Bergbau und Blütenpracht: Von Badenweiler nach Kandern Freizeit | 04.05.2019 | Erika Weisser

Sehringen

Abwechslungsreiche Tagestour zum Schloss Bürgeln und nach Kandern: Der Weg verläuft in auf- und absteigenden Serpentinen am Westabhang des Blauen entlang, dem südlichsten Berg des Schwarzwalds.

Die Sonne lugt an diesem kühlen Morgen zaghaft hinter Wolken hervor – und Badenweiler hat so viel zu bieten, dass man beinahe versucht ist, einfach zu bleiben und den berühmten Kurort zu erkunden. Wie schön wäre es, sich im Kurpark den Farben und Düften des blühenden Frühlings hinzugeben. Oder sich von den sprudelnden warmen Wassern der Cassiopeia-Therme verwöhnen zu lassen, danach vielleicht die großartige römische Badruine zu besuchen. Auch ein Spaziergang zur aussichtsreichen Ruine der Burg Baden bietet sich an.

Die Verlockung ist groß, denn der Weg in Richtung Kandern ist nicht immer einfach. Auch wenn er nicht auf den 1164 Meter hohen und damit 740 Meter über Badenweiler liegenden Gipfel des Blauen führt, zu dem man unterwegs freilich immer wieder abzweigen kann, wenn man denn will. Da das Wetter an diesem Tag aber unsicher und für nachmittags Regen angesagt ist, empfiehlt sich der Gipfelsturm eher nicht. Zumal man bei dem zusehends trüberen Himmel die dort ansonsten spektakuläre Aussicht auch gar nicht hätte.

Also geht es von der Bushaltestelle „Evangelische Kirche“ zunächst bergauf bis zum René-Schickele-Brunnen. Dort gelangt man auf den speziell gekennzeichneten Rundweg nach Sehringen, dem man erst einmal folgt und der bald von der asphaltierten Straße in eine Art Feldweg übergeht. Nach etwa zwei Kilometern auf einem relativ ebenen Wanderweg am Waldrand verweist ein Schild auf einen höher im Wald gelegenen Ort namens „Alter Mann“. Trotz der zu erwartenden Steigung wird die geplante Route kurzerhand geändert: Die Neugier auf diesen „Alten Mann“ ist zu groß.

Bald wird der Waldweg zu einem schmalen Pfad, der sich in steilen Serpentinen nach oben, zu riesigen, tief zerklüfteten Felsen windet. Hier sind auf kurzer Strecke knapp 200 Höhenmeter zurückzulegen. Am Ende des Aufstiegs ist auf einer Informationstafel des geologischen und bergbaugeschichtlichen Wanderwegs Badenweiler-Sehringen zu erfahren, dass ausgeräumte und stillgelegte Gruben in der Bergmannssprache als „Alter Mann“ bezeichnet werden. Hier handelt es sich um solch einen: Am hiesigen Quarzriff wurde vermutlich schon zu Römerzeiten Bergbau betrieben.

Nach einer Verschnaufpause mit Aussicht auf die Rheinebene geht es auf diesem Weg zunächst in sanften Schleifen und dann in anstrengend steilen Pfaden wieder abwärts zu einer Lichtung mit dem trefflichen Namen „Himmelreich“. Vögel zwitschern, Veilchen blühen, Anemonen, Schlüsselblumen – und die prallgelben Sumpfdotterblumen am Bach. Da verweilt man gern auf einer sonnigen Bank und stärkt sich für die nächste Etappe. Die führt erst einmal sehr bequem weiter durch den zwar noch kahlen, doch schon von lichtem Buchengrün durchzogenen Wald, der an manchen Stellen den Blick auf die Umgebung freigibt. Etwa auf das malerisch gelegene Dorf Lipburg oder auf Neuenburg.

Schloss-Bürgeln

Im Restaurant des Schloss Bürgeln kann man sich bei Kaffee und Kuchen erholen.

Am Ende des Waldes liegt inmitten leuchtender Löwenzahnwiesen sowie blühender Bäume und Sträucher der kleine Ort Sehringen, wo fast an jedem Haus selbst gemachte Marmeladen und Honig angeboten werden. Von hier aus führt ein schmaler, an den Bettlerpfad erinnernder Weg an Gehöften vorbei und zwischen weidenden Kühen hindurch allmählich wieder bergan – und erneut in den Wald hinein. Jetzt zieht sich das Ganze doch ein wenig lange hin: Die 120 Höhenmeter machen sich gerade auf dem letzten Stück deutlich bemerkbar.

Zur Erholung gibt es im Restaurant des Schloss Bürgeln eine ausgiebige Kaffee-und-köstliche-Kuchen-Pause. Die Terrasse eröffnet einen unvergleichlichen Blick über das in voller Kirschblüte stehende Eggenertal, nach Basel und auf den Gipfel des Blauen. Schön ist es hier, man möchte länger verweilen. Doch dunkle Wolken ziehen auf, werden immer dichter – weiter geht es. Nach Obereggenen, wohin die Tour aufgrund der ersten Regentropfen kurzentschlossen abgekürzt wird. Kandern ist das nächste Mal dran.

Info

Start: Badenweiler, Bushaltestelle „Evangelische Kirche“
Ziel: Kandern, Bahnhof oder Obereggenen, Bushaltestelle „Rathaus“
Dauer: 5 ½ Stunden
Länge: 14 Kilometer
Auf- und Abstieg: 760 Höhenmeter

Bei dieser Wanderung kann das Auto daheim bleiben. Von Freiburg, Basel und Mulhouse aus geht es mit dem Zug zum Bahnhof Müllheim. Von dort fahren Busse nach Badenweiler. Und von Kandern aus kommt man mit dem „Chanderli“ nach Haltingen, wo man reguläre Züge bis Müllheim (oder weiter) besteigen kann. Auch vom Rathaus Obereggenen fahren Busse nach Müllheim – allerdings nicht am Wochenende.

Fotos: © Erika Weisser