Drei auf einen Streich: Drei-Schlösser-Wanderung bei Ribeauvillé Freizeit | 04.05.2024 | Nicole Kemper

Drei Burgen auf einer Wanderung – das lässt eine lange Gehstrecke und ein schweißtreibendes Auf und Ab vermuten. Doch was die Gesamtlänge angeht, ist die Drei-Schlösser-Tour von Ribeauvillé erstaunlich moderat: Die Ulrichsburg, die Burg Girsberg und die Burg Hoh-Rappoltstein sind über einen nur sieben Kilometer langen Rundweg miteinander verbunden. Doch eines muss klar sein: Es geht erst mal knackig bergauf!
Der Anstieg beginnt bereits mit den ersten Metern der Tour: Vom Place de la République in Ribeauvillé führt ein kopfsteingepflasterter Pfad zwischen Backsteinmauern steil nach oben. Ein Wegweiser mit rotem Rechteck markiert die Marschrichtung des Rundwegs „Les trois chateaux“ (die drei Schlösser). Am Hexenturm der mittelalterlichen Befestigungsanlage vorbei geht es stetig bergan zum ersten Halte- und Aussichtspunkt der Tour, einem malerischen Holzpavillon. Der Blick zurück schweift über das helle Grün der grasbewachsenen Rebflächen, die Kirchtürme von Ribeauvillé strecken ihre Spitzen über die Silhouetten der fernen Schwarzwaldgipfel.
Hinter der nächsten Wegkehre werden die Fotoapparate sofort wieder gezückt, denn ganz unvermittelt hat sich der Blick auf zwei der namensgebenden Ziele eröffnet: Die Ulrichsburg thront majestätisch auf ihrem Berggipfel, nicht weit entfernt sind auch die Ruinen der Burg Girsberg zu erkennen. Die Weinberge haben einem kurzen Waldabschitt Platz gemacht. Der Pfad wird nun zusehends alpiner. Hier heißt es, gut auf die eigenen Füße zu achten, um den richtigen Tritt zu finden und sich auf die nächste Felsschwelle zu hieven. Die Fotoapparate sind fleißig im Einsatz, hier ist es der besondere Blick auf die steil abfallende Mauerwand der Burg Girsberg, dort ein efeubewachsenes Steintor, das sich über den Weg spannt. Dann ist der Eingang zur Ulrichsburg erreicht.

Kurz hinter dem ersten Rastplatz (o.) werden die Kameras gezückt, wenn sich Ulrichsburg und Burg Girsberg aus dem Waldgrün erheben (l.).
Ruinen, Türme, Rittersaal
Die majestätische Burgruine, die in 510 Meter Höhe über dem Strengbachtal thront, ist die größte und besterhaltene der drei Burgen. Im 11. Jahrhundert auf zwei Felsen erbaut, diente sie den Herren von Rappoltstein (Ribeauvillé) als Stammsitz. Nachdem sie über die Jahrhunderte hinweg erweitert und unterhalten wurde, wurde die Burg Ende des 17. Jahrhunderts aufgegeben und verfiel allmählich. Nichtsdestotrotz laden die verbliebenen Überreste zu einer längeren Erkundungstour durch die verwinkelten Gebäudeteile auf verschiedenen Ebenen ein. Bemerkenswert sind auch die Ausblicke, die sich rundum bieten: auf die Rheinebene mit Kaiserstuhl und Schwarzwald im Hintergrund, auf die Vogesen und auf die Nachbarsburg. Von der Aussichtsplattform des Burgturms lässt sich auch die gesamte Anlage von oben überblicken. Besonders gut erhalten ist das Herzstück, der Rittersaal mit neun romanischen Zwillingsfenstern. Ebenfalls erkennbar sind die Überreste der dem Heiligen Ulrich geweihten Kapelle. Beim Abstieg vom Turm gibt es im Treppenhaus reichlich Gegenverkehr: Bei den drei Burgen und auf dem gesamten Wanderweg herrscht vor allem an den Wochenenden rege Betriebsamkeit, ganz alleine wird man die Ruinen sehr selten besichtigen können.

Burgenblicke: vom Turm der Ulrichsburg auf das Château du Girsberg.
Verwunschene Ruinen
Von der Ulrichsburg aus führt der Wanderweg direkt weiter zur dritten Burg; wer alle drei Burgen besichtigen will, muss den Weg zwischen Ulrichsburg und Burg Girsberg doppelt laufen. Dies gibt aber wenig Anlass, die Route zu überdenken: In wenigen Minuten und mit kaum nennenswertem Höhenunterschied ist das Château du Girsberg über den kurzen Verbindungspfad erreicht. Die kleine Spornburg erhielt ihren heutigen Namen von ihren Besitzern im 14. und 15. Jahrhundert, den Herren von Girsberg. Im 15. Jahrhundert wurde sie allerdings von den Rappoltsteiner Nachbarn belagert und eingenommen und einige Jahrzehnte später dem Verfall preisgegeben. Außer einem mit dem Granitfelsen verwachsenen Mauerrest ist nicht mehr viel von der einstigen Burg übrig geblieben, dafür bietet ihr Standort aber den idealen Blick auf die Ulrichsburg.
Auf dem Rückweg wird der große Bruder links liegen gelassen, ein Wanderschild bietet zum Erreichen der Burg Hohrappoltstein zwei Alternativrouten an. Die einfachere von beiden (chemin facile) führt auf einem mediterran anmutenden, von Pinien gesäumten Waldpfad leicht bergan. Die dritte Burg im Bunde, auf Französisch Château du Haut-Ribeaupierre, liegt auf 645 Meter Höhe, umgeben von Wäldern auf einem Gipfel. Der Eingang zur Burg führt zunächst durch ein imposantes Tor, an dem die ehemalige Zugbrücke erahnt werden kann. Dahinter reckt sich der runde Bergfried mit seinem Zinnenkranz gen Himmel. Haut-Ribeaupierre wurde vermutlich Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und war zeitenweise der Wohnsitz der Familie von Rappoltstein. Bereits an der Informatonstafel warnt ein weiteres Schild vor Gefahren und untersagt den Zutritt ‒ ein Verbot, das vom Großteil der Ausflügler beflissentlich ignoriert wird. Von hier aus kann man noch ein letztes Mal den weiten Blick über die elsässischen Weinberge und die Dörfer auf beiden Seiten des Rheins bis zu den dunstigen Bergsilhouetten am Horizont genießen. Dann geht es auf schmalen Pfaden durch den schattigen Mischwald zurück ins umtriebige Ribeauvillé.

Der Eingang zum Château du Haut-Ribeaupierre mit zinnenbewehrtem Burgturm.
Info
3-Burgen-Wanderung
Les trois chateaux de Ribeauvillé
Start & Ziel: Place de la République oder Parking du Lutzelbach
Länge: 7 Kilometer
Auf- und Abstieg: 380 Höhenmeter
www.visit.alsace/de/229002137-die-drei-burgen-von-ribeauville/
Fotos: © iStock.com/Aluxum, Hans-Peter Lang, iStock.com/yuelan, Nicole Kemper