Tierisch willkommen! Bienenfreundliche Gärten Haus & Garten | 20.05.2021 | Kristina Uhl

Gehörnte Mauerbiene auf Birnenblüte

Den Garten in eine Bienen-Oase verwandeln. Damit das gelingt, bietet das Konstanzer Unternehmen Pollinature eine ganz besondere Lösung: Es verkauft Wildbienen-Hotels und verschickt die Bewohner dafür gleich mit. Eine gute Idee?

Die erste warme Frühlingssonne lockt nicht nur die Menschen ins Freie, sondern auch viele Insekten. Wildbienen, die den Winter über als Larven ausgeharrt haben, strecken ihre Köpfe aus den Löchern. Bald machen sie sich auf die Suche nach Nektar und Pollen.

In den vergangenen 30 Jahren ist die Zahl der Insekten in Teilen Deutschlands um etwa 75 Prozent zurückgegangen. Von den 580 verschiedenen heimischen Wildbienenarten steht die Hälfte auf der Roten Liste. 25 Arten sind vom Aussterben bedroht, 38 sind bereits verschwunden.

Um diesen Trend aufzuhalten, können auch Privatpersonen einiges tun: zum Beispiel ein Bienenhotel aufstellen. Das BeeHome der Konstanzer Firma Pollinature hat sogar noch eine kleine Besonderheit: Zum Häuschen gibt es zusätzlich 25 Mauerbienen, die als Kokons in einem Röhrchen zugeschickt werden. Per Post. Anschließend setzen die neuen Bienen-Wirte das Röhrchen ein und können so gleich im ersten Jahr beim Schlüpfen zuschauen.

Bienen per Post

Das klingt nach einer tollen Idee. Aber man sollte aufpassen, was für ein Bienenhotel man kauft, so Alexandra-Maria Klein, die an der Universität Freiburg zu den emsigen Insekten forscht. „Viele Bienenhotels bestehen aus Tropenholz, und die Bienen können sich an Holzsplittern verletzen“, warnt sie. Auch das Verschicken einer Startpopulation sieht die 48-Jährige kritisch. Oft wisse man nicht, woher die Bienen stammen. Außerdem „werden so einige wenige Arten gefördert, die sowieso recht häufig vorkommen.“ Schließlich leben in Baden-Württemberg rund 460 verschiedene Wildbienenarten. „Einige davon kommen mit einem Hotel von ganz alleine.“

Hornklee

Wichtig ist, für genügend Nektar-Tankstellen zu sorgen. Dazu gehört „Unkraut“ wie Hornklee.

Holger Thissen von Pollinature sieht das BeeHome hingegen als gute „Starthilfe, um einen einfachen Zugang zu Wildbienen zu schaffen“. Mit ihm bekämen sie Menschen dazu, sich für Wildbienen zu interessieren, die man sonst nicht dazu bringen würde. „Es wäre toll, wenn es dieses Angebot nicht bräuchte“, sagt der 48-Jährige, allerdings müsse noch viel mehr für die Bienen getan werden. Tropenholz kommt beim BeeHome nicht zum Einsatz: Das Hotel wird in Deutschland aus nachhaltig angebautem Kiefern- oder Birkenholz hergestellt, die Bienen stammen aus eigener Vermehrung.

Neben einem Bienenhotel schlägt Klein vor, abgeschnittene Brombeerstängel auf dem Boden zu schichten oder vertikal aufzuhängen, um Hohlraumnistern einen Platz zu bieten. Aber nicht alle Bienen leben in Hohlräumen. „Etwa 70 Prozent der Wildbienenarten leben im Boden“, sagt die Naturforscherin. Daher sei es wichtig, „einen trockenen, ungedüngten und pestizidfreien Boden zu schaffen, der wenig bepflanzt ist“.

Nektar das ganze Jahr

Einig sind sich beide darin, dass Balkone und Gärten Insekten mehr Nahrung bieten müssen. Doch Achtung: Nicht jede blühende Pflanze stellt den Bestäubern auch Nahrung zur Verfügung. Forsythien zum Beispiel sehen im Frühjahr toll aus, haben aber keinerlei Nektar oder Pollen. Auch gefüllte Blüten und viele duftende Rosen sind für Insekten ungeeignet. Ganz im Gegensatz zu Weiden, vielen heimischen Frühblühern, Obstbäumen oder Beerenfrüchten.

„Auch Klee und Löwenzahn bieten über einen langen Zeitraum hinweg Nahrung“, sagt Klein. „Und mit Reseden, Natternkopf und Efeu lockt man sogar Bienen an, die sich auf diese Pflanzen spezialisiert haben“, so die Professorin weiter. Wer auch Schmetterlingen Nahrung spenden will, kann Schmetterlingsflieder pflanzen. Da dieser sich schnell ausbreitet, hat sie einen Tipp: Blüten abschneiden, bevor die Samen sich verteilen.

Wie im beginnenden Frühling, so wird auch im Herbst das Nahrungsangebot immer dünner. Damit die spät fliegenden Bienen noch genügend Nektar-Tankstellen finden, können Gärtnerinnen und Gärtner das pflanzen oder wuchern lassen, was viele als „Unkraut“ bezeichnen: aufrechter Ziest, Hornklee, Rainfarn oder Taubnessel. Wenn es nach Thissen ginge, sollte man das oft ungeliebte Gewächs stehen lassen und schätzen lernen. Also: Einfach mal den Rasenmäher ruhen lassen und bei einem Sonnenbad den fleißigen Insekten bei der Arbeit zuschauen.

Info

Viele Wildstauden bieten den Bienen über mehrere Jahre ein reichhaltiges Nektar- und Pollenbuffet. Einige davon blühen den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein:

Saat-Esparsette (Mai – September)
Wiesen-Salbei (Mai – August)
Tauben-Witwenblume (Mai – Oktober)
Rundblättrige Glockenblume (Mai – September)
Gelber Wau (Mai – September)
Färberkamille (Juni – September)
Ochsenauge (Juni – September)

Fotos: © BeeHome; Pixabay