Kaum noch Zank um Zinklern: 2024 fällt der Startschuss für knapp 600 Wohneinheiten Stadtentwicklung | 28.05.2023 | Lars Bargmann

Luftbild von Zinklern Was lange währt, wird endlich gut? Auf der Grünfläche zwischen Dreisam, Gaskugel und Ortsrand können ab 2026 endlich Wohnungen gebaut werden.

Nach jahrzehntelangem Zank um das Neubaugebiet Im Zinklern im Freiburger Stadtteil Lehen hat der Gemeinderat nun den Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen. Im kommenden Jahr soll mit der Erschließung des Baugebiets begonnen werden.

Das Gebiet „Im Zinklern“ war lange eine der letzten großen innerstädtischen Flächen, die im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen und noch nicht überplant waren. Auf dem knapp 20 Fußballfelder großen Areal sollen 550 Wohnungen im Geschosswohnungsbau – darunter 100 geförderte – entstehen. Zudem 36 Doppelhaushälften oder Reihenhäuser.

„Das neue Baugebiet bietet eine tolle Entwicklung für Freiburg und für Lehen. Es entsteht dringend benötigter Wohnraum, ohne dass die Ortschaft ihren wesentlichen Charakter verliert“, so Baubürgermeister Martin Haag. Neben dem Wohnraum und dem Mobilitätskonzept liege der Schwerpunkt der Planungen auch auf der sozialen Infrastruktur für Lehen: „Diese Mischung wird Im Zinklern zu einem modernen und attraktiven Wohngebiet machen.“

Am geplanten Quartiersplatz soll ein Supermarkt eine bessere Nahversorgung für den Stadtteil bringen. Zudem entsteht eine Pflegeeinrichtung mit öffentlichem Café und eine Kita. Der Platz soll das alte Lehen mit dem Neubauviertel verknüpfen. Außerdem soll die Johannes-Schwartz-Schule erweitert werden, auch hier sind neue Kita-Plätze eingeplant. Entlang der Dreisam soll ein großzügiger Grünzug entstehen mit Ballspielwiese und Flächen fürs Gärtnern, entlang des unter Denkmalschutz stehenden Mühlbachs Parkanlagen und Spielplätze.

Mit dem Auto wird das Baugebiet über den Knotenpunkt Paduaallee und Breisgauer Straße zu erreichen sein. Von dort führt die Haupterschließungsstraße zunächst vorbei am bestehenden Park & Ride-Parkplatz, über den Mühlbach und durch das ganze Baugebiet. Am Ende der Straße ist eine Wendeschleife geplant. Ein zweiter Anknüpfungspunkt ans Straßennetz wird die vorhandene, zur Breisgauer Straße gehörende Stichstraße. Diese wird über den Mühlbach hinweg verlängert, soll aber nur für Fußgänger und Radler sein und nur im Ausnahmefall, etwa bei einer Sperrung der Haupterschließungsstraße, auch für den Autoverkehr freigegeben werden.

Das Areal ist über den Radschnellweg FR 1 entlang der Dreisam gut angebunden. „Wir haben ein wirklich dickes Brett gebohrt. Generationen von Planenden, Verwaltungsleuten, Eigentümerinnen und Eigentümern sowie Ortschafts- und Gemeinderätinnen und -räten haben an der Idee aus dem Eingemeindungsvertrag festgehalten“, sagt Helga Mayer-Salomon, stellvertretende Leiterin im Amt für Projektentwicklung und Stadterneuerung und Gesamtprojektleiterin Zinklern.

Das Baugebiet sei „ein Musterbeispiel dafür, wie vielschichtig die Herausforderungen bei der Planung eines neuen Stadtquartiers sind: Es müssen für viele Themen Lösungen gesucht werden, die die unterschiedlichsten Belange in Einklang bringen. Ein langer Atem ist in der Stadtplanung unerlässlich“, erklärte Stadtplanungsamtschef Roland Jerusalem. Mit dem Baubeginn für die Wohnungen rechnet er im Jahr 2026.

Zinklern ist aber auch ein Musterbeispiel dafür, was alles schlecht laufen kann. Man schrieb das Jahr 1971 (!), als im Eingemeindungsvertrag zwischen Freiburg und Lehen festgelegt wurde, dass Zinklern zügig zum Wohngebiet zu entwickeln sei. Doch nicht zuletzt die rund 100 Eigentümer zogen nie an einer Seite des Taus. Vor nun auch schon zehn Jahren sicherten sich die Unmüssig-Gruppe und die Treubau AG die meisten Flächen.

Derweil griff das Rathaus zum scharfen Schwert einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme, die am Ende auch Enteignungen ermöglicht hätte. Mindestens ein Eigentümer zeigte sich völlig unbeeindruckt. So wurde immer wieder neu geplant, eine Offenlage folgte der nächsten. Die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme wurde wieder eingesackt. Aber: Wäre es überraschend, wenn es nun beim anstehenden Umlageverfahren mit dem Zuschnitt der neuen Baugrundstücke wieder Zank um Zinklern geben würde?

Foto: © Neidhard Schleier