Dicke Luft: Universität Freiburg wird nicht „fossil free“ STADTGEPLAUDER | 22.09.2018 | Philip Thomas

Vor zwei Jahren hat die Uni Freiburg angekündigt, sich zumindest aus direkten Geschäften mit fossilen Brennstoffen zurückzuziehen. Der Bewegung „Fossil Free Freiburg“ reicht das nicht. Sie fordert den vollständigen Rückzug aus allen möglichen Deals mit Kohle, Gas, Öl und Kernenergie. Doch die Uni will versteckten und möglicherweise noch vorhandenen Geldgeschäften nicht entsagen.

Brief an die Uni geschickt, in dem wir aufgefordert haben, alle Investitionen in fossile Brennstoffe zu beenden“, sagt Tamara Nausner von Fossil Free Freiburg. Auf diesen Brief erhielt Fossil Free Freiburg keine Antwort. Erst nach einer 2015 eingereichten Petition mit über 1000 Unterschriften gab es persönlichen Kontakt mit Rektor Hans-Jochen Schiewer. „Danach war Funkstille, und die Uni hat uns keine Beachtung mehr geschenkt“, sagt Alina Hilzinger, ebenfalls Mitglied der Gruppe.

Nach Briefen von Fossil Free, die direkt an den Uni-Rat adressiert waren, teilte die Hochschule im Juli 2016 mit, dass ihre Anlagerichtlinien überarbeitet wurden: Fortan „sollen keine Einzel-
investments in Unternehmen getätigt werden, deren Kerngeschäft auf fossilen oder nuklearen Energieformen basiert“.

Die Banken der Freiburger Forschungsstätte sollten betroffene Anlagen entsprechend verkaufen. Vorausgesetzt, die laufenden Papiere werden nicht mit Verlust verkauft. Mischfonds, die weiterhin fossile Brennstoffe beinhalten können, werden in den neuen Richtlinien nicht berücksichtigt. „Wir gehen stark davon aus, dass es in diesen ­Mischfonds noch Investments gibt“, sagt Nausner. Kollegin Hilzinger: „Wir fordern einen vollständigen Rückzug aus diesen Geschäften.“

Bis zum Dezember 2016 reichte Fossil Free Freiburg zwei weitere Schreiben ein. „Unsere Briefe haben keine Früchte mehr getragen, deswegen haben wir der Uni vor dem Stadttheater im Mai 2017 den Anti-Preis als größtes Fossil verliehen“, sagt Hilzinger.

Zehn Tage später erhielt die Gruppe dann Antwort vom Rektor. Darin verweist Schiewer auf die politische Neutralität der Uni und lehnt einen Beitritt zu Fossil Free ab. Die Pressestelle zeigt derweil auf das Land. Verantwortlich sei das Finanzministerium: „Es ist der Universität rechtlich nicht möglich, alle Investitionen des Finanzministeriums offenzulegen“, so Uni-Sprecher Nicolas Scherger. Ungefähr 15 Millionen Euro investiere die Uni in ihr Körperschaftsvermögen, außerhalb der 338,7 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt 2018. Davon seien 10 Millionen Euro in Wertpapieren angelegt.

Ob darin – in welcher Form auch immer – fossile Brennstoffe liegen, verrät Scherger nicht. „Universitäten sind vom Informationsfreiheitsgesetz ausgenommen. Unsere Mittel sind daher begrenzt“, sagt Nausner. Die beiden sind trotzdem überzeugt: „Fossil Free ist ein guter Ansatz, um von unten etwas zu erreichen.“ Laut Fossil Free haben bereits über 900 Institutionen klimaschädlichen Organisationen abgeschworen.

Neben der Universität forderte die Bewegung im vergangenen Juli auch das Freiburger Erzbistum mit einer entsprechenden Petition auf, entsprechende Investments zu beenden. Der erste Kontakt sei auch hier gut verlaufen. Das Rathaus trägt schon das Prädikat „fossil free“, weil die Stadtverwaltung technisch gesehen gar keine Geldanlagen besitzt.

Weil Fossil Free zuletzt eine Einladung des „Arbeitskreises Nachhaltige Universität Freiburg“ ausschlug, ist das Klima zwischen diesen beiden Parteien weiter aufgeheizt. „Uni-Kanzler Matthias Schenek erklärte uns nach einer Banner-Aktion am Rektorat, dass der Kontakt beendet sei“, sagt Hilzinger. Die beiden Aktivistinnen wollen weitermachen. Und die Zeit der offenen Briefe ist laut Nausner vorbei: „Wir wollen in die Offensive gehen und planen provokantere Aktionen.“

Foto: © Janine Heitzmann