S’goht dagege: Viererbund & Oberrheinische Fastnacht Freizeit | 07.02.2020 | Erika Weisser

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Für echte Narren geht es immer dagegen: Kaum ist die Fastnacht in der Nacht zum Aschermittwoch unter lautem Wehklagen symbolisch beerdigt, fangen sie an die Tage zu zählen, die sie ohne Häs und Larve verbringen müssen.

Die Stunde der Elzacher Schuttig schlägt am Abend des Fasnet-Sunndig. Nach Einbruch der Dunkelheit erklingt vom Ladhof her der schauerlich-mitreißende Schuttig-Marsch. Hunderte in rote Zottel-anzüge gekleidete Schuttig sammeln sich dort zum traditionellen Fackelzug, der sich unter Anführung des sich wild und ungestüm gebärdenden schwarzen Teufelschuttigs in Richtung Bärenplatz bewegt. Bald sind die Straßen und Gassen der kleinen Stadt im oberen Elztal von diesen ganz besonderen Narren bevölkert, bald wird die Musik vom Knallen ihrer an Ochsenziemern befestigten Saublodere und ihrem lauten Brummen übertönt. Und bald müssen sich die Zuschauer vor den ausschwärmenden, hinter zwar nicht einheitlich gestalteten, doch immer teuflisch-fratzenhaften Masken und unter schneckenhausbesetzten, mit riesigen roten Wollbollen verzierten Dreispitzhüten verborgenen Männern in Sicherheit bringen.

Die schreckeinjagenden „Entführungen“ sind indessen nur symbolisch und enden spätestens auf dem Bärenplatz, wo der Teufelschuttig mitsamt seinem Gefolge ausgelassen um den lodernden Fackeltrog tanzt. Vermutlich im Schweiße seines Angesichts, das das gewöhnliche Publikum indessen nie zu sehen bekommt: Oberstes Narrengebot der Elzacher Schuttig ist es, die Larve in der Öffentlichkeit nie zu lüften. In den Lokalen der Stadt gibt es deshalb eigene Schuttigzimmer, wo sie kurze Pausen einlegen oder etwas essen und trinken können.

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Nichts für Angsthasen: die Masken der Elzacher Schuttig.

Die Elzacher Schuttig stellen eine Besonderheit in der Narrenlandschaft am Oberrhein dar: Sie sind weder in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) noch im Verband Oberrheinischer Narrenzünfte (VON) organisiert, sondern im Närrischen Viererbund, zu denen auch die Zünfte aus Oberndorf, Rottweil und Überlingen gehören. Diese „Narrenaristokraten“ oder „Rebellenzünfte“ sind gleichfalls Teil der hier praktizierten und gelebten schwäbisch-alemannischen Fastnacht, deren Traditionen teilweise ins Mittelalter zurückreichen.

In dem 1937 in Freiburg gegründeten VON sind knapp 100 Narrenzünfte zusammengeschlossen; sie bilden die Vogteien Ortenau, Nördlicher Breisgau/Elztal, Mittlerer & Südlicher Breisgau, Hochschwarzwald und Dreiländereck. Hier, im südlichen Bereich des Verbandsgebiets, endet die Fastnacht erst am Funkensonntag mit einem großen Umzug, wie etwa in Sulzburg.

Info

www.von-online.de
www.narrenzunft-elzach.de

Fotos: ©  TI Elzach, VON