Die Sanierung der Gaskugel wird teuer: Arbeitskreis fordert Think tank mit Stadt und Badenova STADTGEPLAUDER | 15.11.2021 | Till Neumann

Freiburger Gaskugel

Was wird aus der grauen Gaskugel im Freiburger Westen? Seit 2019 ist sie außer Betrieb und denkmalgeschützt. Der „Arbeitskreis Gaskugel“ macht sich für eine „sanfte Nutzung“ als Freizeitziel stark. Doch die Kosten erreichen unerwartete Ausmaße. Auch den Gemeinderat treibt das um. Bei der Badenova reagiert man gereizt.

Wird die Kugel zum lebendigen Treffpunkt?

Mit einem 16-seitigen Betriebskonzept wirbt der „Arbeitskreis Gaskugel“ für eine Zukunft des markanten Baus: „Wir wünschen uns einen lebendigen Treffpunkt mit einem Gartencafé, das an die Kugel angedockt sein könnte“, schreibt das Bündnis. Niedrigschwellig und familienfreundlich soll es sein und sich vor allem an Spazierende und Fahrradfahrende richten. Im Freiburger Westen fehle Vergleichbares.

Eigentümer der Kugel ist die Badenova-Tochter BN-Netze. Doch deren Zukunft werde im Rathaus entschieden, betont Pressesprecher Roland Weis. Politische Gremien seien dafür zuständig. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Badenova wenig Interesse daran hat, sich weiter mit der Kugel zu befassen. „Ideen sind gut, bei denen wir nichts zahlen müssen.“ Wer da etwas machen wolle, solle sich drum kümmern.

Interesse an Nachnnutzung ist groß

Das tut der Arbeitskreis rund um Heike Piehler mit Nachdruck. Sie hat Rückmeldung von Baubürgermeister Martin Haag, dass sein Team sich damit befasst. Haag habe ihr mitgeteilt, dass der Bebauungsplan für eine entsprechende Nutzung geändert werden müsse, berichtet Piehler. Bisher sei die Fläche als Versorgungsgebiet ausgewiesen, eine Freizeitnutzung daher nicht möglich. Zwei bis drei Jahre könne die Änderung dauern, berichtet die ehemalige Chefin des E-Werks. Zu lang findet sie das. „Wir hoffen auf ein abgekürztes Verfahren.“

Auch im Gemeinderat ist das Interesse zu einer möglichen Nachnutzung groß. Mit einem Antrag haben sich mehrere Fraktionen im Oktober an OB Martin Horn gewandt. Sie bitten um Antworten zur möglichen Planung, der Finanzierung und einer Sanierung. „Wir begrüßen das Engagement des ‚Arbeitskreises Gaskugel‘, dem Industriedenkmal eine Zukunft zu geben“, sagt Stadtrat Jan Otto (Grüne). Auch die besondere Lage an der Dreisam sei Grund genug, dass sich Stadt und Badenova intensiv damit befassen sollten.

Hohe Sanierungskosten

Eine der Fragen des Antrags spricht Rostschäden an. Von denen berichtet auch Piehler, die zweimal in der Kugel war, um sich ein Bild zu machen: „Im Inneren rosten die Schweißnähte, da muss man was machen.“ Sie hat die Kosten einer Instandsetzung prüfen lassen und weiß mittlerweile: „Allein die Sanierung der Kugelhülle, die auch von innen einen Rostschutz bekommen muss, wird sich voraussichtlich auf einen Betrag von über einer Million Euro belaufen.“ Ohne überregionale Fördergelder sei das nicht zu stemmen. Und die Zeit drängt: Denn der Rost dürfte im Laufe der Jahre nicht weniger werden.

Um voranzukommen, wünscht sich Piehler eine Art Think Tank mit dem Baudezernat und der Badenova. Gemeinsam soll eine Lösung gefunden werden. Den aktuellen Eigentümer sieht sie finanziell in der Verantwortung. „Unsere Position ist, dass die Badenova in der Pflicht steht. Warum sollen wir die Sanierung bezahlen?“

Damit dürfte sie auf Granit beißen. Allein die Wartungs- und Sicherungskosten liegen laut Badenova jährlich bei einem „mittleren fünfstelligen Betrag“. Mit Blick auf den sich ausbreitenden Rost ist es kein Wunder, dass der Energieversorger die Kugel zum Symbolpreis abgeben möchte.

Foto: © tln