Alles auf Grün: Die Frühlingsmacherin Jutta Hermann-Burkart STADTGEPLAUDER | 27.03.2022 | Erika Weisser

Frau vor Blumenwiese In ihrem Element: Jutta Hermann-Burkart vor einer blühenden Wiese

Dass es in Freiburg derzeit wiedergrünt und blüht, hat viel mit Jutta Hermann-Burkart zu tun. Die 57–jährige Landschaftsarchitektin ist seit genau drei Jahren Leiterin der Abteilung Grünflächen und Vize-Amtsleiterin beim städtischen Garten- und Tiefbauamt. Bei ihr laufen alle Fäden für die Bepflanzung und Pflege der sehr vielfältigen, insgesamt knapp 500 Hektar öffentlichen und über die ganze Stadt verteilten Grünzonen zusammen.

„Freiburg ist trotz der hohen Bautätigkeit immer noch eine sehr grüne Stadt. Und auch in den Neubaugebieten wird sehr stark darauf geachtet, dass immer neue Grünflächen dazukommen, weil die Erholungsfunktion von Freiflächen für eine Stadt sehr wichtig ist. Aber auch für das soziale Gefüge spielt der öffentliche Freiraum eine wesentliche Rolle. Diese Räume sind die einzigen Orte, an denen sich die Bürgerschaft nicht nur erholen, sondern ohne Klassen- und Herkunftsunterschiede auch treffen und miteinander Demokratie verhandeln und praktizieren kann. Ohne genügend Freiräume kippt das soziale Gefüge einer Stadt.

Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass in unseren derzeit rund 290 Hektar Grün- und Parkanlagen, den 180 Hektar Straßenbegleitgrün und auf den 150 öffentlichen Spielplätzen immer ein gutes Klima herrscht. Nicht nur meteorologisch, sondern auch sozial. Wenn der Frühling kommt, die ersten Sonnenstrahlen die Menschen ins Freie locken, sollen die vielen Leute, die keinen eigenen Garten haben, freie und auch konsumfreie Anlagen vorfinden, die betreten werden können und dennoch gepflegt sind. Und die zum Verweilen, zum Austausch, zur gemeinsamen Freizeitgestaltung einladen – Gärten für alle sozusagen.

Damit sich die Menschen dabei auch gleich an blühenden Orten erfreuen, pflanzen unsere Gärtnermeister und ihre Teams so früh wie möglich immer wieder auch Frühjahrsblüher nach. So beherbergt etwa allein der Alte Friedhof in Herdern 50.000 Blumenzwiebeln, die jetzt dabei sind, ihre ganze farbenfrohe Pracht zu entfalten – dort blühen Märzenbecher, Krokusse, Narzissen, Hyazinthen und andere Blumen um die Wette.

Sind die Zwiebeln einmal im Boden, machen sie sich selbstständig und verwildern, sie müssen also nicht jedes Jahr neu gesetzt werden. Dennoch ist auch bei ihnen viel regelmäßige Pflege mit Schadensmonitoring notwendig. Die rund 80 Mitarbeiter vor Ort erledigen diese Arbeiten aber mit sehr hoher Motivation und absoluter Zuverlässigkeit. Dadurch mache auch ich meine Arbeit sehr, sehr gerne.

Wir sind jetzt dabei, das Thema Wechselflor abzuschaffen, haben das auch schon weitgehend gemacht. Da geht es um Blumen, die im Gewächshaus mit viel Strom-, Dünger- und Wasserverbrauch gezüchtet werden und zwei-, dreimal im Jahr ausgetauscht werden. Das hat aber mit Biodiversität nichts zu tun, zumal viele dieser Blüher von den Insekten gar nicht erschlossen werden können. Wir haben stattdessen jetzt vorwiegend heimische Stauden gesetzt. Das heißt, dass die Freiburger im Frühjahr, im Sommer und im Herbst weiterhin überall blühende Flächen haben, auf denen aber auch Insekten und Vögel Nahrung finden. Das ist nicht nur biodivers, sondern auch nachhaltig und letztendlich kostengünstiger als die bisherige Grünflächenbewirtschaftung. Und dient langfristig auch den Menschen in der Stadt.“

Foto: © ewei

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