Blüten & Brände: Unterwegs auf dem Oberkircher Brennersteig Freizeit | 21.05.2024 | Erika Weisser

Auf dem Bild ist der Geigerskopfturm

Für Menschen, die sich mit den Mühen der Ebene begnügen oder nach gemächlichem Anstieg gerne auf wenig wechselhaftem Niveau weitergehen, ist dieser Rundweg nichts: Der knapp 14 Kilometer lange Oberkircher Brennersteig verlangt Wandernden einige steile Auf- und Abstiege ab. Dafür bietet er ungewöhnliche Rastplätze und traumhafte Aussichten.

Die Kirschbäume sind bereits verblüht. Aus ihren Zweigen schlägt viel üppiges Grün, bei genauem Hinsehen sind erste winzige Fruchtkörperchen wahrzunehmen. Da waren schon fleißige Bienen unterwegs. Sie sind es immer noch: In Apfelbäumen, die in voller, heuer ungewöhnlich früher Blütenpracht stehen, summt und brummt es unentwegt. Zwar sind die Mira­bellen- und Zwetschgenbäume noch nicht so weit, doch auch sie werden bereits genauso umschwärmt wie die knospenden Birnbäume.

Der Name „Brennersteig“ deutet es an: Der teils durch Reben, oft durch Wald und immer wieder am Rand von Obstwiesen verlaufende Weg ist gesäumt von Hausbrennereien – sieben von insgesamt 796 traditionellen Destillerie-Betrieben, die in Oberkirch registriert sind und den Ort zur „Brennhauptstadt Europas“ machen. Hier werden aus den köstlichen Früchten, die – bei weiterhin gutem Bienenflug und nicht nur hierfür günstigem Wetter – in den nächsten Monaten reifen, die gleichfalls köstlichen Schnäpsle gebrannt, die über Oberkirch, das Renchtal und die Ortenau hinaus für ihre hohe Qualität bekannt sind.

Apfelblüte: Auf dem Brennersteig über dem Hesselbachtal gibt es außer blühenden Bäumen auch schöne Aussichten vom Geigerskopfturm.

Selbstbedienung am Schnapsbrunnen

Die bereits fertigen Produkte können bei den Erzeugern jederzeit verkostet werden: Die Höfe an der Wanderstrecke haben Schnapsbrunnen zur Selbstbedienung eingerichtet, mit Kirsch-, Mirabellen- oder Zwetschgenwasser, außerdem mit Williams-Brand, Himbeergeist oder Topinambur. Spirituosenfreies Wasser gibt es dort natürlich auch – und eine Kasse für die hoffentlich ehrlichen Genießenden der diversen guten Gewässer. Es empfiehlt sich, Kleingeld dabei zu haben, auch wenn es bei einer Station heißt, dass man gerne auch den Wert des Geldscheins vertrinken könne.

Doch erst einmal geht es vom Bahnhof Oberkirch zum Wanderparkplatz Hesselbach, dem Ausgangs- und Zielpunkt der Wanderung. Nach etwa 15 Minuten Geh­zeit ist er erreicht – auf einem Weg, der zunächst unter den Bäumen am Ufer der Rench entlangführt, dann den Fluss über einen malerischen Steg quert und schließ­lich am parkähnlichen Friedhof vorbei verläuft.

Zum etwas bequemeren Aufstieg empfiehlt es sich, nach links in Richtung Ödsbach abzubiegen. Bald schlängelt sich dann rechterhand der Steig zwischen Wiesen empor zum Waldrand. Von dort ist es nicht mehr weit zur ersten Brennerei und den besagten edlen Tropfen. Nach kurzer Rast mit schönem Zurückblick geht es kurvenreich weiter aufwärts durch Reben und Obstbaumanlagen – an einem höchst informativen Schnapslehrpfad entlang. Nach einem weiteren Schnapshof, der zugleich Weingut ist, geht’s zwar bergab, doch nicht lange: Nach dem Waldhotel „Grüner Baum“ steigt der nun eine Zeit lang mit dem Kandel-Höhenweg identische Pfad wieder ordentlich an. Er führt durch den Wald; das ist an diesem sonnigen und heißen Tag ein großes Glück.

Auf dem Bild sind verschiedene Sorten von Likören.

Die erste wirkliche Herausforderung folgt zwischen Heimeichele-­Platz und Bergle: Da wird es richtig steil. Dafür findet sich hier ein angenehmer Rastplatz: Die Bergle-­Hütte lädt nach der Bewältigung des ersten Drittels der Tour zur verdienten Pause – ohne Schnaps. Das ist gut so, denn hernach geht es beständig bergauf, wobei der höchste Punkt der Wanderung ziemlich genau auf der halben Strecke liegt. Außerdem geht es später, nach einer längeren sanften und abwechslungsreichen Abwärtswanderung, noch einmal steil nach oben zum bewaldeten Geigerskopf. Auf dessen Gipfel lockt ein in Regenbogenfarben gestalteter Stahlturm die Ankommenden, über eine schmale Wendeltreppe noch einmal 20 Meter höher zu klettern. Die Mühe wird indes belohnt: mit einem spektakulären Blick über Wald, Wiesen und Berge in die Ebene hinab – und über den Rhein bis in die Vogesen.

Die Mühe wird auch auf den letzten zwei Kilometern der Strecke belohnt. Am Anfang und fast am Ende des sehr steilen Abstiegs warten noch zwei Brennereien auf Passanten, die dort die dem Brenner-­Thema gewidmete Rundwanderung mit dem Genuss edler Tropfen krönen können.

Info

Oberkircher Brennersteig
Start & Ziel:
Wanderparkplatz Hesselbanch
Länge: 13,8 Kilometer
Dauer: ca. 4–5 Stunden
Auf- und Abstieg: jeweils
454 Höhenmeter
www.renchtal-tourismus.de

 

Fotos: © Renchtal Tourismus GmbH, Fotografen: Steffen Birk; Jigal Fichtner, ewei