgabe erfüllt. Und sich bei den Kriterien Qualität, Realisierungsverlässlichkeit sowie Beitrag fürs Quartier durchgesetzt.

Die elf Auserwählten würden mindestens 60 Prozent geförderten Mietwohnungsbau bringen. Manche zudem noch preisgedämpfte Wohnungen. Und sechs wollen mit Holz bauen. Die antretende Kleineschholz-Elf spielt im 1-3-4-3-System: Es gibt einen „etablierten Freiburger Akteur“, drei bisher nicht in Erscheinung getretene, vier Projekte von Genossenschaften und drei des Mietshäusersyndikats. Für zwei Grundstücke gab es noch keine einwechselwürdigen Kandidaten, diese werden nun erneut ausgeschrieben.

Zudem kauft die Freiburger Stadtbau GmbH vom Rathaus zwei Grundstücke, ebenso die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Insgesamt wird es auf rund 29.000 Quadrat-metern mehr als 500 Mietwohnungen geben. In Gebäuden, die mindestens vier und höchstens acht Geschosse haben. Eigentum spielt im politischen Denken in Freiburg weiterhin kaum eine Rolle. Auch die Zuschussgeber – ob sie nun KfW oder L-Bank heißen und ohne deren Kredite gar kein Bagger ins Neubaugebiet rollen wird – haben hauptsächlich Mieter im Fokus.

Dabei lag in Deutschland die Eigentumsquote im Jahr 2022 bei mickrigen 46,5 Prozent – in keinem anderen Land in der EU sind es noch weniger. Zum Vergleich: In Rumänien liegt die Quote bei 94,8 Prozent, in Norwegen bei 79,4, in Spanien bei 76, in den Niederlanden bei 70,6 Prozent.

Auch im geplanten Stadtteil spielt im politischen Diskurs nur der geförderte Mieter eine Rolle. Seit nunmehr neun Jahren gilt der gemeinderätliche Beschluss der 50-Prozent-Quote für geförderte Mietwohnungen. Dabei spielt das Eigentum bei der Altersvorsorge die tragende Rolle: So hatte etwa eine Empirica-Studie aus dem Jahr 2022 ermittelt, dass Eigentümer beim Eintritt ins Rentenalter ein fünf Mal so hohes Nettovermögen wie Mieter haben. Immerhin: Das Rathaus wollte ursprünglich auch die Baugrundstücke nur vermieten, machte dann aber, um die Vermarktungschancen zu verbessern, einen Rückzieher und Eigentum möglich.

2000 Quadratmeter Nutzfläche sollen für Gemeinschaftsflächen, ein inklusives Café, Co-Working-Flächen gebaut werden. Zudem wird die Stadtbau-Tochter Freiburger Kommunalbauten auf einem Grundstück an der Bahnlinie eine Hochgarage bauen. Horn und Haag sind zuversichtlich, dass die Bauherren im Laufe des kommenden Jahres auch ihre Finanzierungen und Bauanträge beisammenhaben. Und vor allem Horn forderte erneut „auskömmlich gefüllte Fördertöpfe bei Bund und Land“. 2026 könnte es dann losgehen mit dem Bau nachhaltig bezahlbarer Mietwohnungen. 

Fotos: © Lars Bargmann