Gegen den Puls: Winterwanderung mit Biathlontraining Freizeit | 12.02.2022 | Philip Thomas

Redakteur Philip Thomas am Schießstand des Nordic Center Notschrei Am Schießstand des Nordic Center Notschrei ist Konzentration und ein ruhiger Puls angesagt.

In der kalten Jahreszeit verwandelt die weiße Pracht den Hochschwarzwald in eine atemberaubende Wintersportlandschaft. REGIO-Autor Philip Thomas hat die Luft angehalten und die Scheiben auf dem Schießstand des Nordic Center Notschrei ins Visier genommen.

Die Luft ist klar auf 1050 Metern am Kurhaus in Todtnauberg. Zwischen hellblauem Himmel und schneeweißem Boden führen die Straßen des 700-Seelen-Ortes bergauf, vorbei an modernen Urlaubsdomizilen und bis zu 400 Jahre alten Häusern mit den schwarzwaldtypisch weit heruntergezogenen, holzschindelbedeckten Fassaden und Dächern. Nicht jedes ist noch bewohnt, verrät ein Blick durch die Fensterscheiben. Gen Süden reicht das Auge heute bis in die Alpen. Am Horizont ragen die markanten Umrisse von Eiger und Jungfrau bis über die Wolkendecke. 

Hinter dem Radschert biegt der Pfad in einen Tannenwald ab. Den Namen verdankt der Ortsteil dem ehemaligen Bergbaueinstieg „Radschacht“. Vom 11. bis 16. Jahrhundert wurde in dem Gebiet nach Eisenerz und Silber geschürft, der längste Stollen schlängelte sich 1100 Meter in den Berg. Weit darüber trägt heute knöchelhoher Pulverschnee die Wanderer durch weiße Vegetation, das Holzschlagbachtal und schließlich auf sanfter Steigung bis nach Muggenbrunn.

Spuren im Schnee

Spuren im Schnee: Neben der Loipe finden sich noch weitere Abdrücke.

Neben die vielen Fußstapfen und schnurgerade Langlaufloipe gesellen sich nach einer Stunde weitere Spuren: Gestreckt-ovale Ballenabdrücke unter feinen Krallen zeichnen sich im tiefen Schnee ab. Gehören sie zu einem Hund, einem Fuchs oder gar einem Wolf? Immerhin streunen nach 150 Jahren wieder drei Tiere durch den Schwarzwald. Bald biegen die Trittsiegel wieder in den verschneiten Wald ab. Ob sie tatsächlich Meister Isegrim gehören, bleibt ungeklärt.

Laser statt Blei

Ziel dieser Winterwanderung ist ohnehin die Biathlon-Anlage des Nordic Center Notschrei. Wo im Sommer Nationalmannschaften aus Frankreich und der Schweiz schießen, dürfen heute Anfänger abdrücken. Geschossen wird nicht mit Blei, sondern mit Licht. Die rund vier Kilogramm schweren Sportwaffen nehmen ihre Ziele mit Lasern aufs Korn. Rückstoß haben die Gewehre deswegen nicht. Auch die Variable Wind fällt weg. Sonst sind die Büchsen baugleich: Fünf virtuelle Patronen sind elektrisch in einem kleinen Magazin gespeichert. Nach jedem Schuss muss repetiert werden. Der Knall kommt aus Lautsprechern am Ende der Anlage. 

Schneelandschaft

Vanessa Bühler macht vor, wie es geht: Mit konzentriertem Blick durch den Diopter, über den Lauf und durch das Ringkorn visiert die ehemalige Biathletin ihre Ziele in 50 Metern Entfernung an. Die fünf 4,5-Zentimeter-Scheiben am anderen Ende der Anlage haben gegen die Leiterin der Skischule Notschrei-Loipe keine Chance. „So einfach, wie es aussieht, ist es leider nicht“, scherzt die Athletin nach fünf Treffern. Bei den Anfängern verfehlt mancher Schuss sein Ziel. Immerhin: Strafrunden müssen hier heute nicht gedreht werden. 

Biathlon ist nicht nur eine Sportart gegen die Uhr, sondern auch gegen den Puls. Aber selbst ohne Herzklopfen und Skifahrt in den Knochen ist es eine Herausforderung, eine ruhige Hand zu behalten und das rund vier Kilogramm schwere Gewehr im Stehen zu stabilisieren. Viele Profis halten deswegen den Atem an, kurz bevor sie feuern, verrät Bühler. Ein guter Tipp: Zielen, einatmen, ausatmen, Luft anhalten, abdrücken – gerade im Liegen auf einer Gummimatte gelingen so einige Treffer.

Schnell werden die Schatten auf dem Schießstand länger und die Schützen machen sich schließlich bei Einbruch der Dunkelheit auf den Rückweg nach Todtnauberg. Zum Durchatmen ist es aber noch zu früh: Als der Linienbus durch die Serpentinen zurückfährt und die Sonne im Süden des schneebedeckten Hochtals untergeht, stockt der Atem gleich noch einmal.

Winterwanderung mit Biathlon-Feeling

Geführte Wanderung mit Schießtraining
Strecke:
6,5 Kilometer
Auf- und Abstieg:
160 Höhenmeter
Gehzeit:
2 Stunden
Termine:
9. & 23. Februar und
16. März, je 14.15 Uhr

Anmeldung in Tourist-Informationen im Hochschwarzwald, online oder unter
Tel.:
07652/12 06 30
Preis: 15 Euro

Fotos: © Philip Thomas