Das perfekte Wochenende in Dresden Reise-Special | 28.03.2021 | Lars Bargmann

Dresden Panorama

Dresden, Florenz an der Elbe. Wer durch die sächsische Landeshauptstadt flaniert, spaziert durch ein Museum. Über 9000 Kulturdenkmäler sind in der Denkmalliste der Stadt verzeichnet. Das kulturelle Wahrzeichen ist die geschichtsreiche Semperoper. Das natürliche die Elbe. „Es gibt immer noch Investoren, die meinen, sie könnten Bauanträge an der Elbe stellen, die verstehen‘s einfach nicht“, erzählt ein älterer Herr an der Carolabrücke und schüttelt den Kopf. 

Dresden Luftbild

Der Fluss und die Stadt: Entlang der Elbe zieht sich ein Grünstreifen mitten durch Dresden.

Bauen in den ElbAuen ist in Dresden etwa so erwünscht wie ein Abstieg der SG Dynamo in die vierte Liga. Über 30 Kilometer und teilweise mehr als 400 Meter breit säumen Wiesen die Elbufer. Auf Freiburg bezogen wäre das eine bebauungsfreie Zone vom Martinstor bis zur Zasiusstraße in der Wiehre. Nicht nur der Autor kennt keine andere Stadt in Europa, die mitten im Herzen so viel unverbauten Freiraum hat. Der Großteil der Flächen steht unter Landschaftsschutz. Für jeden Besucher sollte es ein Muss sein, mal mindestens von der Augustusbrücke – die älteste der Stadt, erstmals 1275 erwähnt – bis zum Blauen Wunder, der Loschwitzer Brücke, zu radeln. 

Bergschwebebahn in Dresden

Dort lohnt sich unbedingt eine Fahrt mit  der weltweit ältesten Bergschwebebahn auf den Weißen Hirsch. Vom Dach der Bergstation bietet sich ein herrlicher Panoramablick auf Dresden und sein Elbtal, das 2004 von der Unesco als Welterbe ausgezeichnet und nur fünf Jahre später, noch während des Baus der Waldschlößchenbrücke deswegen wieder von der Liste gestrichen wurde. In Freiburg würden die Stadtmarketingbeauftragten angesichts eines solchen Ereignisses direkt kollabieren, in Dresden (altsorbisch für Sumpf- oder Auwaldbewohner) nahm die Stadtgesellschaft das mehrheitlich – mit einem Schulterzucken hin.

Deutschlandkarte

Zurück am anderen Ufer, mit dem Rad hoch zur Brühlschen Terrasse – oder wie manche sagen: dem Balkon Europas. Die ufernahe Flaniermeile liegt an der Altstadt und erstreckt sich über etwa 500 Meter entlang der Elbe zwischen Augustus- und Carolabrücke. Wir erspähen einen freien Tisch auf der Dachterrasse des Radeberger Spezialausschanks im alten Brückenmeistereihaus. „Sie haben Glück, heute haben wir den ersten Tag geöffnet“, sagt der Kellner. Wir genießen Speis und Trank und schauen den an- und ablegenden Touristenschiffen zu, die weiter unten an der Uferkante navigieren.

Semperoper Dresden

Prächtig saniert: Opernsaal der Semperoper

Weiter geht’s zur Semperoper am Theaterplatz. Bei einer geführten Tour, bei der man für eine Fotolizenz noch etwas Kleingeld parat haben sollte, erzählt eine Kunsthistorikerin die wechselvolle, nicht undramatische Geschichte des Hauses. Das erste Semper-Haus verwandelte sich 1869 zu Asche, einfach, weil Kerzen als Beleuchtung unbewachter Bereiche während der Aufführung keine glänzende Idee waren. 

1878 wurde der Bau im Stil der italienischen Hochrenaissance wiedereröffnet – kurioserweise stammte auch der aus der Feder von Gottfried Semper, der indes wegen seiner Beteiligung am Dresdner Maiaufstand 1849 ins Ausland geflohen war. Doch die Dresdner wollten trotzdem, dass er es wieder macht, und so setzte die Planung vor Ort Sempers Sohn Manfred um. Am 13. Februar 1945 wurde die Oper dann erneut zerstört, zunächst nur notdürftig wieder saniert, exakt 40 Jahre später aber, noch vor der Wende, in ihrer Originalbauweise – mal abgesehen von den marmor-imitierenden Stuckarbeiten – ein drittes Mal wiedereröffnet.

Dresden Frauenkirche Innenstadt

Symbol der Versöhnung: 2005 wurde die Frauenkirche feierlich wiedereröffnet.

Auch die barocke Frauenkirche zählt zu den Wahrzeichen der zweitgrößten Stadt Sachsens. Sie war am 15. Februar 1945 endgültig in sich zusammengestürzt, führte während der DDR-Zeit ein mahnendes Dasein als Ruine. 60 Jahre später, am 30. Oktober 2005, feierte sie nach dem gut 180 Millionen Euro teuren Wiederaufbau mit Weihegottesdienst und Festakt ihr neues Dasein – als Symbol der Versöhnung. Spenden aus aller Welt hatten es möglich gemacht. Vor der Frauenkirche steht indes ein Mann: Martin Luther in Bronze.

Zwinger Innenhof Dresden

Mediterranes Flair: Der Zwinger-Innenhof ist eine Ruheoase mitten in der Stadt..

Zwingend sollte auch ein Besuch im Zwinger sein, der so gar nicht wie ein Zwinger ist: weitläufig, lustvoll, Orangenbäumchen hier, Wasserspiel dort, Glockentürmchen weiter hinten – hach, auch ein Nymphenbad gibt es. August der Starke war es – man trifft in der Altstadt immer wieder auf seine Spuren –, der die Anlage Anfang des 18. Jahrhunderts bauen ließ. Auch hier hatte übrigens Gottfried Semper seine Finger im Spiel, denn nach seinen Entwürfen wurde von 1847 bis 1855 noch ein Galeriegebäude zur Elbseite hin arrondiert.

Dresden Innenstadt

Auch die darstellende Kunst kommt in Dresden nicht zu kurz: Es gibt 50 Museen. Das bekannteste ist sicher das Grüne Gewölbe im Residenzschloss, die Sammlung der Schatzkammer der Wettiner Fürsten von der Renaissance bis zum Klassizismus – die umfangreichste Kleinodiensammlung Europas.

Die Stadtoberen und der Stadtrat von Dresden, die sächsische Landesregierung – und bei der Semperoper auch die SED von Erich Honecker – haben beim Wiederaufbau sehr viele richtige Entscheidungen getroffen.

Stadtbild Luft

Die vermutliche coolste bewirtete Dachterrasse der Stadt ist die auf dem Lebendigen Haus. In der Bar Felix lässt sich die Abendsonne – mit Sand unter den Füßen – sehr lange blicken und taucht das Florenz an der Elbe in ein rotes Licht.

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