Wachsende Vorfreude – Aussaaten und Anzuchten Haus & Garten | 07.02.2025 | Frank von Berger

keimlinge keimlinge

Noch ruht der Garten weitgehend im Winterschlaf, Ausnahmen wie Krokusse und Schneeglöckchen mal ausgenommen. Für echte Gartenfans beginnt die Saison aber bereits, bevor es wirklich Frühling wird. Schon jetzt können erste Aussaaten auf der Fensterbank gemacht werden. Manche Gemüsearten und einige Sommerblumenarten brauchen als Starthilfe eine Vorkultur im Warmen.

Jedes Jahr wieder ist es eine große Freude, aus all den bunten Samentütchen nach Herzenslust auszuwählen, was in der kommenden Saison im Garten wachsen soll. Das Sortiment an Gemüsearten und -sorten, Kräutern und Sommerblumen ist riesig. Wer in Fachgeschäften nach Samen sucht, findet dort in jedem Frühjahr viele neue Sorten. In den gedruckten Katalogen von Gartenversendern oder bei Anbietern im Internet ist die Auswahl sogar noch viel größer. Aber so verlockend es sein mag – für alles Gewünschte ist wohl auch in diesem Jahr wieder nicht genug Beetfläche im Garten vorhanden. Die Entscheidung, welche Favoriten diesmal das Rennen machen, ist immer schwierig, aber nötig.

In feinkrümeliger Aussaaterde bilden die jungen Keimlinge tiefe, gut verzweigte Wurzeln.

In feinkrümeliger Aussaaterde bilden die jungen Keimlinge tiefe, gut verzweigte Wurzeln.

Beim Gemüse, etwa bei Zucchini, stellt sich natürlich die Frage: Lohnt sich die Aussaat und Anzucht? Sollten die oft wenigen Quadratmeter im Nutzgarten nicht lieber für besondere Gemüseschätze reserviert werden? Besonders lohnen ganz gewiss kulinarische Köstlichkeiten, die es eher selten oder gar nicht im Handel zu kaufen gibt. Bei vielen stehen da Tomaten an erster Stelle. Im Supermarkt und auf den Wochenmärkten finden sich meist nur die üblichen Standardsorten. Passionierte Tomatenfans sind aber begeistert vom intensiven Aroma historischer Sorten wie ‚Berner Rose‘, ‚Andenhorn‘ oder ‚Ochsenherz‘, die sonnenwarm und frisch gepflückt wirklich köstlich schmecken. Sie werden von kommerziellen Erzeugern meist nicht angebaut, weil die Früchte entweder schlecht transportfähig oder die Pflanzen etwas anspruchsvoller in der Kultur sind. Aber im eigenen Garten lohnt sich ein Versuch mit den alten Sorten auf jeden Fall. Und wer keinen wirklich grünen Daumen hat und lieber auf Nummer sicher gehen möchte: Moderne, resistente Hybridzüchtungen wie ‚Mountain Magic F1‘ oder ‚Philovita F1‘ sind ebenso aromatisch, aber gleichzeitig auch robust. Sie können mitunter sogar der gefürchteten Kraut- und Braunfäule widerstehen. Aber Achtung: Alle Hybridsorten, auch die anderer Gemüsearten, sind nicht sortenfest. Sie können also nicht durch selbst gesammelte Samen weiter vermehrt, sondern müssen jedes Jahr neu gekauft werden.

Sind die Favoriten ausgewählt, kann die Aussaat ab Mitte Februar beginnen, damit die Jungpflanzen später kräftig genug zum Auspflanzen sind. Doch nicht alle Gemüse und Sommerblumen sollten jetzt schon vorgezogen werden. Gurken, Zucchini und Kürbisse, sowie manche einjährigen Sommerblumen wie Kapuzinerkresse, keimen und wachsen rasch. Sie werden deshalb erst deutlich später, meist erst Ende April oder Anfang Mai, und dann oft gleich im Freiland ausgesät. Für die richtige Aussaatzeit lohnt sich daher ein Blick auf das Kleingedruckte auf den Samentütchen. Dies gilt insbesondere auch für die Angabe der Keimfähigkeit, denn altes Saatgut taugt nicht mehr viel. Samen von Tomaten und Paprika behalten bei dunkler, trockener Aufbewahrung ihre Keimfähigkeit etwa fünf Jahre lang. Die Samen der meisten Sommerblumen sind weniger lange lagerfähig.

Gut markiert, leicht feucht gehalten, eventuell abgedeckt mit Folie oder einer Glasscheibe, keimen die Samen rasch. Die Keimlinge brauchen dann viel Sonne, Licht und etwas Wasser, um sich zu prächtigen Jungpflanzen zu entwickeln.

Gut markiert, leicht feucht gehalten, eventuell abgedeckt mit Folie oder einer Glasscheibe, keimen die Samen rasch. Die Keimlinge brauchen dann viel Sonne, Licht und etwas Wasser, um sich zu prächtigen Jungpflanzen zu entwickeln.

Die Samen der meisten Gemüsearten werden einzeln im Abstand von einem Zentimeter in flache Saatkisten ausgesät, nur dünn mit Erde bedeckt und vorsichtig angegossen. Küchenkräuter wie Petersilie und Schnittlauch sowie Sommerblumen wie Vanilleblume, Löwenmaul und Leberbalsam werden stattdessen meist breitwürfig statt einzeln ausgesät, weil deren Samen so klein sind. Achten Sie bei der Aussaat am besten auf die Empfehlungen auf den Samentütchen. Dort steht auch, ob es sich bei den Pflanzen um Lichtkeimer handelt (die Samen dieser Arten werden nur aufgestreut und nicht mit Erde bedeckt) oder Dunkelkeimer (die brauchen eine Deckschicht aus Erde, um zu keimen). Aussaaterde aus dem Fachhandel eignet sich übrigens besser als normale Blumenerde, weil sie sterilisiert und besonders feinkrümelig ist. Eine rasche Keimung wird durch eine Abdeckung mit Folie, einer transparenten Kunststoffhaube oder einer Glasscheibe gefördert.

Fit für den Frühling

Sind die ersten echten Blättchen über den Keimblättern erschienen, können die Sämlinge vereinzelt und zum weiteren guten Gedeihen in kleine Töpfchen mit handelsüblicher, vorgedüngter Blumenerde gepflanzt werden. Diese werden dann auf der hellen Fensterbank weiter aufgepäppelt, bis sie groß genug zum Auspflanzen sind. Wichtig ist es, an sonnigen, warmen Tagen die Abdeckung stundenweise zu entfernen und damit ausreichend zu lüften. Die Luftzirkulation beugt Pilzbefall vor, und die Jungpflanzen werden dann nicht zu sehr mit Wärme verwöhnt. Denn wenn die Sämlinge zu viel Wärme, Licht und Feuchtigkeit erhalten, bekommen sie lange Stängel, werden instabil und anfällig für Krankheiten.

Gemüse und Sommerblumen selbst auszusäen und heranzuziehen ist ein Hobby, das zwar etwas Arbeit, aber auch viel Freude macht. Denn die Vorfreude auf gesunde, selbst gezogene Pflanzen wächst gleichzeitig mit den Sämlingen. Außerdem spart die Selbstanzucht bares Geld für getopfte Setzlinge aus dem Handel. Die können immer noch zugekauft werden, wenn die Anzucht nicht ganz so erfolgreich verläuft wie gehofft, oder wenn neue, verlockende Varietäten, etwa auf Pflanzenmärkten, entdeckt werden.

Tomatenfans ziehen köstliche aromatische Sorten wie ‚Andenhorn‘, die kommerziell selten angebaut werden, einfach selbst.

Tomatenfans ziehen köstliche aromatische Sorten wie ‚Andenhorn‘, die kommerziell selten angebaut werden, einfach selbst.

Fotos: © Freepik.com, Frank von Berger