Sehnsucht nach Meer: Ein perfektes Wochenende am Bodensee Freizeit | 05.08.2020 | Reinhold Wagner

Insel Mainau Bodensee

Mit 63 Kilometer Länge und bis zu 14 Kilometer Breite ist das „Schwäbische Meer“ der größte See Deutschlands. Eine Wochenend-Tour führt zu den wichtigsten Orten und kombiniert Stadt-, Land- und Bootserlebnisse.

Konstanz

Vielseitige Metropole
Die direkte Verbindung zum Schweizer Stadtteil Kreuzlingen, die Nähe zu den Inseln Reichenau und Mainau sowie zum Wollmatinger Ried, und natürlich die Nahtstelle zwischen Unter- und Obersee bescheren der Stadt Konstanz eine herausragende Position. Ob Grenzgänger, Bootfahrer, Einkaufsbummler oder historisch Interessierte – hier findet jeder, was er sucht. Sowohl mit dem Bus als auch mit Zug, Rad oder Auto ist die Stadt bequem zu erreichen. Und egal, von wo aus man startet, die Altstadt lässt sich optimal zu Fuß erkunden: Bahnhof, Bootshafen mit Imperia-Denkmal, historisches Kornhaus, Sea Life Center sowie ausgedehnte Parkanlagen und Uferpromenaden liegen nah beieinander. Besuche und Ausflüge lassen sich perfekt planen. Und bei einem plötzlichen Wetterwechsel – die sind gerade im Sommer am Bodensee gar nicht so selten – lässt sich die Tour kurzerhand umdisponieren.

Für Konstanz-Neulinge ist eine Stadtführung unbedingt empfehlenswert, denn so offenbart sich am eindrucksvollsten, wie man sich das einstige „Venedig des Bodensees“ vorstellen muss: Bis ins Mittelalter reichten die Seeufer noch weit in die heutige Altstadt hinein und trennten Arm von Reich, Fischerdorf und Pfahlbauten im sumpfigen Morast von den feinen Herrschaftshäusern aus Stein in den höher gelegenen Stadtteilen. Das erklärt, weshalb der historische Fischmarkt beim „Hohen Haus“ so weit im heutigen Stadtkern liegt.

Alpenblick vom Konstanzer Hafen

Perle im Seeblau: die Blumeninsel Mainau (siehe Beitragsbild). Bis zu den Alpen reicht der Blick bei gutem Wetter vom Konstanzer Hafen.

Bestens unterhalten und informiert über die Geschichte der Stadt und das Konstanzer Konzil bieten im Anschluss zahlreiche Einkehrmöglichkeiten mit so einfallsreichen Namen wie „Radieschen“, „Seekuh“ oder „Suppengrün“ in der Altstadt Gelegenheit zum Pausieren mit Genuss. Konstanz ist Studentenstadt und Kulturmetropole, daher ist für Unterhaltung rund um die Uhr und ums Jahr bestens gesorgt. Wer sich mit offenen Augen durchs Stadtleben treiben lässt, kann die einmalige Atmosphäre vor der historischen Kulisse genießen. Wenn das Wetter mitspielt, bilden die Berg-rücken der Alpen beim Spaziergang am Seeufer eine beeindruckende Kulisse. Das Sea Life, direkt am Ufer gelegen, gewährt tiefe Einblicke in die Unterwasserwelt entlang des Rheins von der Quelle bis zur Mündung und bis ins Meer. Und dank des bestens ausgebauten ÖPNV und praktischer Kombi-Tickets wie der Bodensee Erlebniskarte, lassen sich von Konstanz aus tolle Ausflüge in die nähere Umgebung unternehmen: zur Blumeninsel Mainau, zur Kloster- und Wallfahrtsinsel Reichenau, in die nahe Schweiz oder ins Wollmatinger Ried. Dort hat neben vielen anderen seltenen Vogelarten nach 400 Jahren erstmals wieder der einst heimische und vom Aussterben bedrohte Waldrapp eine Heimat gefunden.

Altstadt Konstanz

Die lauschige Konstanzer Altstadt lädt ein zum Bummel in romantischer Atmosphäre.

Eine außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit bietet die Jugendherberge im markanten Otto-Moericke-Turm. Vom ehemaligen Wasserturm auf der Anhöhe schweift der Blick von der Mainau über das Uni-Gelände bis hin zu Stadt und Hafen. Frisch erholt bietet sich am nächsten Tag eine Überfahrt mit der Fähre nach Meersburg an, was seit Neuestem sogar mit umweltfreundlichem Gasantrieb möglich ist, denn die Tüftler vom Bodensee lassen keine Möglichkeit ungenutzt, sich den Herausforderungen einer mobilen Zukunft auf dem Wasser, in der Luft und an Land zu stellen. Ob mit der Solarfähre um das UNESCO-Weltkulturerbe Reichenau oder nach historischem Vorbild in einer Lädine, dem alten Segellastschifftyp, der als Nachbau zwischen Konstanz und Immenstaad über den See kreuzt – Alternativen gibt es genug. Und wer in die Lüfte abheben will, bucht einen Flug mit dem Zeppelin ab Friedrichshafen. Doch da kommen wir
später noch hin …

 

Meersburg

Mittelalter-Erbe
Schon von Weitem stechen Burg und Schloss hervor, die prachtvoll nebeneinander auf der Anhöhe thronen und die Kulisse der Kleinstadt prägen. Noch heute wollen sie erobert werden – zu Fuß im Anstieg von der Unter- in die Oberstadt. Ganz Meersburg scheint mit seinen Fachwerkhäusern, den romantischen Gassen und begrünten Mauern seit dem Mittelalter im Dornröschenschlaf versunken. Doch hinter jeder Fassade stecken spannende Zeugnisse einer jahrhundertealten Geschichte, die wachgehalten werden wollen. Im Falle der Burg Meersburg sollen diese sogar bis ins 7. Jahrhundert zurückreichen, was das Anwesen zur ältesten bewohnten Burg Deutschlands macht.

Meersburg am Bodensee

Prächtig thront sie überm See: Die Burg Meersburg ist teils bewohnt, teils für Besucher geöffnet.

Burgherr Vinzenz und Burgherrin Julia Naeßl-Doms leben im einen Teil der Burg, den anderen haben sie für Besucher geöffnet – als lebendiges Stück Mittelalter, in das täglich Einlass gewährt wird. Wer Glück hat, kann Turmfalken beobachten, die im Turm brüten. Der Kamin wird gar von einer Eule bewohnt. Doch schon allein der Ausblick auf die Unterstadt und den See machen den Aufstieg wett. Und danach geht’s leichten Schrittes wieder bergab, wo am Marktplatz mit dem Gasthof „Zum Bären“ das älteste Gasthaus seine Gäste traditionsbewusst empfängt und bewirtet. Im Mittelalter-Hotel Rauchfang kann auf ebenso romantische Art genächtigt werden. Und wenn der See sich für ein Bad zu rau anfühlt, liegt gleich nebenan die Therme.

Pfahlbautenmuseum Unteruhldingen am Bodensee

10.000 Jahre Geschichte auf 800 Metern: Besucher begeben sich im Pfahlbauten-Museum in Unteruhldingen auf eine Zeitreise bis in die Bronzezeit.

Für Ausflüge in die Umgebung zählt das Pfahlbautenmuseum in Unteruhldingen zum Pflichtprogramm. Die rekonstruierten Häuser zeigen das Leben der Menschen am Bodensee zur Bronze-, Stein- und Eisenzeit. Die UNESCO hat deren prähistorische Vorbilder 2011 zum Weltkulturerbe ernannt. Daneben liegt ein Naturschutzgebiet. Im Norden schließen sich Überlingen und Sipplingen an, wo Kutschfahrten und spannende Einblicke in die Bodensee-Wasserversorgung warten. Und im Süden folgen das Familien-Abenteuerland Immenstaad und die Zeppelinstadt Friedrichshafen.

 

Friedrichshafen

Zeppelinstadt

Friedrichshafen Bodensee Dornier Museum

Spannende Meilensteine der Luftfahrtgeschichte sind im Dornier- und Zeppelinmuseum zu besichtigen.

Wer sich für die Luftfahrt interessiert, findet in Friedrichshafen gleich zwei bedeutende Museen: das Dornier Museum mit den legendärsten Flugzeugen seit Beginn der deutschen Luftfahrt und das Zeppelin Museum nebst modernem, drehbarem Hangar, der den Betrieb der neuen Flotte an Zeppelinen bei jeder Windrichtung erlaubt. Ja, so ein Flug mit dem Zeppelin ist noch immer ein aufregendes Abenteuer. Zwar glücklicherweise kein so gefährliches mehr wie noch zu Zeiten der „Hindenburg“, denn das heute verwendete Heliumgas brennt nicht. Dafür aber lassen sich die modernen Luftschiffe der Flotte „Zeppelin NT“ (NT steht für Neue Technologie) leichter steuern und manövrieren als die historischen. Größe, Innenausstattung und Fenster, die sich öffnen lassen, sorgen auch heute noch für Staunen und Komfort. Und da die „fliegende Zigarre“ schwerer ist als Luft, spricht man auch korrekterweise vom Fliegen, nicht vom Fahren wie bei einem Ballon. Wer sich nicht traut, selbst zu einem Rundflug abzuheben, dem bleiben auch im Museum noch reichlich faszinierende Ansichten alter und neuer Modelle – und eine Lounge, in der man wie im Zeppelin sitzt. Das Dornier Museum seinerseits vereint den ganzen Stolz regionaler Luftfahrtgeschichte – angefangen bei den ersten Wasserflugzeugen bis hin zum Beginn des deutschen Personenluftfahrtverkehrs, als das Unternehmen Lufthansa mit großen Ambitionen gegründet wurde.

 

Lindau

Auf bayerischem Boden

Lindau Hafeneinfahrt

Südlicher Charme: Stolz bewacht der bayerische Löwe die Hafeneinfahrt zur Insel Lindau mit ihrer historischen Altstadt.

In Lindau wandeln die Besucher auf bayerischem Boden. Darauf weist der stolze Löwe gegenüber Deutschlands südlichstem Leuchtturm an der Hafeneinfahrt hin. Ausgedehnte Parkanlagen, schattige Uferpromenaden und gemütliche Cafés und Restaurants laden zum entspannten Verweilen und Träumen ein. Der ideale Abschluss eines Wochenend-Trips, der nochmals schönste Aussichten auf das See-Ende und die Alpen verspricht. Die Insellage der Altstadt beschert ringsum direkten Bezug zum Wasser und seinen Bewohnern. Selbst das Idyll einer winzigen, unbewohnten Insel namens Hoy fehlt nicht zum Klischee des Paradieses am Ende der Welt. Und wenn es nur das vom Bodensee ist, das südöstlich von Lindau bei Bregenz auf österreichischer Seite liegt.

Info

www.bodensee.eu
www.bodensee-ticket.com

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