Lockere, duftige Erde: erfolgreich gärtnern mit eigenem Kompost Haus & Garten | 30.04.2020 | Heide Bergmann

Topf_mit_Erde

In der Natur gibt es keinen nutzlosen Abfall. Verwelkte Blumen, Pflanzenschnitt und Küchenreste verwandeln sich im Kompost in hochwertige Erde. Ein perfektes, kostenloses Upcycling, geschaffen durch unzählige Mikroorganismen und Bodentiere.

Jetzt im Mai werden Tomaten, Kürbisse, Gurken und Zucchini in die Beete gepflanzt. Diese Starkzehrer lieben es, wenn ihre Wurzeln in dunkler, lockerer Komposterde austreiben. Glücklich, wer einen Kompost besitzt und sich jetzt reichlich davon bedienen kann. Eigener Kompost ist mit keinem gekauften Substrat vergleichbar. Er ist lebendig. Wenn er gesiebt ist, fühlt er sich weich und krümelig an und duftet nach Waldboden. Er enthält Inhaltsstoffe wie Phosphor, Kalium, Magnesium, Stickstoff und Spurenelemente. Außerdem Huminstoffe, die den Boden auf Dauer fruchtbar machen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Kompost den Luft- und Wasserhaushalt verbessert und den Boden lebendig hält. Dadurch wachsen die Pflanzen gesünder. Ob für Aussaaten, Gemüsesetzlinge oder Blumenstauden – mit Kompost hat man mehr Erfolg und dadurch mehr Freude im Garten. Grund genug, dem grünen „Abfallhaufen“ mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Da ist zunächst die Platzfrage. Ein Kompost braucht Schatten und genügend Fläche, damit er sich bequem von den Seiten her bearbeiten lässt. Man rechnet, bei einer Gemüse-Anbaufläche von 100 Quadratmetern, cirka sechs bis acht Quadratmeter. Der Kompost kann entweder als Haufen aufgeschichtet werden oder es kommt ein Lattenkomposter aus dem Handel zum Einsatz. Es hat sich bewährt, mit zwei Behältern bzw. zwei Komposthaufen zu arbeiten: Zunächst sammelt man alles, was im Sommer an Gartenabfällen anfällt auf einem Haufen. Ist dieser groß genug, setzt man ihn um. Während er vor sich hin rottet, beginnt man, einen zweiten Haufen aufzuschichten.

Für kleine Gärten, Hinterhöfe oder Balkone bieten sich alternative, platzsparende Systeme an wie Wurmkomposter oder Bokashi. Sie funktionieren jedoch auf andere Weise. Hier verrotten die Abfälle in geschlossenen Behältern. 

Kompost

Ein Kompostmagen verträgt viel: Gut gepflegt, verwandelt er Laub, Ästchen, verdorrte Stängel, Pflanzen- und Küchenabfälle im Laufe von etwa eineinhalb Jahren in fruchtbare Pflanzerde.

Es wird viel darüber diskutiert, was auf den Kompost darf und was nicht. Man sollte das nicht dogmatisch sehen. Ein Kompost ist fruchtbar, wenn er aus vielen verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt ist. Daher der Name „Kompost“ vom Lateinischen compositum, „das Zusammensetzte“. Laub, Ästchen, verdorrte Stängel, Pflanzenabfälle vom Jäten, Rasenschnitt, Küchenabfälle, Holzasche oder Haarschnitt dürfen auf den Haufen. Ein Kompostmagen verträgt viel. Einige Ausnahmen gibt es allerdings: Man sollte nur Bananen- und Zitrusschalen aus Bio-Anbau hineintun, Fleisch- und Speisereste vermeiden, weil sie Ratten anlocken, und bei kranken oder mit Schädlingen befallenen Pflanzen ist Vorsicht angebracht. Auch große Mengen an Walnuss- oder Eichenblättern wandern besser nicht auf die Rotte. Sie enthalten Gerbstoffe, die das Bodenleben behindern.

Manche mögen’s heiß

Die Balance sollte stimmen. Nasse, eiweißhaltige Abfälle wie Rasenschnitt oder Küchenabfälle brauchen als Gegenspieler trockenes, zellulosehaltiges Material und umgekehrt. Stängel und Ästchen bereits beim Aufsetzen klein schneiden, etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter, und alle Materialien gut vermischen. Dann können Pilze und Bakterien bereits mit der Arbeit beginnen. Wenn ein Kompost genügend Luft, Feuchtigkeit und Wärme bekommt, dauert die Rotte eineinhalb Jahre. Durch Umsetzen lässt sich dieser Prozess beschleunigen. Am besten arbeitet man mit einer Mist- oder Grabgabel und wendet den Haufen Schicht um Schicht. Dabei angerottetes mit frischem Material vermischen, nasses mit trockenem. Was oben liegt, kommt nach unten, was außen ist, nach innen.

Nach dem Umsetzen wird der Kompost heiß. In dieser Phase bauen Pilze und Bakterien das leicht zersetzbare Eiweiß ab. Dabei entwickeln sie Hitze, in einem Hauskompost wird es je nach Volumen 40–50 Grad warm: je heißer, desto hygienischer, denn dann werden Krankheitserreger und Unkrautsamen dezimiert. Nach der Hitzephase sinkt der Haufen in sich zusammen. Jetzt kommen die Bodentiere zum Einsatz. Asseln, Käfer, Springschwänze, Tausendfüßler, Spinnen und Kompostwürmer fressen und verdauen, was das Zeug hält. Wenn alles durchgekaut, verarbeitet und ausgeschieden wurde, ist der Kompost reif. Gesiebt und zwei Zentimeter dick auf die Beete verteilt, bietet die Erde optimale Bedingungen zum Aussäen.

Reifer Kompost

Wird der „reife“ Kompost gesiebt, bleiben grobe Bestandteile zurück und die kleinkrümelige, wunderbar duftende Erde kann auf den Ansaat-Beeten verteilt werden. Dort bietet sie optimale Wachstumsbedingungen für Starkzehrer wie Tomaten, Gurken und Zucchini.

Ist die Rotte zur Pflanzzeit noch nicht fertig – kein Problem. Tomatenpflänzchen kommen auch mit halb verrottetem Kompost zurecht. Gibt man ihn ins Pflanzloch, setzen die Organismen undercover ihre Arbeit fort – sehr zum Nutzen der Tomaten.

Fotos: © Heide Bergmann