Am neuen Wohnmobilstellplatz kämpft das Gastgeberpaar auch mit Pöblern STADTGEPLAUDER | 30.04.2021 | Kristina Uhl

Besitzer der Campingplatz am SC Stadion Freiburg Hoffen auf baldige Öffnung: Eckhard Tigges und Gerlinde Nöltge wollen in die Saison starten.

Eckhard Tigges und Gerlinde Nöltge haben schon viel erlebt. Die beiden haben am 1. November des vergangenen Jahres ihren Wohnmobil-Stellplatz am neuen SC-Stadion eröffnet und wegen der Corona-Maßnahmen gleich am nächsten Tag wieder schließen müssen.

Seitdem dürfen nur noch Wohnmobilisten mit entsprechendem Berechtigungsschein kommen. Und das sind nicht viele. Derzeit stehen fünf Wohnmobile auf dem Platz, auf dem unter anderen Umständen bis zu 100 Wohnmobile stehen könnten. Und neben Corona-Ärger gibt es auch immer wieder Probleme mit Passanten

Das Gelände des Stellplatzes an der Freiburger Suwonallee ist provisorisch eingezäunt. Alle Schranken sind heruntergelassen. Ein flatterndes Band markiert das Areal als Privatgelände. Grund für die Abgrenzung sind immer wiederkehrende Streitereien mit Passanten. „Ich bin Freiburger, ich darf hier tun und lassen, was ich will“ oder „Ich bin SC-Mitglied, ich habe das Recht, hier zu laufen“ sind nur zwei Aussagen, die Nöltge schon zu hören bekommen hat. Auch ein Autorennen hat Nöltge bereits auf dem Gelände gesehen. „Sonntags ist es besonders extrem“, sagt sie. Es habe schon Beschwerden bei der Stadtverwaltung gegeben, dass das Betreiberpaar unverschämt sei und Menschen des Geländes verwiesen habe, laut der 62-jährigen Betreiberin. Auch Kommentare wie „Suchst du Streit?“ seien an der Tagesordnung.

Eigentlich will Eckhard Tigges seinen Stellplatz noch mit einer Hecke einfrieden, die das unerlaubte Passieren erschwert und den Mietern auf dem Platz ein bisschen mehr Privatsphäre erlaubt. Doch seit der Eröffnung ist der Platz geschlossen und „wenn kein Geld reinkommt, kann man auch keins ausgeben“. Zurzeit darf er nur ganz wenige Wohnmobile auf den Platz lassen, bei unserem Besuch stehen dort auch Fahrzeuge aus Stuttgart oder Karlsruhe. Menschen, die in der nahe gelegenen Messe einen Impftermin ergattern konnten und die Reise aus der weiteren Umgebung auf sich genommen haben. Zudem haben sich Monteure oder Patienten der Uniklinik, die sich etwa ambulant behandeln lassen, einquartiert.

Kundschaft wäre genug da, wenn nicht die bekannten Einschränkungen gelten würden. Für Ostern gab es schon Reservierungen, doch mit den neuen Beschlüssen musste die Familie allen wieder absagen. Auch spontan versuchen immer wieder Wohnmobilisten, auf das Gelände zu gelangen, gleich drei hat das Paar an einem Tag abgewiesen. Viele Stammkunden aus der näheren Umgebung warten schon ungeduldig darauf, für 13 Euro pro Tag wieder ein Wochenende in Freiburg verbringen zu können. Wann das wieder möglich ist, weiß derzeit niemand. Durch die Pandemie, die auch im vergangenen Sommer schon wenige Einnahmen brachte, hat das Paar 80 bis 90 Prozent Umsatz verloren.

Bevor sie ihren ersten Stellplatz im Metzgergrün im Stadtteil Stühlinger eröffnet hatten, war das Paar etwa 200 Tage im Jahr mit dem Wohnmobil von Messe zu Messe gefahren. Irgendwann merkten sie, dass der „Verdienst nicht mehr in Relation zum Aufwand“ stand. Sie beschlossen: „Ab sofort soll das Geld zu uns kommen.“ Der Traum des Paares war eigentlich ein Campingplatz. Dieser Plan zerschlug sich in Emmendingen recht schnell: zu viele Vorgaben. Daraufhin wurden sie auf den Wohnmobil-Stellplatz an der Bissierstraße im Metzgergrün aufmerksam, den die Stadtverwaltung schaffen wollte.

Nach anfänglichen Anwohnerbeschwerden säuberten und erschlossen die Betreiber den Platz und hätten über die Jahre internationale Bekanntheit erlangt, sagt Nöltge. 15 Jahre später, 2019, kam die Kündigung, da die Stadt das Metzgergrün in Innenstadtnähe bebauen will. Es kam zum Neustart, nicht Umzug, wie Eckhard Tigges betont. Für den neuen Stellplatz musste das Paar 50.000 Euro zahlen, zusätzliche 20.000 Euro flossen in die Räumung an der Bissierstraße. „Das Einzige, was man mitnehmen kann, sind ein guter Ruf und Stammkunden“, so der 61-Jährige.

Der Stellplatz

… am Stadion umfasst 1,7 Hektar Fläche und bietet Platz für 80 Wohnmobile. Der Pachtvertrag läuft zunächst zehn Jahre, mit Aussicht auf Verlängerung. Er ist Teil des Stadionparkplatzes und muss nach dessen Fertigstellung für die Heimspiel-Wochenenden geräumt werden.

Foto: © Kristina Uhl