Die Erde macht’s: Auf was man bei der Wahl achten sollte STADTGEPLAUDER | 14.05.2019 | Heide Bergmann

Erde

Balkonerden werden zur Zeit überall angeboten, in Supermärkten, Gartencentern oder Baumärkten, stapelweise und oft zu günstigen Preisen. Aber welche ist die richtige?

Die meisten Substrate enthalten heute immer noch Torf. Er stammt aus den Hochmooren in Skandinavien und dem Baltikum. Mit dem Torfabbau gehen wertvolle Feuchtgebiete verloren. Und was viele nicht wissen: Der Torfabbau schadet dem Klima, denn intakte Moore gelten als die effektivsten CO2-Speicher. Trotzdem werden jedes Jahr in Deutschland zehn Millionen Kubikmeter Torf verbraucht. Das muss nicht sein. Inzwischen gibt es viele Ersatzstoffe wie Kokos- oder Holzfasern, Rinden- oder Grünschnittkompost. Sie machen die Erde locker und durchlässig. Kleiner Nachteil: Da sie nicht so viel Wasser speichern wie Torf, muss man öfter gießen.

Es lohnt sich, die Pflanzenerde sorgfältig auszuwählen. Das Problem dabei ist: Es gibt keine Vorschrift für die Inhaltsangaben auf der Packung. So sagt die Bezeichnungen „Bio-Erde“ – anders als bei der Bio-Lebensmittelverordnung – nicht wirklich etwas aus. Bio-Erde kann auch Torf enthalten. Gärtnermeister Ulrich Herzog, Pflanzenberater und Fachverkäufer bei „Fautz – Die Gärten“, rät, beim Kauf auf Qualität zu achten. „Je besser die Erde, je besser die Versorgung, desto gesünder sind die Pflanzen.“ Dabei spielt auch der Preis eine Rolle. „Eine Erde, die pro 50 Liter unter neun Euro kostet, ist oft minderwertig. Man sollte darauf achten, dass das Substrat durchlässig ist und nicht beim ersten Gießen in sich zusammensackt.“

Neben der optimalen Wasser- und Nährstoffversorgung ist das Porenvolumen des Bodens wichtig. Denn Wurzeln brauchen Sauerstoff zum Atmen. Mindestens ein Viertel einer Topferde besteht im Idealfall aus Luft. Mineralische Bestandteile wie Blähton, Lava oder Bims, die in guten Substraten enthalten sind, bringen Luft hinein und sorgen für eine stabile Struktur.

Welche Erde wofür?

Bei der Auswahl der Erde sollte man zunächst überlegen, was man pflanzen will. Es gibt zwei Typen von Balkonerden: Die eine eignet sich eher für einjährige Pflanzen, die andere für mehrjährige. Zu den Einjährigen gehören Tomaten, Gemüse oder Balkonblumen. Sie lieben eine eher humose, leicht gedüngte Erde. Im Handel ist diese als Tomaten-, Gemüse- oder Blumenerde erhältlich.

Daneben wird auch Anzucht- und Kräutererde angeboten. Sie eignet sich für Pflanzen, die nicht so viele Nährstoffe brauchen. „Für Schwachzehrer wie Salate und Küchenkräuter nimmt man möglichst eine Erde, die nicht so viele Nährstoffe enthält, aber auch nicht zu wenige“, rät Gärtnermeister Herzog. „Salate schießen schnell hoch und werden weich, wenn sie in einer zu stark gedüngten Erde stehen.“ Bei mediterranen Kräutern wie Lavendel, Thymian oder Rosmarin darf das Substrat sogar noch ein bisschen magerer sein. Der Kräutererde sollte man dafür zu 50 Prozent Lava, Bims, Blähton, Sand oder Splitt hinzumischen.

Eine Kübelpflanzenerde empfiehlt sich für mehrjährige Pflanzen wie Rosen, Zitrusbäume, Oliven oder Obstgehölze, die alle fünf bis sechs Jahre umgetopft werden. „Eine Kübelpflanzenerde“, erläutert der Experte, „hat eher mineralische Bestandteile, die für Strukturstabilität sorgen, damit die Erde nicht verdichtet und die Luftführung lange aufrechterhalten bleibt.“

Für Balkonpflanzen, die ja in einem begrenzten Gefäß wachsen, ist die Wahl des richtigen Substrates entscheidend. Im Garten ist vieles einfacher. Hier braucht man in der Regel keine Erde zukaufen. Eine gute Bodenpflege, Kompost und etwas organischer Dünger machen den Boden fruchtbar. Wer Geld sparen will, mischt sich seine eigene Balkonerde aus einem Drittel Gartenerde, einem Drittel reifen Kompost und einem Drittel Sand, Blähton oder Bims. Es ist allerdings nicht einfach, denn Gartenerde und Kompost verbacken und verdichten leicht. Auch keimen Unkrautsamen. Aber vielleicht machen es ja die individuelle Mischung und die Erfahrung, die dazukommt.

Wie man es auch macht, eine gute Erde zahlt sich auf jeden Fall aus, weiß Herzog: Je mehr Luft man den Pflanzen lässt und je behutsamer man sie gießt, desto weniger Pilzkrankheiten hätten sie. „Damit das auch funktioniert, brauche ich eine gute Erde.“

Foto: © iStock/ajaykampani, Pixabay