Per Fahrrad durch die Geschichte: Radtour durch Südbaden und das Elsass Freizeit | 10.04.2019 | Lucile Gagnière

Wer sich für Geschichte interessiert, kommt bei dieser Radtour am Rhein voll auf seine Kosten: Schließlich hat die Region vom Römischen Reich bis zum Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle gespielt.

Die Tour beginnt in Breisach am Rhein, eine herrliche Stadt mit mittelalterlichem Flair. In der Antike galt Brisiacum als berühmter Etappenort, da das Gebiet um Kaiserstuhl und Münsterberg damals ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war. Sogar der römische Kaiser Valentinian I. besuchte die Stadt und erließ dort am 30. August 369 ein Edikt. Ab dem 11. Jahrhundert stand Breisach unablässig unter der Vorherrschaft verschiedener Herrscher, etwa den Basler Bischöfen, den Zähringern, den Habsburgern und sogar der Krone Frankreichs nach dem Dreißigjährigen Krieg. Es lohnt sich, zuerst bis zum Münster hochzufahren und die tolle Aussicht auf Rhein, Kaiserstuhl und Vogesen zu genießen. Gleich daneben befindet sich das Rathaus: Auf der Fassade dokumentieren Wappen die häufigen Herrscherwechsel.

Dann auf in den Sattel und los! Der Weg führt durch enge mittelalterliche Gassen bis zum Rhein. Eine pompöse Brücke mit Fahnen europäischer Länder ermöglicht die Fahrt über den Fluss bis zur Rheininsel. So einfach ist Grenzüberquerung: Schon befindet man sich in Frankreich. Eine zweite Brücke führt am „Nixengarten“ entlang – einem Wasserkraftwerk, das besonders kunstvoll bemalt wurde. Wieder auf dem Festland zurück  ist die nächste Etappe der Tour Neuf-Brisach.

Eine uneinnehmbare Festung

Die Stadt wurde 1697 von Vauban, dem Festungsbaumeister von Ludwig XIV., gebaut, nachdem die Franzosen Breisach den Habsburgern am Ende des Pfälzischen Krieges zurückgeben mussten. Wegen der Rheininsel ist die Überquerung des Flusses an dieser Stelle sehr einfach, ohne die Breisacher Hochburg waren also Mulhouse und Straßburg schutzlos. Vauban konzipierte eine eingegrabene Festung, die für die verfeindeten Soldaten bis zum letzten Moment unsichtbar war – und damit fast uneinnehmbar.

Festung-brisach

Beeindruckend: die von Sébastien le Prestre de Vauban konzipierte Festung in Neuf-Brisach.

Neuf-Brisach wurde während des Zweiten Weltkriegs bombardiert, danach aber wieder komplett restauriert und ist jetzt Teil des UNESCO-Welterbes. Besonders bemerkenswert ist der achteckige Grundriss mit dem großen zentralen Platz. Wer sein Fahrrad vor dem Straßburger Tor abstellt, kann zwischen den Bastionen spazieren gehen, wo zeitgenössische Skulpturen ausgestellt sind.

Nach dem Spaziergang schwingt man sich wieder auf den Sattel und radelt bis nach Biesheim. Ein Abstecher ins Stadtzentrum lohnt sich hier auf jeden Fall: Ein kleiner Fluss fließt durch das Dorf, und seine Ufer sind von wilden Pflanzen gesäumt. Geschichtsliebhaber können das gallo-römische Museum besuchen. Danach radelt man an einem Kanal entlang. Vielfältige Wasservögel wie Schwäne, Haubentaucher und Reiherenten baden und fischen dort unbesorgt.

Berge und Burg im Hintergrund

Die Tour geht dann durch Felder weiter, mit imposanten Maislagern. Im Hintergrund sind die Vogesen zu sehen, deren Gipfel teilweise noch verschneit sind. Auch die Hochkönigsburg kann man auf einem Hügel erkennen. Die mittelalterliche Burg wurde im 20. Jahrhundert von Wilhelm II. wiederaufgebaut. Auf dem Weg liegt Baltzenheim, eine kleine Gemeinde mit schönen bunten Fachwerkhäusern, die typisch für das Elsass sind.

Ein paar Kilometer weiter erreicht man den Rhein-Rhône-Kanal, der die beiden großen Flüsse verbindet. Auf diesem Stück ist die Route von hohen Bäumen und bunten Blumen gesäumt. Die Grenze zwischen den beiden Departements Haut-Rhin und Bas-Rhin, also Ober- und Unterelsass, markiert eine alte Stele. Die Hinweise sind auf Deutsch – der Stein stammt nämlich aus dem Jahr 1863.

Das 4000-Einwohner-Städtchen Marckolsheim ist die nächste Etappe und der letzte französische Ort der Tour. Wer eine Pause braucht oder seinen Aufenthalt im Elsass gerne verlängern möchte, findet hier einige schöne Einkehrmöglichkeiten. Das Stadtzentrum ist auf jeden Fall eine Besichtigung wert, denn die farbenfrohen Fachwerkhäuser und alten Steingebäude sind besonders fotogen.

Fachwerkhaus-Marckolsheim

Immer wieder radelt man an bunten Fachwerkhäusern vorbei, wie hier in Marckolsheim.

Nach der Pause lockt ein Abstecher bis zum Denkmal der Maginot-Linie, wo man eine Kasematte besichtigen und mehr über dieses Verteidigungssystem erfahren kann. Die Linie aus Bunkern wurde zwischen 1930 und 1940 entlang der französischen Grenze zu Deutschland, Belgien, Luxemburg und Italien gebaut, um Angriffe zu verhindern. Der Weg nach Deutschland geht dann an einer Landesstraße entlang, aber zum Glück nicht zu lange. Bald erreicht man eine Brücke, die mit einem Wasserkraftwerk gekrönt ist.

Zurück in Deutschland führt der Weg bis nach Breisach am Rhein entlang. Nur bei der Leopold Brücke müssen Radler noch mal einen kleinen Umweg auf sich nehmen. Er lohnt sich aber, führt er doch durch das Winzerdorf Sasbach hindurch. Hier können Besucher in den traditionsreichen Gaststätten einkehren, in der Winzergenossenschaft die „Rote Halde“ verkosten oder einfach durch den Ort bummeln. Zurück am Rhein geht es auf dem Damm mit Weitblick weiter. Manchmal kommt einem ein Lastkahn entgegen, und auf der linken Seite ragt von Zeit zu Zeit der Kaiserstuhl über den Bäumen auf. Wer noch Kraft hat, kann einen Schlenker über Burkheim machen, um die blumengeschmückte historische Mittelstadt mit ihrer Burg zu erkunden. Auf dem Rückweg zum Rhein befindet sich ein Badesee, der im Frühling leider noch zu kalt ist, um hineinzutauchen.

Zurück auf dem Damm sind es noch ein paar Kilometer zum Start- und Zielpunkt Breisach. Bevor man mit dem Auto oder dem Zug nach Hause fährt, kann man in einem Café noch ein Stück Torte mit einer heißen Schokolade genießen.

Info

Dauer: ca. 3 ½ Stunden
Länge: 47,2 km
Auf- und Abstieg: 27 Höhenmeter

Fotos: © pixabay & Lucile Gagnière