Spaziergang oder Wanderung? Doppeltes Schneevergnügen beim Klosterdorf St. Peter Freizeit in der Regio | 03.02.2022 | Tanja Senn

Kirchtürme von St. Peter im Schnee Während Mitte Januar rund um St. Peter Schnee liegt, ist er auf den Zwillingstürmen des Klosters schon weggeschmolzen.

Ein kleiner Winterspaziergang auf geräumten Wegen? Eine abwechslungsreiche Panoramawanderung, bei der der Schnee unter den Füßen knirscht? In St. Peter ist beides möglich: Winterwunder in zwei Varianten.

Grün, braun, ocker – das Farbenspiel der Natur im Dreisamtal ist groß, doch eines fehlt: das heißersehnte Weiß. Die Schilder am Straßenrand geben an, dass es nur noch zehn Kilometer bis St. Peter sind und noch findet sich nicht der kleinste Hinweis auf Schnee. Sollte der anvisierte Schneespaziergang an diesem klaren, frostigen Vormittag tatsächlich ins Wasser fallen?

Schwarzwaldhaus in St. Peter

Kleinode wie dieses Schwarzwaldhaus finden sich auf dem Spaziergang rund um St. Peter.

Doch dann die ersten Hoffnungsträger, während sich die Landstraße den Hügel hinaufwindet: zunächst in Form von kleinen, schmutzig-grauen Flecken, doch schon bald als dünne, in der Sonne glitzernde Fläche. Beim Abbiegen nach St. Peter wird klar: Die Schneegrenze ist gerade so geknackt. Zwar ist das Weiß auf den charakteristischen Zwillingstürmen des Klosters schon dahingeschmolzen, auf den darunter liegenden Dächern hält sich aber noch hartnäckig eine Pulverschicht. Auch beim Aussteigen auf dem Parkplatz „Rossweiher“ direkt hinter dem barocken Gotteshaus knirscht das Eis unter den Stiefeln.

Wer zu einem einstündigen Spaziergang rund um St. Peter aufbrechen möchte, wird dieses Geräusch kaum noch hören. Die breiten Wege auf dieser Tour sind komplett geräumt, so dass man ohne Rutschen und Schlittern den Anblick des Schnees genießen kann. Perfekt für eine Tour mit Kind und Kegel – auch, weil hier kaum Höhenmeter zurückzulegen sind.

Wem das zu viel der „Asphaltdapperei“ ist, der biegt unterwegs aufs Schneefeld ab und verlässt die geräumten Straßen zugunsten von kleinen, verschneiten Pfaden, die mit grandiosen Aussichten und Abschnitten durch den weißen Winterwald bis nach St. Märgen, ins zweite Klosterdorf, führen. Zurück geht es dann ganz gemütlich mit dem Bus, der wieder den Parkplatz „Rossweiher“ ansteuert.

Schneepanorama

Das volle Schneepanorama gibt‘s bei der Wanderung nach St. Märgen.

Der erste Abschnitt der Tour ist jedoch für Wanderer und Spaziergänger gleich. Den Wanderschildern Richtung „Hohackerweg“ folgend, wendet man sich vom Dorfkern ab und folgt der Zähringer Straße bis zum Schweighof. Ein kleines, schiefes Hexenhaus vor dem Bauernhof macht neugierig. In dem winzigen Stübchen brodelt allerdings kein Kessel, stattdessen gibt es hausgemachte Nudeln und frische Bio-Eier zu kaufen, deren Erzeuger auf der Wiese daneben zufrieden picken und scharren.

Direkt hinter dem Hof lässt man die Straße hinter sich und biegt nach rechts in den Hohackerweg ab. Über verzuckerte Felder und Weiden, auf denen Pferde versuchen, durch die Schneedecke ans Gras zu kommen, geht es flotten Schrittes weiter. Eine Querung der Landesstraße und schon steigt der Weg sacht an Richtung „Schmittenbach“.

Welches Wegerl hätten’s denn gern?

An diesem Wegpunkt angekommen, wird die Entscheidung fällig: Dürfen es heute die noch rund sechs Kilometer nach St. Märgen sein oder soll der Spaziergang auf einer weiten Runde um St. Peter schon langsam wieder ausklingen? Eine schöne Aussicht ist bei beiden Varianten garantiert: Die wenigen Höhenmeter haben schon ausgereicht, um die Sicht auf die Dächer des malerischen Dorfes und die gotische Fassade des Klosters freizugeben. Dahinter erhebt sich ein winterliches Schwarzwaldpanorama mit Weitblick bis zum Feldberg.

Panorama Aussicht im Schnee

Wer die nächsten Höhenmeter Richtung St. Märgen auf sich nimmt, merkt, dass sich diese Aussicht tatsächlich noch toppen lässt: Aus dem Dunst, der über der Rheinebene liegt, erheben sich in der Ferne die verzuckerten Vogesen. Zudem wird die Schneedecke mit jedem Höhenmeter dicker, so dass der leichte Flaum im Ort mittlerweile einer dicken, glitzernden Schicht gewichen ist. Nach dem Querfeldeinmarsch auf dem knirschenden Schnee ist es frustrierend, dass so schnell wieder der Asphalt folgt – doch sind es nur wenige hundert Meter, bis der Weg kurz vor einem Waldparkplatz nach rechts auf einen schmalen Pfad in den Winterwald abbiegt.

Die Strecke nach St. Märgen ist mit handgeschriebenen Holzschildern und der gelben Raute des Schwarzwaldvereins kaum zu verfehlen. Vogesen- und Kapfenkapelle bilden zwei malerische Wegpunkte, die unverhofft mitten im Nirgendwo auftauchen. Unterwegs geben Lücken zwischen den duftenden Nadelbäumen immer wieder den Blick aufs Schwarzwaldpanorama frei. Bei der Kapfenkapelle lassen sich dann sogar die beiden Klosterdörfer gleichzeitig erspähen.

In dieser wunderschönen Landschaft verwundert es nicht, dass es die Natur gewesen sein soll, die die Mönche einst dazu bewogen hat, sich in St. Märgen niederzulassen und um 1118 ein Kloster zu gründen. Neben der barocken Kirche „Mariä Himmelfahrt“ ist normalerweise auch das Kloster-Museum mit seinem umfassenden Einblick in die Schwarzwälder Uhrengeschichte einen Besuch wert. Momentan ist es allerdings aufgrund des hohen Infektionsgeschehens geschlossen. Mit dem regelmäßig fahrenden Bus (am Wochenende etwa alle zwei Stunden, unter der Woche öfter), kommen erschöpfte Wanderer wieder nach St. Peter zurück. Alle anderen können den Rückweg über den Zwerisberg antreten.

Locker leicht spazieren

Spaziergänger folgen unterdessen ab dem Wegpunkt „Schmittenbach“ den Schildern zurück nach St. Peter. Vorbei an Ingritthof und Dohlenhäusle bleiben die Kirchtürme immer in Sichtweite, bevor es durch eine Unterführung unter der Landesstraße hindurch geht. Wer auf den geräumten Straßen bleiben möchte, folgt der Wanderraute, schöner ist allerdings der Pfad um das Jägerhaus herum. Daran lässt sich eine Runde um den vereisten Badweiher mit seinem großen Spielplatz anschließen, und schon sind es nur noch wenige Minuten am fröhlich gluckernden Elzmattenbach entlang, bevor man den Ausgangspunkt wieder erreicht.

Pferde im Schnee

Ein Abstecher in den Ortskern ist allerdings fast ein Muss – entweder, um sich mit sahnigen Torten im Café Martin zu stärken oder um der Klosterkirche mit ihrem prächtigen barocken Innenraum einen Besuch abzustatten.

Info

Spaziergang rund um St. Peter
Länge: 3,7 km
Dauer: 1 ¼ Stunden
Auf- und Abstieg:
je 58 Höhenmeter

Wanderung nach St. Märgen
Länge: 8,6 km (ohne Rückweg)
Dauer: 3 Stunden
Aufstieg: 323 Höhenmeter
Abstieg: 142 Höhenmeter

Start & Ziel beider Touren:
Parkplatz „Rossweiher“, St. Peter

Fotos: © Tanja Senn