Touren de France: Frankreich per Velo Freizeit | 03.05.2017 | chilli

Oft reichen wenige Kilometer Entfernung von Zuhause aus, dass man sich in einer anderen Welt fühlt, schon ein Tag auf der anderen Seite einer Grenze kann sich wie Urlaub anfühlen. Wer Landstriche gerne mit dem Fahrrad erkundet, findet in der grenznahen Region Burgund-Franche-Comté ein breites Angebot an ausgebauten Strecken von familiengerecht bis Tour-de-France-erprobt.

Wasserwege – der Eurovelo6
Steigungsfrei und ungestört von Autoverkehr lassen sich das südliche Elsass und die Region Burgund-Franche-Comté auf dem EuroVelo6 erkunden. Zirka 800 der fast 1300 Kilometer langen Radfernwegstrecke führen durch Frankreich. Der EuroVelo6 verbindet das Schwarze Meer mit dem Atlantik und folgt dabei den großen Flüssen Donau, Rhein und Loire. Von Freiburg aus findet man den direktesten Einstieg in den EuroVelo6 kurz vor Mulhouse. Sobald man den Rhein-Rhone-Kanal erreicht hat, genießt man höchsten Radlerkomfort. Die Radwege entlang des Kanals sind durchgängig asphaltiert und beschildert, und erlauben es den Radfahrern nahezu mühelos, an Wiesen und kleinen Dörfern vorbeizusausen, Hausboote zu überholen und die vielen schmucken Schleusenwärterhäuschen zu passieren. Wer immer weiter am Kanal und am Ufer des Doubs westwärts fährt, erreicht 150 Kilometer hinter Mulhouse die Freiburger Partnerstadt Besançon mit ihrer charmanten Altstadt und der zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörenden Zitadelle.

Info: www.eurovelo6.org

Bergetappen – die Boucles der Haut-Saône
„Ozon“, wiederholt der deutsche Mitradler bestätigend, der das Wort Haute-Saône [ot’so:n] zum ersten Mal aus französischem Munde hört, „nicht Haut Sa-One!“. Obwohl es direkt an das Elsass angrenzt, ist das Département Haut-Saône auf deutscher Seite wenig bekannt und die Aussprache weitgehend ungeläufig. Die Radstrecken hingegen sind weltweit einem großen Publikum vertraut, denn auch in diesem Jahr führte eine Etappe der Tour de France quer durch die Haute-Saône auf den Vogesenberg ‚La Planche des Belles Filles‘. Wer die sportliche Herausforderung sucht, kann von der Thermenstadt Luxeuil-les-Bains aus direkt auf den Spuren der prominenten Rennradler durchstarten, beispielsweise auf dem Radweg „Klein Finnland“ über das „Plateau der tausend Seen“. Wer die Strecke etwas gemütlicher als Chris Froome und seine Mitstreiter angeht, kann dabei die Ausblicke in die Ferne und auf das durch Gletscher geformte Seenplateau zu genießen. Aber auch für Freizeitradler und Familien bietet die Landschaft rund um den Hauptort Vesoul ein reichhaltiges Angebot an einfachen bis schwierigen Radwanderwegen. Die kostenlos erhältliche Radwegekarte der Haut-Saône hat 21 Rundtouren (Boucles) mit Streckenlängen zwischen 19 und 62 Kilometer verzeichnet. Zu jeder der 21 Touren gibt es außerdem ein Einzelfaltblatt mit Kartenausschnitt und Sehenswürdigkeiten.

Info: Broschüren bestellen oder downloaden unter: www.balade-haute-saone.fr oder www.destination70.com

Von EuroVelo6 bis hin zum Breisacher Tor in Belfort (s. Bild): Burgund-Franche-Comté bietet eine Vielzahl schöner Radwege

Grenzerfahrungen – die francovélosuisse
Mit dem Fahrrad Grenzen überwinden heißt es auf der 40 Kilometer langen Radwanderstrecke „francovélosuisse“, die die französische Stadt Belfort mit dem schweizerischen Porrentruy verbindet. Die francovélosuisse führt auf überwiegend flachen und fast ausschließlich reinen Radwegen durch abwechslungsreiche Landschaften und an unzähligen Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Hauptstrecke wird durch insgesamt sieben abzweigende Rundwege ergänzt. Einer davon führt beispielsweise auf familientauglichen Radwegen zu den Seen des Sundgaus. Sportlichere Radler können einen Abstecher auf den Spuren der Dinosaurier wagen – die knapp 60 Kilometer lange Rundtour bietet neben Höhenluft auch Reisen in die Vorgeschichte. An der Strecke liegen unter anderem der Préhisto-Parc, die Tropfsteinhöhle von Réclère und der Lehrpfad „Auf den Spuren der Giganten“ mit einer Fundstelle von 152 Millionen Jahre alten Dinosaurierspuren. Insgesamt bietet die francovélosuisse ein Radnetz von über 300 Kilometern. Außerdem kreuzt sie das Radnetz Eurovélo6, den internationalen Radweg, der das Schwarze Meer mit dem Atlantik verbindet.

Info: www.francovelosuisse.com

Die Region – Burgund-Franche-Comté
Der Begriff Burgund-Franche-Comté klingt noch sperrig und unvertraut, und auch die Franzosen selbst müssen sich an das Wortungetüm Bourgogne-Franche-Comté noch gewöhnen. Die ans Elsass und an die Schweiz angrenzende Großregion wurde erst am 1. Januar 2016 aus der Taufe gehoben. Sie ist mit 47.784 km2 etwa so groß wie Niedersachsen und zählt fast drei Millionen Einwohner. In nächster Nähe zur deutschen Grenze, keine 60 Kilometer entfernt, liegt die Festungsstadt Belfort, bewacht von einem mächtigen Sandstein-Löwen, der über der Altstadt thront. Die wichtigsten Städte der Region sind Dijon und die Freiburger Partnerstadt Besançon. Am Fuß der Vogesen liegt der Kurort Luxeuil-les-Bains, dessen heiße Quellen schon bei den Römern beliebt waren. Im 18. Jahrhundert wurde hier das älteste Thermalbad Frankreichs erbaut – morgens ist das Bad den Kurgästen vorbehalten, ab nachmittags öffnet es seine Pforten auch für die Allgemeinheit.

Es gibt in der Region drei Gebirgszüge, die Südvogesen, das Juragebirge zur Schweizer Grenze und das Morvan mit einem regionalen Naturpark im Westen von Burgund. Die Saône und der Doubs durchziehen Burgund-Franche-Comté, und auch die Seine entspringt hier. Das ganze Gebiet bietet eine äußerst abwechslungsreiche Natur mit mannigfachen Möglichkeiten für sportliche Freizeitaktivitäten sommers wie winters.

Info: www.radfahren.franche-comte.org

Fotos: © ARTESIA, Nicole Kemper