»Ordentlich Wasser unterm Kiel« – Volksbank Freiburg mit Rekordergebnis Unternehmen | 18.03.2025 | Lars Bargmann

Die Volksbank Freiburg hat im vergangenen Jahr ihr Ergebnis vor Steuern und Bewertungen um 5,7 auf 43,1 Millionen Euro gesteigert. Ein Rekord. Das „neue“ Führungsduo mit Stephan Heinisch und Volker Spietenborg stärkte das Eigenkapital um 23,8 auf nunmehr 424,9 Millionen Euro. Wie hoch die stillen Reserven nach diesem Ergebnis sind, wollte Heinisch auf Nachfrage nicht sagen: „Die Reserven nennen sich ja nicht umsonst still.“ Aber auch die sind kräftig gewachsen.
Vertriebsvorstand Spietenborg berichtete vor Journalisten von einem stark gestiegenen Immobiliengeschäft. So kletterte das Volumen der Baufinanzierungen um fast 57 auf rund 280 Millionen Euro, die hauseigene Immobilienvermarktung brachte im vergangenen Jahr 95 Objekte im Wert von gut 39 Millionen an den Mann oder die Frau (Vorjahr: 66 für 22,5 Mio.), und das Bauträgergeschäft verviereinhalbfachte sich sogar – allerdings von mageren 9,9 Millionen auf 45,8 Millionen Euro.
Zum Vergleich: 2022 hatte es bei 96 Millionen Euro gelegen. In den beiden Jahren zuvor waren es jeweils sogar mehr als 120 Millionen. Solche Ergebnisse würde man „nicht mehr sehen, das war ein goldenes Jahrzehnt für die Bauindustrie“, sagte Spietenborg. Er sei aber zuversichtlich, dass es im laufenden Jahr weiter bergauf gehe. Und rechnet insgesamt mit 2,7 Prozent Wachstum bei den Krediten.
2024 vergaben die Genossen neue Darlehen in Höhe von 529 Millionen Euro. Bei den gewerblichen Krediten ohne den Immobilienbereich gab es allerdings einen Rückgang – um 20 Prozent auf 204 Millionen. Die Unternehmen seien angesichts der unbeständigen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage zurückhaltend mit großen Investments. Und auch die Kundeneinlagen schmolzen um 71 Millionen Euro auf 2,92 Milliarden ab. Für Spietenborg eine Folge der Inflation. Die Kunden müssten an ihre Geldanlagen ran, um ihren Alltag zu finanzieren.
Der Zinsertrag stieg derweil auf 69,8 Millionen Euro. Dafür kann die Bank aber nicht allzu viel – die EZB hatte kräftig an der Zinsschraube gedreht. Aber: Auch bei den Provisionen legte die Volksbank um 2,5 auf 30,5 Millionen zu – weil das Jahr im Fondsgeschäft, den Immobilienvermittlungen und in den Vermögensverwaltungen gut lief. Und dafür kann sie durchaus was.
Auch positiv fürs Vorstandsduo: der überschaubare Wertberichtigungsbedarf (geplatzte oder unsicherer gewordene Kredite) auf einem niedrigen siebenstelligen Niveau. In den vergangenen 15 Jahren – so lange sitzen Heinisch und Spietenborg schon in der Vorstandsetage – habe es nie achtstellige Berichtigungen gegeben. Wer in größeren Zeitläuften denkt, kann das, wie Heinisch, als „historisch niedrig“ bezeichnen. Eine Insolvenzwelle sehen die beiden – trotz der bundesweit stark steigenden Zahlen – nicht. Vor allem nicht in der Region, die kaum konjunktursensible Industriearbeitsplätze etwa in der Automobilbranche, sondern den Großteil der Arbeitsplätze in öffentlichen Verwaltungen und im Dienstleistungsbereich habe.
Bemerkenswert ist für Heinisch, dass der eigene Aufwand trotz Lohnsteigerungen mit 57 Millionen Euro stabil geblieben ist. Der Finanzvorstand betonte zudem die starke Eigenkapitalquote von 18,4 Prozent. Die damit deutlich über den aktuellen und den bereits am Horizont aufflackernden neuen Anforderungen der Regulierungsbehörden liegt: „Wir haben keine Eigenkapitalprobleme, wir haben vielmehr ordentlich Wasser unterm Kiel.“ Die Bank ist stark genug, ausreichend Mittel für den Mittelstand bereitzustellen und diese Kredite auch abzusichern. Aus ihrem Ergebnis zahlt die Genossenschaftsbank insgesamt 14 Millionen Euro Steuern, darunter 5,6 Millionen Euro an Gewerbesteuern in Freiburg, und 2,3 Millionen (Vorjahr: 1,7) als Dividende an ihre Mitglieder.
Von der schlechten Stimmung – die IHK Südlicher Oberrhein betitelte unlängst eine Pressemitteilung mit „Katerstimmung“ – wollen Heinisch und Spietenborg nichts wissen: „Wir lassen uns nicht von den Moll-Tönen anstecken. Wir wollen eine Stimmung erzeugen, die Mut macht.“