Kühle Touren: Wandern mit Erfrischung Erkunden & erleben | 09.07.2024 | Reinhold Wagner

Eine mit Moose bewachsene Brücke und ein Wasserfall.

Der Schwarzwald ist durch seine Vielzahl an engen Schluchten Heimat zahlreicher Wildbäche und Wasserfälle. Auch am Wegrand im schattigen Grün wartet so manche erfrischende Überraschung auf die Wanderer. Und so lässt es sich auf ganz unterschiedliche Weise auch an heißen Sommertagen im Kühlen auf- und aushalten.

Ritter, Schnaps und Edelfrauen

Der Genießerpfad „Karlsruher Grat“ wurde vom Deutschen Wanderinstitut als einziger Premiumweg mit Klettersteig im Schwarzwald zertifiziert. Er führt vom Kurpark Ottenhöfen im Achertal durch eine enge, schattige Schlucht am rauschenden Gottschlägbach entlang bergauf und vorbei an den sagenumwobenen Edelfrauengrab-Wasserfällen. Diese erhielten ihren Namen von der Legende, nach der ein Ritter während der Abwesenheit von seiner Frau betrogen worden sein soll. Um ihre Tat zu verschleiern, soll die Edelfrau versucht haben, die dabei gezeugten Kinder im Wildbach zu ertränken. Sie wurde jedoch ertappt und von ihrem Mann bei lebendigem Leib in eine Höhle hinter dem Wasserfall gesperrt. An der Stelle, an der das geschehen sein soll, finden Wanderer heute Glieder einer Kette, die aus dem Felsen ragen. Bach und Höhle sind geprägt vom Austritt des stark kalkhaltigen Wassers, das einen imposanten Sinterwasserfall bildet, wie man es sonst nur von der Schwäbischen Alb oder aus der Wutachschlucht kennt.

Bild des Edelfrauengrab Wasserfalls

Mehr als 100 Meter überwindet der rauschende Gottschlägbach in der engen Schlucht und stürzt am „Edelfrauengrab“, einer natürlichen Höhle, spektakulär in die Tiefe.

Sportlicher und aussichtsreicher Höhepunkt der insgesamt 12 Kilometer umfassenden Tour ist der 400 Meter lange Klettersteig, der über nackte Felsen führt. Für weniger geübte Kletterer und Menschen mit Höhenangst lässt er sich aber über einen weiterhin schattigen Wald­pfad auch bequem umgehen. Und am Schnapsbrunnen im Wald wartet eine Auswahl an Hochprozentigem und Erfrischendem auf die tapferen Wanderer.

Info

Karlsruher Grat
Start & Ziel:
Kurpark/Bahnhof, 77883 Ottenhöfen
Streckenlänge: 12,5 km
Höhenmeter: 660
Dauer: 4–5 Stunden
www.schwarzwald-tourismus.info

 

Sanftes Gemurmel und erfrischende Gischt

Der 2010 eröffnete Streckenwanderweg „Wasserfallsteig“ im Südschwarzwald zählt zu den „Top 10“ der schönsten von 180 Premiumwanderwegen in ganz Deutschland. Auf rund zwölf Kilometern Länge verbindet er den Feldbergpass über die Wiesenquelle mit Todtnau und durchstreift dabei nicht nur unterschiedlichste Landschaften, sondern reiht auch noch gleich mehrere der spektakulärsten Wasserfälle aneinander. Das Streckenprofil ist entsprechend steil: Es gilt stolze 700 Höhenmeter zu überwinden. Doch zwei wegbegleitende Buslinien sorgen für individuelle Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten und dadurch individuelle Anpassungen an Alter und Kondition der Wanderer.

Auf dem Bild ist der Wasserfallsteig Fahler

Gut markiert sind die Wanderwege zum und um den Fahler Wasserfall, der gischtspritzend 50 Meter tief über bemooste Felsen herabstürzt.

Einstieg der Tour ist die Bushaltestelle Hebelhof am Feldbergpass, knapp oberhalb der 1200-Meter-­Marke. Der Pfad ist mit dem Logo „Wasserfallsteig“ gekenn­zeichnet und folgt zwischen Feldbergpass und Todtnau der gelben und danach bis Todtnauberg der blauen Raute des Schwarzwaldvereins. Vorbei an der Wiesenquelle begleitet das sanfte Gemurmel der Wiese den Wanderer auf den Spuren der Poesie. Tafeln am Wegrand verewigen die Worte des Heimatdichters Johann Peter Hebel. Es geht behände abwärts zur alten Skischanze im Fahler Loch. Daran schließt sich ein freies Feld an, bevor man wieder in den Wald eintaucht. Dort sprudelt der Fahler Wasserfall und versprüht seine erfrischende Gischt. Der Fall, der sich aus 50 Metern Höhe in die Tiefe stürzt, ist auf einem 2,7 Kilometer langen Rundweg über Brücken und Stege gut erschlossen, selbst hingegen aber naturbelassen. Auf den spritzwasserberieselten und von dichtem Moos und Farn überwucherten Felsbrocken kann es manchmal rutschig werden. Dafür sorgen der schattige Wald und das kühle Nass von oben in der sommerlichen Hitze für willkommene Erfrischung.

Weiter führt die Strecke in sonniger, waldfreier Lage durchs offene Wiesental, bevor ein erneuter Abstecher den wilden Charakter der felsigen Wolfsschlucht offenbart. Hier sprudelt es heftig in der tief eingeschnittenen Schlucht. Senkrecht, teils in Überhängen, ragen die Felswände steil über den Köpfen empor. Und tief unten trifft der Blick in der dunklen, schattigen Schlucht auf das tosende Bachbett. Durch das untere Wiesental gelangt man schließlich nach Todtnau, von wo aus ein rund vier Kilometer langer Anstieg zum Todtnauer Wasserfall führt. Liegen und Sitzbänke am Felsufer laden ein zum Entspannen, bevor es über zahlreiche Treppenstufen entlang der tosenden Wassermassen steil bergauf und zurück in die Zivilisation geht. Ende der Tour ist die Bushaltestelle Sternen im Ortszentrum von Todtnauberg.

Alternativ kann der Wasserfallsteig auch als Rundweg mit knapp 22 Kilometern Länge begangen werden. Die zusätzlichen zehn Kilometer führen über den Ennerbach und die Todtnauer Hütte zurück zum Hebelhof am Feldbergpass, dem Beginn der Streckentour.

Info

Wasserfallsteig
Start:
Hebelhof, 79868 Feldberg
Ziel: Hotel Sternen,
79674 Todtnauberg
Streckenlänge:
12,4 km
Höhenmeter: ca. 400

Dauer: 4 Stunden
www.wasserfallsteig.de

 

Geißensprung und Götterpfad

Der Genießerpfad im Nordschwarzwald, die „Alde Gott Pano­ramarunde“, führt rund um Sasbachwalden. Dabei geht es entlang eines sprudelnden Wildbachs zunächst steil bergauf über mehrere alte Holzbrücken und durch die „Gaishölle“, eine enge Felspassage, die ihren Namen dadurch erhielt, dass die Menschen hier früher nur springend wie eine Geiß die steile Schlucht durchqueren konnten. Dort liegen die Gaishöll-Wasserfälle. Sind diese erst einmal überwunden, können die Wanderer sich zwischen Weinbergen und Streuobstwiesen an panoramareichen Ausblicken erfreuen. Hoch über den Köpfen thront die Hornisgrinde. Und eine alte Kornmühle aus dem 18. Jahrhundert kann ebenfalls besichtigt werden.

Auf dem Bild ist die Gaishölle am Genießerpfad

Wer durch die „Gaishölle“ will, muss 13 Brücken über den tosenden Brandbach queren.

Ein Bildstock erzählt von der Herkunft des Namens „Alde Gott“, der ein erleichterter Ausspruch eines Kriegsheimkehrers aus dem 30-jährigen Krieg sein soll. Als dieser in der nahezu aus­gestorbenen Landschaft seiner späteren Frau begegnet sei, habe er ausgerufen: „Der alde Gott lebt noch!“ und vor lauter Glück das Bildstöckchen errichtet haben.

Auch auf dieser Strecke warten Schnaps- und Trinkbrunnen auf durstige Wanderer. Und wer vor Ort gleich noch die Nacht verbringen will, kann dies in einem umgebauten Weinfass beim Hofgut Wild auf originelle Art erleben.

Info

Alde Gott Panoramarunde
Start & Ziel:
Kurhaus „Zum Alde Gott“, 77887 Sasbachwalden
Streckenlänge: 10 km + 3 km Zugangsweg
Höhenmeter: 430
Dauer: 4–5 Stunden

Fotos: © Reinhold Wagner