Chancen statt Schreckszenarien: Uni Freiburg will Firmen fit machen für den Klimawandel STADTGEPLAUDER | 20.09.2017 | Tanja Senn

Heiße Sommer, feuchte Winter, Dürren und Unwetter. Auch, wenn manch ein Politiker es noch bezweifelt, die meisten Wissenschaftler sind sich einig: Der Klimawandel ist in vollem Gange. Das Projekt „Clim’ability“ will Unternehmen in der Oberrheinregion helfen, sich darauf vorzubereiten.

13 Partner – vom deutschen Wetterdienst bis zur elsässischen Industrie- und Handelskammer – haben sich dafür zusammengetan. Eine Forschungskooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die in dieser Größe außergewöhnlich ist. Mit dabei ist auch ein Team der Uni Freiburg.

Manchmal ist es ganz einfach, dem Klimawandel zu begegnen. Doktorand Nicolas Scholze nennt als Beispiel die Computerserver, die bei den meisten Unternehmen im Keller stehen. Ungünstig, wenn man bedenkt, dass es immer öfter Überschwemmungen gibt. Ist es nötig, den Serverraum zu verlegen? Bei solchen Entscheidungen will Scholze mit dem Projekt „Clim’ability“ helfen.

Anhand von Wetterprognosen und Hochwasserkarten erstellt ein Uni-Team interaktive Karten für die Ober­rheinregion. Auf ihnen können sich Firmen die Prognosen gezielt für ihren Standort anschauen: Wie viele heiße Tage wird es etwa 2050 geben? Wie oft wird es zu Starkregen kommen? Besteht die Gefahr von Überschwemmungen? „Die Oberrheinregion ist innerhalb von Mitteleuropa auffällig“, erklärt Scholze, „weil die Hitzebelastung hier eh schon sehr hoch ist.“

Zudem werden bei dem dreijährigen Projekt – das gerade Halbzeit hat – Firmen aus der Nordwestschweiz, dem Elsass, Baden und der Südpfalz interviewt: Welche Auswirkungen hat die Hitze auf das Personal, das Management oder die Gebäude?

Einer dieser Interviewpartner ist das Logistikunternehmen Karl Dischinger in Kirchhofen. Hier beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema Klimawandel. Vor allem, weil man dessen Auswirkungen schon spürt. „Wir müssen immer mehr und länger kühlen“, erläutert Kerstin Sacherer, die im Familienunternehmen unter anderem für Umweltthemen zuständig ist. Die Firma habe daher bereits in zusätzliche Kühlanlagen investiert.

Doch nicht alle Auswirkungen des Klimawandels sind negativ: So profitiert Dischinger von den zunehmend milden Wintern. Da weniger Straßen durch Schnee blockiert sind, kommen die Lastwagen besser durch. „Wir wollen mit dem Projekt auch Chancen aufzeigen“, so Scholze. Einer der Projektpartner, ein elsässischer Landwirt, baue durch die veränderten Bedingungen etwa vermehrt Soja an. „Unser Ziel ist es nicht, Schreckensszenarien zu verbreiten“, betont der 33-Jährige, „sondern Chancen durch eine bessere Planung aufzuzeigen.“

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