Naturschützer aus Leidenschaft: Peter Stratz aus Simonswald Freizeit | 15.07.2019 | Franziska Brunner

Peter Stratz

Die Pflege und Bewirtschaftung von 220 Hektar Naturschutzgebiet ist eine echte Herausforderung. Peter Stratz stellt sich ihr jeden Tag aufs Neue. Dafür hat er jetzt den Landesnaturschutzpreis bekommen.

Eine enge Serpentinenstraße führt steil hinauf zum Hof des Naturschützers. Ruhig und idyllisch liegt der Gfällhof von Peter Stratz am höchsten Punkt von Haslachsimonswald – in mehr als 900 Metern Meereshöhe, umgeben von Wald und Wiesen. Hier oben, abseits von Lärm und Abgasen, ist ein wahrer Mikrokosmos entstanden, der allerlei Tieren und Pflanzen einen optimalen Lebensraum bietet.
Das weitläufige Gebiet, das Stratz betreut und bewirtschaftet, bezeichnet er als „flächenhaftes Naturdenkmal“. Zu Recht, wenn man bedenkt, dass sich die riesige Fläche im Naturschutzgebiet „Kostgfäll“ über die Gebiete Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach bis hin zum Vogelschutzgebiet „Mittlerer Schwarzwald“ erstreckt.

Seit er denken kann, setzt sich der 62-Jährige nun schon für den Naturschutz ein. Damit übernimmt Stratz eine Art Familientradition, der sich auch schon Vater und Urgroßvater verschrieben hatten. Die jahrzehntelange Mühe und Arbeit hat sich bezahlt gemacht: Der Landschaftspfleger wurde nun für sein langjähriges Engagement mit dem Landesnaturschutzpreis der Stiftung Naturschutzfonds
Baden-Württemberg gewürdigt. „Über den Preis habe ich mich natürlich sehr gefreut“, erzählt er. „Ich bin stolz darauf, Anerkennung für meine jahrelange Arbeit erhalten zu haben.“

Schutz seltener Pflanzen

Naturschutz ist für Stratz eine Grundeinstellung: „Ich versuche, meinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.“ Auch bei der Bewirtschaftung seiner Flächen will der Forstwirt möglichst wenig in die Natur eingreifen: „Ich achte auf eine ökologische und verantwortungsbewusste Vorgehensweise mit Dünger, und auch meine Viehhaltung betreibe ich in erster Linie zur schonenden Flächenfreihaltung.“ Wann und wo er seine robusten Galloway-Rinder weiden lässt, macht der Gfällbauer von den Blütezeiten der seltenen Pflanzen abhängig.

So sind rund um den Gfällhof etwa Weißerlengebüsch, Einbeere oder Wacholder beheimatet. Bei dem Gang über die Wiesen stechen weiße und lilafarbene Pflänzchen hervor: das Holunderknabenkraut, eine seltene und sehr sensible Orchideenart. Diese ist nur noch an sehr wenigen Standorten in Deutschland zu finden und blüht auch nur drei bis vier Wochen im April. Im Juli ergibt sich auf den Wiesen ein ähnlich schönes Bild. Dann freut sich Stratz besonders über die äußerst seltenen Feuerlilien und die gelben Arnika.

Neben der Pflanzenvielfalt beherbergt sein Land auch viele Vögel und Insekten wie Waldbienen, Schmetterlinge und Feldlerchen. Für das Auerhuhn lichtet er den Wald an manchen Stellen: „Auf diese Weise richte ich sogenannte Femellöcher und -schneisen ein, damit dem seltenen Vogel genügend Start- und Landemöglichkeiten zur Verfügung stehen“, so der Landschaftspfleger. „Zur Brutzeit meide ich die Plätze dann konsequent.“

Der Klimawandel macht jedoch auch Stratz zu schaffen. So gebe es mittlerweile in immer größeren Höhen Nassschnee, wie er früher eigentlich nur im Tal vorgekommen ist. „Der schwere Schnee hat Anfang des Jahres großen Schaden hinterlassen – überall liegen abgerissene Baumspitzen“, bedauert er. Zudem zeigt der heiße Sommer seine Spuren. „Der Waldrand an der Südseite ist extrem trocken. Das wirkt sich besonders auf die Fichten aus.“ Sie sind so gestresst, dass der Borkenkäfer leichtes Spiel hat. „Die Wälder haben fast einen Burnout“, sagt Stratz, „das zu sehen tut richtig weh.“ Der Landwirt hat dabei noch Glück im Unglück: 80 Prozent seines Forsts ist Mischwald. Er kann die Strapazen noch deutlich besser wegstecken als die Monokulturen, auf die man lange Zeit gesetzt hat.

Nachdenklich lässt der Bergbauer seinen Blick über die große Waldfläche schweifen. An einigen hellen und teilweise auch schon kahlen Stellen bleibt sein Blick haften. „Da kann man sich nichts mehr vormachen, wir haben eine Veränderung“, sagt der Forstwirt, „die heileheile Welt gibt es schon lange nicht mehr.“

Foto: © Franziska Brunner