Handwerker senden Notsignal: Betriebe fordern Stellplätze in der Innenstadt business im Breisgau | 16.11.2020 | Lars Bargmann

Handwerkerparken in Freiburg

Großes Bohei um den Fuß- und Radentscheid in Freiburg, viele Initiativen und auch Politiker haben dem Autoverkehr den Kampf angesagt, Parkplätze sollen für andere Nutzungen umgewidmet werden, es gibt ein Meer an Parkzonen mit unterschiedlichsten Regelungen, die Parkgebühren steigen weiter – autofreundlich ist Freiburg absichtlich nicht.

„Ein schönes Stadtbild ist wünschenswert, aber die Nahversorgung der Anwohner muss sichergestellt sein. Das heißt, das Handwerk muss in der Lage sein, seine Arbeit auch in der Innenstadt effektiv und effizient machen zu können“, fordert Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg (HWK). Und das sei aktuell nicht gegeben.

HWK und Kreishandwerkerschaft haben deswegen unlängst mal Entscheidungsträger aus dem Rathaus eingeladen, sich bei einem Rundgang ein persönliches Bild zu machen. Eine richtige Idee. Denn für Südbadens Handwerkerbetriebe sind Aufträge in der Freiburger Innenstadt etwa so attraktiv wie Fahrstühle für an Klaustrophobie Leidende. Handwerker brauchen ihre Autos am Einsatzort. Doch die können sie in Freiburg City nahezu nirgendwo so parken, dass es ein knöllchenfreier Arbeitstag wird.

„Mehrere Betriebe sehen sich schon jetzt aufgrund fehlender Abstellmöglichkeiten ihres Werkstattfahrzeuges am Einsatzort nicht mehr in der Lage, Aufträge in innerstädtischen Bereichen anzunehmen“, erzählte der Freiburger Kreishandwerksmeister Michael -Rauber. Auf der anderen Seite verteuerten sich die Aufträge selbst für kleinste Reparaturarbeiten erheblich, wenn die Fahrzeuge nach dem Entladen entfernt abgestellt oder zwangsläufig anfallende Bußgelder bei unvermeidlichen Verstößen schon eingepreist werden müssen.

Ein „weiter so“ werde dazu führen, dass sich für handwerkliche Dienstleistungen keine Handwerker mehr finden oder sich diese noch erheblich verteuern, wurde Rauber deutlich. Es fehlten einfach immer mehr Parkflächen. Die Kammervertreter beobachten „deutliche Widersprüche in der Stadtpolitik“: Einerseits solle gebaut und saniert werden und damit auch ein Beitrag zur Klimawende geleistet werden, andererseits fehlten dafür – trotz Handwerker- oder Notdienstplaketten – die Grundlagen: „Das Handwerk stellt sich nicht gegen die Zielsetzung einer fahrradfreundlichen und autofreien Stadt. Die Kreishandwerkerschaft fordert jedoch eine differenzierte Herangehensweise mit Ausnahmeregelungen für die wichtigen Versorgungsdienstleister“, so Bernhard Ritter, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Freiburg.

Es müssten „privilegierte Abstellflächen in der Kernstadt“, aber auch in anderen betroffenen Stadtteilen ausgewiesen werden. Und: Die stark eingeschränkten Lieferverkehrszeiten in der erweiterten Fußgängerzone im Innenstadtkern sowie die fürs erlaubte Be- und Entladen gehörten auf den Prüfstand. Das Abstellen eines Fahrzeugs während eines solchen Vorgangs in einer Tiefgarage sei realitätsfern und aufgrund der Fahrzeugmaße in vielen Fällen gar nicht möglich.

Die anwesenden Stadträte nickten oft. Die Frage wird sein, welche Taten nun folgen. Und dabei wird nicht zuletzt das Garten- und Tiefbauamt von Frank Uekermann eine Schlüsselrolle spielen. Wenn bei der Planung neuer Stadtteile keine Stellplätze für Handwerker eingeplant werden, würde das indes indirekt auch das Maß der Wertschätzung des Handwerks zeigen.

Foto: © HWK FR