Die Affen sind los: Ausflugsziel Salem eröffnet wieder (Bleibt vorerst geschlossen!) Freizeit | 13.03.2020 | Kornelia Stinn

Berberaffen

Mitte März öffnet sich wieder das Besuchertor zum Affenberg Salem. Ziemlich hautnah kann hier die Begegnung mit den wilden Berberaffen werden, wie ein Rundgang mit Parkdirektor Roland Hilgartner zeigt.

Nicht weit vom Eingangstor huscht Lentigo über den Pfad. Er schiebt die Blätter am Boden beiseite und ergreift ein paar Körner, die er geschwind verspeist. Sogleich weichen andere Affen respektvoll aus. Lentigo hat absolutes Vorrecht. Denn er ist der Chef einer der drei Affengruppen, die am Affenberg in Salem angesiedelt sind.

Zurzeit ist er viel beschäftigt: Lentigo hat nämlich nicht nur das Vorrecht auf die Happen seiner Wahl. Seine herausragende Aufgabe ist es, für Nachwuchs sorgen. Daran sind aber auch andere männliche Gruppenmitglieder interessiert. Und so haben sich derzeit verschiedene Pärchen kuschelnd zurückgezogen.

In jeder Affengruppe gibt es aber auch eine Chefin. Diese Rolle wird weitergegeben an die Tochter, erklärt der promovierte Biologe und Parkdirektor Roland Hilgartner. Die Prominenz der Ranghöchsten hat ihren Auftritt immer bei den Schaufütterungen im Park und wird dabei vorgestellt. Rund 200 haarige Gesellen aus der Gruppe der Makaken – Verwandte der Meerkatzen – tummeln sich dann vor den Besuchern.

Berberaffen stammen ursprünglich aus Marokko und Algerien. „Dort leben sie auf etwa 2000 Metern Höhe, wo ein ähnliches Klima herrscht wie hier – in Wäldern mit hohen Zedern und Korkeichen“, so Parkdirektor Hilgartner, der seit 13 Jahren verantwortlich ist für den Affenberg Salem in der Nähe des Bodensees. Zwischen gewaltigen Fichten und Buchen haben die Bewohner des Tierparks auf einer Fläche von 20 Hektar meist mehr Platz als manche ihrer Artgenossen in der Heimat.

Die Tiere sind in ihren Ursprungsländern vom Aussterben bedroht. Ein Grund dafür ist die Zerstörung des Lebensraumes, aber auch der illegale Handel mit Affenbabys. Auf dem Affenberg Salem steigt schon jetzt die Vorfreude auf den Nachwuchs, der nach der aktuellen Paarungsphase ab Mai mit von der Partie sein wird.

Die zunächst noch schwarzfelligen Winzlinge balancieren dann wieder waghalsig zwischen den Baumwipfeln. Liebevoll schleppen auch die männlichen Waldbewohner den Nachwuchs huckepack umher und präsentieren ihn stolz im Kreise anderer Männchen. Das, so der Parkdirektor, gelte als Friedensangebot und schaffe Freunde. So kann einer, der den Chefposten in seiner Gruppe anvisiert, neben den erforderlichen Kraftnachweisen auch Sympathiepunkte sammeln.

Forscherin Affen

Auch die Forscher kommen ganz nah an die Affen heran und können die Tiere hautnah beobachten.

„Kraft ist wichtig, aber längst nicht alles“, betont der Parkdirektor, „sonst hätte Julius vor Lentigo das Rennen gemacht.“ Denn Julius ist ein besonders muskulöser 13-Jähriger, gehört zur gleichen Gruppe wie Lentigo und lässt sich an jenem Tag am Rande des Geschehens erspähen. Er legt sich, so heißt es, eher mal über Gebühr mit den anderen an, statt ihnen das Fell zu pflegen.

Nichts mögen die Berberaffen in Salem offenbar lieber als das: Wohlig räkeln sie sich, wenn ihnen ein Artgenosse Hautschuppen aus dem Fell herausliest. „Ich pflege dir das Fell und du verteidigst oder unterstützt mich dafür, wenn nötig“ – nach dieser Devise scheint man sich in Affenkreisen Verbündete zu schaffen.

Viel Spannendes lässt sich auch bei den täglichen Schaufütterungen erfahren. Zum Fressen gern mögen die Tiere auch das eigens für sie hergestellte Popcorn aus der Hand der Besucher. Dank der Initiative des elsässischen Barons Gilbert de Turckheim können Besucher seit 1976 auf dem Affenberg Salem in die Lebenswelt dieser Tiere hineinblicken. In dieser geschützen Umgebung ist es vor allem auch möglich, Berberaffen vor dem Aussterben zu bewahren.

Bereits 1969 sorgte der Adlige für ein naturnahes Zuhause der Affen in Kintzheim im Elsass sowie 1974 in Rocamadour in Frankreich. Nach Salem kommen mittlerweile Wissenschaftler aus aller Welt, um das Verhalten der nahen Verwandten des Menschen zu erforschen. Besucher können in einem eigenen Bereich auch noch Störche und Damwild entdecken. Seit einiger Zeit lässt sich sogar der blauschillernde Eisvogel beim Sturzflug über den Weiher erspähen.

Info

Öffnungszeiten:
14. März bis 24. Oktober,
täglich 9–18 Uhr
25. Oktober bis 1. November,
täglich 9–17 Uhr
Letzter Einlass eine halbe
Stunde vor Schließung
www.affenberg-salem.de

Fotos: © Pixabay, Winfried Stinn