Aus dem Crash auf den Hulg: Wie der Freiburger Holger Bührle seinen Traum verwirklichen will STADTGEPLAUDER | 18.10.2022 | Lars Bargmann

Holger Bührle auf dem Deck seiner Yacht im Vorgarten. Der blanke Wahnsinn: Holger Bührle auf dem Deck seiner Yacht im Vorgarten.

Im zarten Alter von fünf Jahren kam er nach Freiburg, machte hier sein Abi, leitete später mehr als 20 Jahre lang die Szenedisko Crash und steht jetzt vor dem größten Projekt seines Lebens: seine selbst gebaute Segelyacht HULG zu vollenden. Und nur dafür braucht Holger Bührle nun Mitstreiter.

Es ist schon skurril, wenn man am Ortseingang von Au beim Getränkemarkt rechts reinfährt, um die Ecke biegt und dann unvermittelt vor dem 22 Meter langen Aluminiumrumpf einer Segelyacht steht. Holger Bührle, schwarzer Pulli, dunkler Bart, wache, freundliche Augen, serviert Kaffee. Und steckt sich eine Kippe an.

Schon als Schüler hatte Bührle in den Ferien bei Elektro Schillinger gejobbt: „Mein Vater hat mich früh begeistert, mich haben komplexe Schaltungen schnell fasziniert.“ Er sei halt ein
„Lego-Kind.“ Und schmunzelt. Schon während des Abiturs am Staudinger Gymnasium hatte Bührle in der Veranstaltungstechnik gearbeitet, war ein Gesicht von Coco Sound mit Hans-Georg „HG“ Romberg und Ellen Muschal, bespielte längst nicht nur 14 Jahre lang das ZMF. Als Bührle dann zusammen mit Mario Held das Crash übernahm, man schrieb das Jahr 1987, war er auch dort als Elektriker gefragt, beschallte und beleuchtete die Konzerte, baute aber auch Möbel und Theken.

Auch zum Segeln brachte ihn sein Vater, einst Sport-Professor an der Freiburger Universität. Mit 14 machte der Sohnemann seinen A-Schein auf dem Schluchsee, wurde später Tornadosegler. Wann immer er mal länger Zeit hatte, war er auf dem Wasser, meist vor der griechischen Küste. Abends steuerte die Crew die Häfen an – und dann war Bührle immer von der Hafenatmosphäre eingenommen. „Ich liebe Häfen und habe mir stundenlang Schiffe angeschaut. Irgendwann habe ich dann gedacht, so was kann man doch auch selber bauen.“

Holger Bührle in jungen jahren

Der Skipper in jüngeren Jahren: „So was kann man doch auch selber bauen.“

Die Lust am Basteln und Tüfteln merkt man dem mittlerweile 56-Jährigen auch heute an, wenn man mit ihm in den Rumpf seiner Yacht abtaucht. Edle Hölzer, Edelstahl, ein amtliches Cockpit, Elektroschränke hier, ein Bündel Hydraulikschläuche dort, eine Küche, jede Apparatur hat Bührle selber gebaut. Und das Teakholzdeck natürlich auch.

Schon im Jahr des Crash-Einstiegs hatte er sich für 10.000 Mark Baupläne und eine Lizenz von Reinke Yacht gekauft. Vor 25 Jahren war also der erste Laster vollgepackt mit Aluminiumplatten vor seinem Häuschen mit Werkhalle aufgetaucht.

Und seit 25 Jahren baut der gelernte Schweißer und Segelenthusiast nun an seinem Traum. Im Hafen von Au, beim Getränkemarkt um die Ecke. „Ich hatte meinen Vermieter gefragt, ihm die Umrisse des Boots abgesteckt, und er hatte nichts dagegen“, erzählt Bührle. Ob es noch ein Kaffee sein darf?

Nun stehe das große Finale an, 300.000 bis 400.000 Euro fehlen Bührle zur Vollendung noch. Nachdem es in all den Jahren mit mehreren Projektpartnern nicht nur guten Wind in die Segel gab, hat der gebürtige Heidelberger jetzt ein Team um sich geschart und die Free Hulg GmbH & Co. KG gegründet, die vom routinierten Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht begleitet wird.

Holger Bührle beim schweißen

Ein Mann an Deck: Als gelernter Schweißer hat Holger Bührle nicht nur den kompletten Rumpf selbst geschweißt. Auch das Teakholz hat der Enthusiast eigenhändig verlegt.

Bührle, vor drei Jahren aus dem Crash ausgestiegen, legt die Yacht als Kapital in die KG ein, ein Gutachter ermittelt derzeit den Wert, der wohl deutlich über 1,5 Millionen Euro liegen wird. „Das Startkapital hatte ich durch ein Erbe“, erzählt er fast ein bisschen entschuldigend. Den kleinsten KG-Anteil gibt es für 5000 Euro (siehe Infobox). „Ich hoffe, dass ich viele Freiburger dafür begeistern kann, die ersten Kommanditisten gibt es ja schon. Die KG ist aber eigentlich offen für alle, die gerne sehr individuell segeln und zwar auf
Routen, die weit weg vom Main-stream sind.“ St. Vincent, Mystique und die Grenadinen stehen auf dem Programm, Guadeloupe und Antigua, Jamaika, Curaçao.

Bührle baut seine Hochseesegelyacht weitgehend energieautark mit Windgeneratoren und Solarpanels, hat aber auch zwei große Bio-Diesel-Motoren im Bauch verbaut. Bis zu vier Mitsegler finden viel Platz, eine Gästekabine mit Ensuite-Bad, Brotbackautomat, Taucherausrüstung, Mountainbikes, Elektro-scooter, der erfahrene Skipper Bührle – alles an Bord.

Ob ihn in all der Zeit nicht irgendwann mal ein leiser Zweifel beschlichen hat, ob das Boot im Vorgarten wirklich mal fertig wird? „Ich habe das nie infrage gestellt, ob ich das schaffe.“ Im kommenden September soll der HULG (ja, die Yacht ist keine „Sie“) das Trockendock von Au verlassen und in Breisach in den Rhein gesetzt werden. In der Vorweihnachtszeit stehen die ersten Touren für die Kommanditisten in der Karibik auf dem Routenplaner. 

„Nach den vielen aufreibenden Gas-tro-Jahren freue ich mich, dass ich bald was völlig anderes machen kann, ruhiger, entspannter.“ Für Holger Bührle
heißt es dann: Nächster Wohnsitz: HULG – irgendwo auf dem Meer.

Info

Die Free Hulg GmbH & Co. KG wird vom Treuhänder Mathias Hecht von HBM Hecht, Bingel, Müller + Partner verwaltet. Der Mindesteinsatz für einen KG-Anteil beträgt 5000 Euro. Die Mindestbeteiligungsdauer sind sieben Jahre. Pro Beteiligung von 10.000 Euro gibt es für Kommanditisten eine Freiwoche auf der Yacht. Für jede weitere Woche Rabatte. Wird HULG verkauft, gibt es eine Gewinnbeteiligung. Wer die HULG besichtigen will, schreibt eine Mail an: info@free-hulg.com

Mehr Infos: free-hulg.com

Fotos: © Lars Bargmann, privat