Auf der Spur: Film „Der Klang der Stimme“ lotet Grenzen der Stimme aus STADTGEPLAUDER | 14.11.2018 | Erika Weisser

Bernard Webers Film „Der Klang der Stimme ist eine beeindruckende und zum Singen anregende Dokumentation über die Ausdruckskraft dieses menschlichen Musikinstruments. Der Film, der gerade in Freiburg läuft, zeigt vier Menschen, die die Grenzen der Stimme neu ausloten wollen.

Einer von ihnen ist Matthias Echternach (s.o.), habilitierter Facharzt für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Er gehört zu den renommiertesten Stimmenforschern der Welt und arbeitete bis vor zwei Monaten am Institut für Musikermedizin in der Freiburger Universitätsklinik. Hier wurden auch die Szenen des Films gedreht, die etwa die MRT-Aufnahmen des Stimmapparats einer Jodlerin zeigen. Oder seine Versuche, dem Geheimnis von Georgia Brown, der Frau mit den höchsten Tönen der Welt, auf die Spur zu kommen.

„Die Stimme ist das wichtigste Kommunikationsmittel der Menschen. Fast jeder beherrscht es, vom ersten Geburtsschrei an. An ihrer Klangfarbe kann man sehr viel Spannendes ablesen, die Stimmung des Menschen erkennen, mit dem man sich gerade unterhält. Nach wenigen Worten hört man an der Intonation intuitiv, ob jemand gerade gestresst ist, ob er vielleicht überglücklich ist oder aber einfach nur traurig oder besorgt. Nicht ohne Grund gehören in der deutschen Sprache Stimmung und Stimme zur gleichen Wortfamilie, sind miteinander verwandt.

Ich habe mich eigentlich schon immer mit der Stimme und ihrer Wirkung und Wirkungsweise beschäftigt, bin ja selbst auch Sänger. Schon als Kind habe ich mit dem Singen angefangen, habe eine Gesangsausbildung gemacht und seither immer in klassischen Chören gesungen. Bis zu meinem Umzug nach Mün­chen war ich einer der Tenöre der Camerata Vo­cale Freiburg. Doch wenn man Sänger ist, dann interessiert es einen nicht, was in dem Stimmen-Instrumentarium da drin vorgeht, dann singt man eben.

Ich wollte aber irgendwann mehr wissen, wollte ganz rational erforschen, wie die Stimmung die Stimme beeinflusst. Und wie man möglicherweise blockierte Gefühle frei bekommen kann, damit die Stimme gebildet werden und fließen kann, ohne dass die damit transportierte Emotion von der Ratio unterdrückt wird. Die Intuition in der Stimme geht ja immer mehr verloren, wir verlernen zunehmend, sie richtig zu formen, uns unverstellt und direkt auszudrücken.

Das Mysterium der hohen Tonfrequenzen der Stimme von Georgia Brown konnte ich übrigens bis heute nicht entschlüsseln. Aber die Arbeit mit ihr war sehr beflügelnd. Auch wenn sie viel Energie gekostet hat und ich dabei einige Haare verloren habe. “

Info: Der nicht nur für Sänger und Chormitglieder interessante und außerdem höchst unterhaltsame Film läuft noch bis mindestens 21.November im Kino Harmonie.

Hörproben:

Beim Filmgespräch aufgezeichnet von Erika Weisser

Foto: © Artisan Films