Willkommen in der Idylle – Garten Herrenmühle in Bleichheim Haus & Garten | 02.07.2022 | Frank von Berger

Wasserbecken der Herrenmühle Der Vorhang aus weißen Glyzinen spiegelt sich im Teichbecken der Herrenmühle.

Mediterranes Flair im Senkgarten, Blütenpracht vor Buntsandstein, schattenliebende Stauden unter hohen Bäumen: Wenn Hansjörg Haas sein privates Gartenreich im Sommer für Besucher öffnet, heißt es schauen, staunen und genießen. Gartenkunst auf höchstem Niveau ist im facettenreichen Paradies rund um ein historisches Gebäudeensemble zu bewundern.

Am Rand der kleinen Ortschaft Bleichheim bei Herbolzheim liegt, etwas versteckt, rund um ein historisches Fachwerkhaus, der sehenswerte „Garten Herrenmühle“. Das ehemalige Mühlengebäude ist Teil eines historischen Ensembles mit Herrenhaus, Jägerhaus, Brennhäusle und Scheune. Erstmals erwähnt wurde es im Jahr 1529 als „Scheublinsmühle“, aber seit Langem hat sich vor Ort der Name „Herrenmühle“ etabliert. Vor rund zwölf Jahren wurde das alte Gemäuer liebevoll und sorgfältig restauriert. Gleichzeitig entstand die facettenreiche, etwa 3000 Quadratmeter große Gartenanlage. Wenn Hansjörg Haas, der Schöpfer dieses Gartens, seine Idylle an einigen Tagen im Jahr für Besucher öffnet, begrüßt er die Gäste meist persönlich. Vom Eingangspavillon führen ein paar Stufen hinab zum kreisrunden Vorplatz zwischen dem ehemaligen Mühlengebäude – heute Wohnhaus – zu einem Gewächshaus in viktorianischem Stil und zu einem rustikalen Schuppen mit Mauern aus Buntsandstein.

ehemalige Herrenmühle mit Teilen des Gartens

Im Garten um die ehemalige Herrenmühle im malerischen Fachwerkstil gibt es allerlei Exotisches zu entdecken, zum Beispiel die leuchtenden Steppenkerzen (u.)

Kein Zweifel, dass hier mit Kenntnis und Geschmack gegärtnert wird, wie die Farbstimmung mit weiß und blau blühenden Pflanzen vor rotem Sandstein beweist. Ein paar Schritte noch, dann bietet sich eine vielversprechende Sicht auf verschiedene Gartenbereiche: links der Senkgarten mit mediterranem Flair, rechts der von hohen alten Bäumen beschattete Bereich mit Blattschmuckstauden und Formschnittgehölzen. Geradeaus geht es zum Bleichbach, der einstmals wohl auch Grund für den Bau der Herrenmühle war. 

Weg mit Steppenkerzen

Spannungsreiches Miteinander

Wer sich von hier nach links wendet, wird auf einem geschwungenen Kiesweg durch reizvoll bepflanzte Staudenrabatten zur großen Pergola am Ende des Grundstücks geleitet. Glück für den Gartengestalter: Der Blick über die Mauern in Nachbars Garten erweitert die Perspektive, und die „geliehene Landschaft“ lässt den ohnehin schon weitläufigen Garten noch größer erscheinen. Wer den Blick von der breiten, mit der rustikalen Pergola überdachten Terrasse zurück aufs Haus lenkt, sieht ein langgestrecktes formales Wasserbecken, flankiert von gemischten Rabatten. Gemischt heißt hier: Stauden, Gehölze und Zwiebelpflanzen ergänzen sich perfekt zu einem harmonischen, aber auch spannungsreichen Miteinander. Über eine gepflegte Rasenfläche gelangt man zurück zum Haus und zum links daran anschließenden Senkgarten. Leise gluckert dort ein historischer Wandbrunnen, eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein. Hier hat Hansjörg Haas neben Zitrusgewächsen in Töpfen exotische Kostbarkeiten wie Zistrosen (Cistus), Olivenbäumchen und südamerikanische Feijoa (Acca sellowiana), auch brasilianische Guave genannt, ausgepflanzt.

Weg mit Bluetenstauden

Schön angelegte Wege mit vielfältigen Stauden verbinden die unterschiedlichen Gartenbereiche.

Der jüngste Gartenteil ist der Schattengarten, der sich unter großen, alten Laubbäumen ausbreitet. Hansjörg Haas gesteht: „Dieser Bereich war die größte Herausforderung, denn die Bäume beschatten diesen Gartenteil im Sommer stark.“ Weil im Frühjahr, vor dem Laubaustrieb, mehr Licht auf den Boden gelangt, hat der Gartenexperte hier vor allem auf Frühjahrsblüher wie Lenzrosen (Helleborus), Lerchensporn und Zwiebelpflanzen gesetzt. Im Sommer zieren dekorative Blattschmuckstauden wie Funkien und Farne sowie weiß blühende Hortensien die Beete und beweisen, dass auch im Schatten schöne Pflanzen gedeihen.

Porträt: Gartenbauingenieur Hansjörg Haas

Gartenbauingenieur Hansjörg Haas gestaltet seinen Garten mit viel Liebe.

Der studierte Gartenbauingenieur versteht es, in seinem Garten nahezu ganzjährig für Hingucker zu sorgen: Im Frühjahr blühende Tulpen und andere Zwiebelgewächse werden zu Beginn des Sommers von prächtigen Irisgruppen abgelöst. Besonders spektakulär ist im Mai die Blüte der weißen Glyzine (Wisteria sinensis) an der Pergola. Die langen Blütentrauben der mehrjährigen Kletterpflanze spiegeln sich dann dekorativ im formalen Teichbecken. Dieses Wassermotiv wurde von Hansjörg Haas bewusst angelegt, um an die Geschichte der Herrenmühle zu erinnern. Im Hochsommer ziehen neben dem Gewässer elegante Stauden wie Steppenkerzen (Eremurus) und grazile Gräser die Blicke der Besucher auf sich. Dieser Garten bietet zu jeder Jahreszeit neue botanische Höhepunkte in perfekt gepflegtem Ambiente. Hier gibt es immer wieder faszinierende Pflanzenkombinationen zu bestaunen.

Die Beete werden allerdings nicht jedes Jahr neu bepflanzt. Hansjörg Haas sagt: „Die Struktur der Pflanzungen bleibt über die Jahre bestehen, aber alle zwei bis drei Jahre wird sie durch neue Pflanzenarten ergänzt oder bereichert.“ Ändern möchte er an der Anlage vorerst nichts. „Seit der Planung hat sich der Garten in der jetzigen Form bewährt: Wege, Plätze, Beete – alles funktionierte glücklicherweise von Anfang an so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“ Kein Wunder, denn der Schöpfer des Gartens hat nicht nur Gartenbau studiert, sondern ist auch sonst im grünen Bereich äußerst aktiv. Er schreibt Gartenbücher, hält Vorträge, gibt Kurse und organisiert die Tage der offenen Gartentür im Landkreis Emmendingen. Wer neugierig geworden ist, kann im Sommer dem „Garten Herrenmühle“ einen Besuch abstatten. 

Info

Garten Herrenmühle
Schlossplatz 2
79336 Herbolzheim-Bleichheim
Tel.: 07643/40137
www.herrenmuehle-bleichheim.de

Öffnungszeiten:
Sonntags: 10.7., 14.8., 11.9. und 9.10., 13–18 Uhr
Jeden 2. und 4. Freitag im Monat (bis September), 15–18 Uhr
Coronabedingte Änderungen sind möglich, genaue Infos online
Eintritt: 5 Euro pro Person

Fotos: © Frank von Berger