Wo der Wind pfeift – Schneeschuhwanderung am Feldberg Erkunden & erleben | 03.02.2025 | Marianne Ambs

Schneeschuhtour

Leises Knirschen im Schnee, das Klappern der Schneeschuhe, der Blick geht ins Weite: Wenige Dinge vorausgesetzt, vor allem warme Kleidung und ein bisschen Kondition, ist eine Schneeschuhwanderung ein lohnendes Wintererlebnis für Naturliebhaber.

Es ist frostig an diesem Januarmorgen. Im „Haus der Natur“ auf dem Feldberg haben sich etwa 20 Frauen und Männer eingefunden. Geplant ist eine Schneeschuh­wanderung rund um den Feldberggipfel. Die meisten Teilnehmenden sind blutige Anfänger auf Schneeschuhen. Als diese ausgegeben werden wirken die Wanderer etwas ratlos. Doch bald sind die Schneeschuhe angeschnallt und die Gruppe ist bereit. Es kann losgehen!

Die Wanderführerin hat viel vor: Wir haben die große Schneeschuhwanderung gebucht, die vom Naturschutzzentrum Südschwarzwald (wenn die Schneemenge es erlaubt) bis Ende März jeden Sonntag angeboten wird. Grundsätzlich sei Schneeschuh­wandern für alle Menschen ab etwa acht Jahren geeignet – eine gewisse Fitness vorausgesetzt. Das hat mir bei der Anmeldung zur Tour Dr. Stefan Büchner versichert. Er leitet das „Naturschutzzentrum Südschwarzwald“ und kennt sich mit den Bedingungen am Feldberg bestens aus. „Wir hatten auch schon 80-Jährige dabei“, hat er mich beruhigt. Dann müsste es doch zu schaffen sein, denke ich, als ich vor der Fahrt auf den Feldberg Handschuhe, Mütze, Sonnenbrille und eine Flasche mit heißem Tee in den Rucksack packe. Mit Zug und Bus ist das „Haus der Natur“ gut zu erreichen. Die Bushaltestelle „Feldberger Hof“ ist wenige Schritte vom Haus der Natur entfernt.

Nach einem schweißtreibenden Aufstieg erwarten auf dem Gipfel bizarre Winterlandschaften die Schneeschuhwanderer.

Nach einem schweißtreibenden Aufstieg erwarten auf dem Gipfel bizarre Winterlandschaften die Schneeschuhwanderer.

Orientierung in Pink

Die von der Wanderführerin ausgewählte Route kombiniert die beiden Schneeschuhtrails, die vom „Naturpark Südschwarzwald“ im Feldberggebiet ausgewiesen wurden: den „Seebucktrail“ und den „Gipfeltrail“. Beide Routen sind durchgängig beschildert und beginnen beim Haus der Natur. Wer auf eigene Faust loswandert, kann sich an der in Pink gehaltenen und gut sichtbaren Beschilderung des Naturparks orientieren. Schon seit 2002 unterstützt dieser die Ausweisung von Schneeschuhtrails: Zur besseren Orientierung der Schneeschuhwanderer, aber auch zum Schutz der Tiere, die sich im Winter in die Wälder zurückziehen. Denn der Feldberg, mit 1493 Metern der höchste deutsche Berg außerhalb der Alpen, ist ein Rückzugsgebiet für besondere Pflanzen und Tiere, etwa für die vom Aussterben bedrohten Auerhühner.

Nach den ersten Schritten haben alle Wandernden die Technik verstanden. Wichtig ist es, mit den Schneeschuhen gut aufzutreten, um im harten Schnee Halt zu finden. Denn der sehnlichst erwartete Neuschnee ist ausgeblieben. Nur ein klein wenig hat es in der vergangenen Nacht geschneit, knapp einen Zentimeter. Davon ist wenig zu sehen. Nachdem der Rodelhang und die Skipisten überquert sind, geht es über ein kleines Rinnsal und dann breitbeinig aufwärts in den Wald. Ruhe breitet sich aus: Zu hören ist nur das Knirschen im Schnee und das Klappern der Schuhe. Vor uns sind zarte Tierspuren im Schnee zu erkennen. Wir sind nicht allein im Wald. Nach einigen 100 Metern der erste Halt: Unsere Wanderführerin hat nicht nur viel vor, sie kann auch spannende Details zur Besiedlung des Schwarzwaldes, zum harten Leben der Köhler und Glasbläser im Feldberggebiet und zur schützenswerten Pflanzen- und Tierwelt erzählen. Hier gibt es Eiszeitrelikte, die sonst nirgends im Schwarzwald zu finden sind. In den Alpen schon, weshalb Wissenschaftler den Feldberg als „subalpine Insel“ bezeichnen.

Am schönsten ist es auf dem Feldberg, wenn die Sonne sich blicken lässt: Dann sind sogar die Gipfel der Schweizer Alpen zu sehen.

Am schönsten ist es auf dem Feldberg, wenn die Sonne sich blicken lässt: Dann sind sogar die Gipfel der Schweizer Alpen zu sehen.

Beim Aufstieg zum Seebuck wird es warm unter den Schichten warmer Kleidung. Unsere Wanderführerin empfiehlt uns, die Jacke aufzumachen. Bald ist der Seebuckgipfel erreicht und der erste Teil der Wanderung geschafft: Hier oben pfeift ein eisiger Wind. Wir ziehen die Mützen tiefer in die Stirn und vergraben das Gesicht im Schal. Der Weg zum Seebuck ist gut ausgeschildert und deshalb für Schneeschuhneulinge wie uns geeignet. Auch bei schlechter Sicht ist der Trail gut zu schaffen. Heute ist der Himmel wolkenverhangen; es nieselt ein bisschen, ein wenig Nebel breitet sich aus. Keine optimalen Bedingungen für schöne Aussichten und Panoramablicke in die Ferne. Doch dafür ist sowieso keine Zeit: Schon geht es auf dem Gipfeltrail weiter Richtung Feldberggipfel. Auf der kahlen Kuppe sind einige Snow­surfer unterwegs, bunte Tupfen in der Schneelandschaft. Auf der Aussichtsplattform am Feld-
berggipfel ist kaum etwas zu sehen.
Bei guter Sicht schweift der Blick hier von den Höhen des Hochschwarzwaldes bis zu den Schweizer Alpen.

Die Sonne zeigt sich

Nach dem Aufstieg macht sich leichte Erschöpfung bemerkbar. Eine Einkehr ist jetzt das Richtige! Der Abstieg zur Todtnauer Hütte ist etwas knifflig, aber wenig beschwerlich. Dort erwartet die Schneeschuhwanderer eine wärmende Gulaschsuppe oder ein frisch gebackenes Stück Kuchen.

Schnell sind nach der Pause die Schneeschuhe wieder angeschnallt. Aus dem gemütlichen Rückweg zum Haus der Natur auf der Feldberg-Südseite, den unsere Wanderführerin angekündigt hat, wird aber nichts: Während unserer Einkehr hat sich die Sonne aus den Wolken gekämpft und sie entscheidet sich für eine Variante oberhalb des Panoramaweges. Steil geht es bergauf, wir überqueren verschiedene Wasserläufe und suchen uns einen gangbaren Weg durch Schnee und Eis. Ganz schön anstrengend! Belohnt werden wir durch den ersehnten Blick in die Ferne. Sonnenstrahlen färben die Wolken golden und lassen die Baumriesen noch dunkler erscheinen. Am Horizont sind Richtung Süden die Berggipfel des Hochschwarzwaldes zu sehen: Das Herzogenhorn, der Belchen. Ganz in der Ferne sind die Vogesen zu erahnen. Ein perfekter Abschluss für die gut fünfstündige Schneeschuhtour. Gegen 17 Uhr sind wir wieder am „Haus der Natur“ angelangt. Die Sonne geht gerade unter. Zeit für den Heimweg!

Info

Seebucktrail

Start & Ziel: Haus der Natur
(Verleih von Schneeschuhen
und Teleskopstöcken)
Länge: ca. 4 Kilometer
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Auf-/Abstieg: 170 Höhenmeter

Gipfeltrail (Feldbergrunde)

Start & Ziel: Haus der Natur
Länge: ca. 8 Kilometer
Dauer: 3 bis 4 Stunden
Auf-/Abstieg: 320 Höhenmeter

Anmeldung

Haus der Natur
Dr.-Pilet-Spur 4
79868 Feldberg
Tel. 0 76 76/93 36-0
haus-der-natur-feldberg.de

Auf der Homepage kann ein Schneeschuhflyer mit allen ­wichtigen Infos heruntergeladen werden. Hier gibt es auch das Jahresprogramm des Hauses der Natur mit Vorträgen, Führungen, Seminaren und anderem mehr.

Einkehrtipps

Todtnauer Hütte

Todtnauer-Hütten-Weg 2
79868 Feldberg
Tel.: 0 76 76/3 73
täglich geöffnet
todtnauer-huette.de

St. Wilhelmer Hütte

Hüttenweg 2
79868 Feldberg
Tel.: 0 76 76/3 42
Öffnungszeiten:
Do.–Mo., 10–17 Uhr
sankt-wilhelmerhuette.de

Fotos: © Haus der Natur