Kein Zank mehr um Zinklern: Raum für 1400 Menschen – Frischzellenkur für Lehen Stadtentwicklung | 20.07.2024 | Lars Bargmann

Das geplante Baugebiet im Zinklern Direkt an der Dreisam: das geplante Baugebiet im Zinklern

Der jahrzehntelange Zank um Zinklern ist beendet. Auf dem Neubaugebiet im Freiburger Stadtteil Lehen laufen nun die Erschließungsarbeiten. Dass zwischen Ortsrand und Dreisam mal „zügig“ gebaut werden soll, stand bereits in der Urkunde zur Eingemeindung. Man schrieb das Jahr 1971.

55 Jahre später feierten Oberbürgermeister Martin Horn, Baubürgermeister Martin Haag, viele amtierende und ehemalige Stadträte, Ortsvorsteher Bernhard Schätzle und Interessierte Mitte Mai den Spatenstich für ein 20 Fußballfelder großes Areal, auf dem irgendwann 1400 Menschen leben werden. Aktuell hat Lehen 2500 Einwohner, nach dem Ende des Zanks um Zinklern werden es mithin fast 60 Prozent mehr sein. Geplant sind 550 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern – 100 davon öffentlich gefördert – sowie 32 Reihenhäuser und Doppelhaushälften.

„Das Baugebiet im Zinklern bietet eine tolle Entwicklung für Freiburg und für Lehen“, sagte Horn. Die Verwaltung habe „ein wirklich dickes Brett gebohrt“. Das Gebiet war lange eine der letzten großen innerstädtischen Flächen, die im aktuellen Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen und noch nicht überplant waren.

Erst im vergangenen Herbst einigte sich die Stadtverwaltung mit einem Eigentümer, der über Jahre seine – für die Entwicklung unabdingbare – Fläche nicht zur Verfügung stellen wollte. Am Ende war es ein Tauschgeschäft über vier Ecken, was den Spatenstich ermöglichte.

„Wir mussten langen Atem beweisen“, erzählte auch Baubürgermeister Martin Haag. Im Zinklern werde ein „urbanes Quartier“ entstehen, das dennoch „den Charakter Lehens nicht verfälscht“. Wenn der bauliche Charakter Lehens Satteldachhäuser sind, braucht man eine besondere Brille, um das so zu sehen.

Dass am westlichen Rand hin zu den Naherholungsflächen an der Dreisam aber auch mal fünfgeschossig gebaut wird, hätte das politische Freiburg noch vor zehn Jahren verstört. Ist aber richtig und steht im Einklang mit den Leitmotiven des – zu selten zitierten und gut gemachten – Perspektivplans: Dort, wo hochwertige Freiflächen in der Nähe sind, vertragen Quartiere auch höhere bauliche Dichten.

Neben dem Wohnraum soll es 120 Kita-­Plätze, eine Pflegeeinrichtung mit 70 Plätzen und auch einen Supermarkt am Quartiersplatz geben. Mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche – was längst nicht allerorten zugelassen wird. Noch ist offen, wer was mit welchem Motiv baut.

Die meisten Flächen gehören den Freiburger Bauträgern Unmüßig und Treubau, das Freiburger Rathaus hat selbst etwa ein Viertel. Der Baugenossenschaft Familienheim gehört ein 6600 Quadratmeter großes Grundstück, so wird es im Zinklern auch genossenschaftliches Wohnen geben.

Aktuell läuft im Baudezernat ein Umlegungsverfahren, an dessen Ende feststehen soll, welcher Grundstückseigentümer wie viel Geld für die Erschließung bezahlen muss. Womöglich geht das dann ohne Zank über die Bühne. Im Spätjahr 2026 könnten die ersten Fundamente gegossen werden.

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