Alte Schmiede – neues Leben: Gerettetes Kulturgut in Mambach Freizeit | 12.04.2020 | Heidi Knoblich

Schmiede

Sie zählt zu den ältesten ihrer Art im Schwarzwald: die 1719 erbaute Hufbeschlag- und Wagenschmiede in Mambach im Oberen Wiesental. Besucher bekommen dort funkensprühende Einblicke in die uralte Handwerkskunst.

Glühendes Eisen wurde hier einst mit großem Kraftaufwand zu Beschlägen für Leiterwagen geformt, zu Hufeisen und Werkzeugen wie Spitzhacken und Äxten. An vier Ambossen und zwei Doppelessen, wie man die Feuerstellen in einer Schmiede nennt, flogen die Funken, bearbeitete der Schmied mit Körperkraft und schwerem Gerät das heiße Metall. Heute geht es ruhiger zu, aber noch immer ist etwas von der magischen Anziehungskraft zu spüren, die Feuer und Metall auf die Menschen ausüben, wenn im Museum „Alte Schmiede“ ein echtes Stück Handwerks- und Dorfgeschichte erlebbar wird.

„Wir betreiben das Museum als funktionsfähige Schmiede“, erzählt der neue Besitzer Georg Staudenmayer. „Bei uns können Jung und Alt sehen, wie früher geschmiedet wurde und welche Werkzeuge es dazu brauchte. Besucher dürfen sich auch selbst am Schmieden versuchen.“

alte Schmiede

Die Essse geschürt: Die Mambacher Schmiede war einst Mittelpunkt des Dorfes.

Staudenmayer hat die nach einem verheerenden Dorfbrand 1871 wiederaufgebaute Huf- und Nagelschmiede bei einer Zwangsversteigerung erstanden. Hier lebte und arbeitete 214 Jahr lang in ununterbrochener Reihenfolge das Schmiedegeschlecht Gerspacher.

Weil die Schmiede im Dorf seit jeher ein wichtiger Treffpunkt war und das gesamte Inventar noch vorhanden, restaurierte Staudenmayer sie mit dem eigens hierfür gegründeten Verein „Alte Schmiede Mambach“. Kistenweise sortierte er mit seiner Frau Eisenteile, Nägel und Schrauben. „Dabei habe ich zum ersten Mal ein Kuhhufeisen gesehen“, sagt er. „Wer sich keine Pferde leisten konnte, spannte eben Ochsen und Kühe vor den Karren.“

Heute kann man Einblick nehmen in all die hinterlassenen Schätze. Der letzte Schmied, Siegfried Gerspacher, der die Schmiede bis etwa 1985 betrieb, habe Bärenkräfte gehabt, sagt man. Gottfried Maier, Vorstandsmitglied des Vereins, hat ihm als Junge oft bei der Arbeit am glühenden Eisen zugesehen. „Besonders das Aufziehen der Wagenräder war eine richtige Knochenarbeit“, erzählt er. „Nebenan war der Wagner, die beiden haben zusammengearbeitet und sind so über die Runden gekommen.“ Die Schmiede lag am Weg ins Obere Wiesental, nach Todtmoos und auf den Hotzenwald. So brachte der starke Fuhrwerksverkehr immer Arbeit mit sich. Auch die Leute aus dem Hinterhag, aus Häg und Ehrsberg, die hier vorbeifuhren, brachten ihm ihre Spitzhacken, Schaufeln und Äxte zum Schärfen vorbei.

Hufeisen

Dank des Vereins „Alte Schmiede Mambach“ ist die alte Schmiedekunst heute wieder erlebbar.

Fast könnte man meinen, der Schmied sei nur mal kurz zur Tür hinausgegangen. Seine Schürze hängt noch am Nagel. An der rußgeschwärzten Decke sind die Räder für die Transmissionsriemen angebracht, mit denen die Wasserkraft verschiedene Arbeitsgeräte antrieb. Sogar die Turbine ist noch da ebenso wie die Erinnerungen an Siegfried Gerspacher, der hier einst am Amboss Schwerstarbeit leistete. Manchmal, so erzählt man sich im Dorf, habe er seine schweißtreibende Arbeit unterbrochen und einen der Buben, die gerade auf der Straße spielten, zu sich gerufen. Dann habe er Geld aus der Hosentasche gekramt und gesagt: „Geh, hol mir da vorne im Laden was zu trinken!“, ganz gemäß dem Spruch: „Dem Schmied das Kunstwerk nicht gelingt, wenn er nur vom Brunnen trinkt.“

Die alte Mambacher Huf- und Nagelschmiede und das ebenfalls wiederherstellte Wohnhaus stehen heute unter Denkmalschutz. Großen Zuspruch erhält die Schmiede durch kulturelle Veranstaltungen, Firmenanlässe, Geburtstagsfeiern und Gruppentermine, bei denen neben dem Schmieden auch Essen und Trinken inbegriffen sind. Einmal im Monat lädt der Verein zum geselligen Amboss-Treffen. Sogar Ehen können hier geschlossen werden. Denn bekanntlich ist jeder seines eigenen Glückes Schmied.

Info

Alte Schmiede Mambach
Ortsstraße 18
79669 Zell im Wiesental/Mambach
www.schmiede-mambach.de
Veranstaltungen, Vermietung und Trauungen:
die-erlebnisschmiede@gmx.de

Fotos: © Pixabay, Alte Schmiede Mambach