Wiege des Skisports – REGIOschönheit Feldberg im Porträt Freizeit | 25.12.2019 | Stella Schewe

Feldberg

Die kleine Gemeinde Feldberg im Hochschwarzwald punktet mit Superlativen: einer der höchstgelegenen Bahnhöfe Deutschlands, größtes Naturschutzgebiet Baden-Württembergs und natürlich der Feldberg, mit 1493 Metern der höchste Berg des Schwarzwalds.

Bester Ausgangspunkt, um die Gemeinde Feldberg zu erkunden, ist ganz klar der gleichnamige Bergrücken – und das ganz unabhängig vom Wetter. „Egal ob es stürmt, prasselt oder schneit“, sagt Volker Haselbacher von der Hochschwarzwald Tourismus GmbH, „oben auf dem Feldberg ist es immer einzigartig!“ Also nichts wie rauf auf den Berg: durch den kleinen Ort Feldberg und dann hoch zum Haus der Natur. In dem aus heimischen Fichten erbauten Naturschutzzentrum informiert eine interaktive Dauerausstellung über das Miteinander von Mensch und Natur. Vor allem aber macht sie Lust darauf, den Berg zu erkunden.

Feldberg Alpen

Immer wieder grandios: der Blick auf die Alpen.

Wer das lieber in Begleitung macht, ist bei „Feldberg-Ranger“ Achim Laber gut aufgehoben. Der 55-Jährige bietet als hauptamtlicher Naturschutzwart Wanderungen und Führungen durch das Gebiet an – im Winter gerne auf Schneeschuhen. Er kennt den Höchsten des Schwarzwalds wie seine Westentasche und liebt und wertschätzt ihn gleich aus mehreren Gründen. Zum einen wegen seiner alpinen Sondersituation: „Ob Schweizer Löwenzahn, Alpenhelm oder die Orchidee Traunsteiners Knabenkraut – wir haben hier jede Menge Pflanzen, die sonst nur oberhalb der natürlichen Waldgrenze von 1750 bis 1900 Meter wachsen“, erzählt er begeistert. Und bezeichnet den Feldberg als „subalpine Insel im Mittelgebirge“.

Paradies für Wintersportler

Besonders sei auch, dass der Bergrücken den umliegenden Landwirten seit rund 1000 Jahren als Jungviehweide dient. Dank der Tiere hätten sich am Feldberg magere und artenreiche Hochweiden entwickeln können, so der Ranger: „Wir sind den Landwirten zu Dank verpflichtet, dass es hier so schön aussieht.“ Auch die Wälder am Feldberg seien besonders, erzählt der Naturschutzwart. Da hier erst Ende des 18. Jahrhunderts gerodet und nie aufgeforstet worden sei, würden sie von ihrer Zusammensetzung her an die Urwälder des Schwarzwalds erinnern. „Hier gibt es Fichten oder Weißtannen, deren Mamas und Papas noch den Urwald kannten.“ 1937 wurde das Gebiet, als erstes im Südwesten, unter Naturschutz gestellt. Bis heute ist es mit 42 Quadratkilometern das größte in Baden-Württemberg.

Auch wer die Winterwelt auf Skiern erkunden möchte, ist rund ums Haus der Natur richtig. Vom davorliegenden Parkhaus aus ist es ein Katzensprung zu den Loipen und Skiliften. Insgesamt vereint der Liftverbund Feldberg mit 38 Skiliften und 63 Pistenkilometern das größte Skigebiet des Schwarzwaldes – ein weiterer Superlativ, der Wintersportler aus der REGIO, aber auch weit darüber hinaus anzieht. Um den Wintersport in Zukunft zu sichern, plant der Liftverbund Feldberg Investitionen in weitere Schneekanonen und einen Beschneiungsteich. Dieser könne im Sommer als Badeteich, aber auch zur Bewässerung der Weiden und als Löschwasserreservoir genutzt werden, betont Feldbergs Bürgermeister Johannes Albrecht.

Haus der Natur

Vom Haus der Natur aus sind Skilifte und Langlaufloipen locker zu erreichen.

„Wichtig ist uns, die Infrastruktur für Ganz-Jahres-Tourismus zu schaffen“, sagt der 50-Jährige, der seit März 2019 im Amt ist. „Und dass das, was wir für die Touristen machen, auch den Einheimischen zugutekommt.“ Dazu gehören die Weiterentwicklung des Rad- und Wanderwegenetzes – schließlich sei der Feldberg ein „Eldorado für Wanderer und Fahrradfahrer“ –, aber auch die Beschneiung. „Die brauchen wir, um das für uns zwingend notwendige Weihnachtsgeschäft sicherzustellen“, sagt Albrecht. Zwar kämen schon heute 60 Prozent der Gäste im Sommer, aber die Wertschöpfung im Winter sei dreimal so hoch.

Spannende Geschichte

Mit 680.000 Übernachtungsgästen im Jahr 2018 bei gerade mal 1900 Einwohnern stehe Feldberg in Sachen Tourismusintensität an zweiter Stelle im Land, direkt hinter Rust, sagt der in Schluchsee Geborene. Auch historisch hat die Gemeinde einiges zu bieten: So wurde etwa der Ortsteil Altglashütten 1634 durch Glasmacher gegründet – ein Handwerk, das Peter Eckhardt 1982 mit seiner bis heute bestehenden Glasbläserei wieder lebendig werden ließ. Spannend ist auch die Geschichte des Skisports, die hier ihren Anfang nahm. „Wir waren das erste Skigebiet“, sagt Haselbacher, Prokurist der Hochschwarzwald Tourismus GmbH, und erinnert an den französischen Abenteurer Dr. Robert Pilet, der 1891 mit „zwei Holzbrettern“ an den Füßen von Titisee auf den Feldberg „hochstiefelte“. Jener 8. Februar 1891 gilt heute als Geburtsstunde des Skisports im Schwarzwald und in Mitteleuropa.

Snowboarder

Winterfreude pur: Snowboarder beim Training

Über das Skifahren seien auch die Künstler auf den Feldberg gekommen, erzählt der Tourismusexperte. Etwa der Maler Karl Hauptmann, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf der Grafenmatt, zwischen Feldberg und Herzogenhorn, sein „Malerhüsli“ hatte. Etliche seiner großformatigen Winterlandschaften sind heute im Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau zu sehen. Aktuell hat der Maler Albi Maier ein Atelier im Feldbergturm; zu seinen Lieblingsmotiven zählen Schwarzwaldhöfe mit tiefgezogenen, schneebedeckten Dächern.

Es ist ein raues, aber besonderes Klima oben auf dem Berg. „Wer hier lebt, muss naturerprobt sein“, sagt Bürgermeister Albrecht, „der muss die Natur lieben, mit all ihren Facetten“. Er selbst liebt die Sonntagabende auf dem Gipfel. „Dann ist es ganz ruhig und ich treffe den Schäfer, das ist für mich am schönsten.“

Ortsinfo

Lage: Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, unterhalb des Feldberggipfels. Mit dem Auto rund 50 Minuten von Freiburg, eine Stunde von Lörrach.
Gründung: Erste urkundliche Erwähnung des Feldbergs im Jahr 983. Die Gemeinde entstand jedoch erst 1939 durch den Zusammenschluss einzelner Weidegebiete mit Bärental.
Ortsteile: Altglashütten, Neuglashütten, Falkau, Bärental und Feldberg-Ort
Bevölkerung: etwa 1900 Einwohner

Fotos: © Hochschwarzwald Tourismus GmbH