„Abends mehr Fleisch“: „Veggie Liebe“ ändert Konzept – und setzt auf Burger STADTGEPLAUDER | 07.05.2025 | Till Neumann

Mohammed Dirafzoon, Rabih Zaher und Moussa Barajeh sagen: "Wir machen die besten Burger."

Für viele Fans von vegetarischem Essen war die „Veggie Liebe“ in der Freiburger City ein Highlight. Seit 2018 hat das Restaurant auf hausgemachte Gerichte rund um Falafel, Seitan und Avocado gesetzt. Jetzt ist Schluss. Ab dem 17. Mai heißt der Laden „Goldburger“. Neben Vegetarischem gibt’s auch Fleisch. Gleich drei weitere Läden mit Fokus pflanzliche Nahrung mussten zuletzt schließen.

„Nicht mehr konkurrenzfähig“

„Wir sind abends nicht mehr konkurrenzfähig, weil da mehr Fleisch angefragt wird.“ Das berichtet Geschäftsführer Mohammad Dirafzoon dem chilli. Die Lage für rein vegetarische Läden sei schwieriger geworden. Nicht vom Umsatz und der Kundschaft her, aber mit Blick auf die Nebenkosten. „Wir haben die letzten sechs Monate fast nur für die Miete gearbeitet“, erzählt der 45-Jährige. Sein Laden an der Bertoldstraße 44 wird daher umgebaut.

Zu schaffen macht ihm, dass vegetarisches Essen mittlerweile „an jeder Ecke“ zu finden ist. Ganz auf Fleisch zu verzichten, sei vor allem zu später Stunde fatal: „Das Publikum abends am Wochenende geht woanders hin, wenn das fünf, sechs Leute sind und einer Fleisch möchte.“ Das sei früher anders gewesen. Er ist überzeugt: „Das rein vegetarische Publikum war früher mehr in der Stadt unterwegs.“ Den Laden betreibt er als Inhaber mit Rabih Zaher (Geschäftsführer) und Küchenchef Moussa Barajeh.

Zentrale Lage: Die „Veggie Liebe“ liegt in der City – und wird jetzt umgebaut.

„Highlights behalten“

Dirafzoon setzt daher auf einen Neuanfang: Ab dem 17. Mai heißt der Laden „Goldburger“. Zum Start gibt es von 14 bis 18 Uhr ein Menü für 99 Cent. Mit einem „geilen Konzept“ möchte er fortan wieder mehr Menschen erreichen. Die Pläne sind ambitioniert: „Wir denken, dass wir den besten Burger machen.“ Schon mit dem ersten Biss werde der im Mund vergoldet.

Dem Vegetarischen möchte das Team treu bleiben. „Wir werden einfach unsere vegetarischen Highlights behalten – Falafel, Soßen und Avocado-Gerichte“, betont der Gastronom. Mit dem Fleischverkauf möchte er abends wieder länger öffnen. Bis zur Schließung Ende April hatte der Laden um 19 Uhr zugemacht. Ähnlich wie die einst nebenan gelegene vegetarische „Leckerbar“: „Auch die haben abends aus dem gleichen Grund um 18 Uhr zugemacht“, berichtet er.

„Das hat keiner“

Vom neuen Ansatz ist Dirafzoon trotz großer Burger-Konkurrenz in Freiburg fest überzeugt: „Wir sind sicher, dass es klappen wird.“ Sechs Monate lang habe sein Team „alles ausprobiert“. Der neue Laden sei die Essenz der Erfahrung daraus und aus 25 Jahren Gastronomie. „Das wird ein frisches Fastfood-Konzept“, sagt Dirafzoon. Burger, Hühnchen oder Nuggets, alles werde vor Ort zubereitet. Im Front-Cooking-Style sollen Gerichte vor den Augen der Kunden entstehen. Auch eine „vegetarische Neuerfindung“ ist auf der Karte. Frittierte Avocado und Schmelzkäse seien Teil davon.

Wichtig für Dirafzoon: „Wir bieten beste Qualität, aber die Preise sind günstiger als Mc Donalds. Das ist das, was keiner noch hat.“ 10,90 Euro soll ein Menü mit Burger, Pommes und einem Getränk kosten. Das Kids-Menü gebe es für 6 Euro. Bestellt werden könne das alles in einer App von unterwegs oder zu Hause.

Drei Schließungen in Folge

Der Kurswechsel der „Veggie Liebe“ reiht sich ein in mehrere Schließungen pflanzlicher Anbieter: Zugemacht haben in Freiburg zuletzt der vegane Laden Venoi, das vegane Restaurant Blattwerk und das vegane Café Pausenraum.

Für Ex-Venoi-Chef Jesko Treiber ist das ein Wandel: „Neben Rückschlägen zeigen junge Betriebe wie Sin Carne Schwarzwald oder abeentoo, dass es weiterhin Raum für innovative pflanzliche Produkte gibt.“ Auch das Vegan Festival Freiburg setze mit über 2.000 Besucher·innen ein Zeichen für das anhaltende Interesse an pflanzlicher Ernährung.

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Fotos: © Till Neumann

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