»Du musst abliefern«: Freiburger Breakdancerin ist im Kader für Olympia STADTGEPLAUDER | 16.11.2021 | Till Neumann

Breakdancerin Naomie Karfich aus Freiburg Will zu Olympia 2024: Die Freiburger Tänzerin Naomi Karfich

Breakdance wird 2024 erstmals olympisch. Die Freiburgerin Naomi Karfich möchte dann Deutschland vertreten. Sie ist eine von acht Tänzerinnen, die im Perspektivkader für die Spiele in Frankreich trainieren. Dass sie es schaffen kann, hält Bundestrainer Marco Baaden für möglich. Der Weg ist aber noch weit.

Umstrittener Wettkampf

Gerade erst hat Naomi Karfich eine Verletzung am Handgelenk auskuriert. Die hat sie zurückgeworfen im Kampf ums Olympiaticket 2024. Dass es das überhaupt gibt, ist umstritten. „Es gibt große Diskussionen in der Szene“, berichtet Karfich. Kritiker befürchten, dass es nur noch um Leistung gehe und die Kunst in den Hintergrund rücke. Die 25-Jährige teilt die Sorge nicht. „Ich will die Chance nutzen und mir ein eigenes Bild machen.“

Zwillinge: Naomi und Joelle Karfich

Beworben hat sie sich vor einem Jahr beim Deutschen Tanzsportverband (DTV) mit einem Video. 20 Frauen und 20 Männer sind dann zu einem Lehrgang nach Frankfurt eingeladen worden. 16 blieben übrig. Unter den acht Tänzerinnen ist neben Naomi auch ihre Zwillingsschwester Joelle, die in Lyon lebt. Alle drei Monate haben sie jetzt einen Kaderlehrgang – außerdem nehmen sie an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil, um Punkte zu sammeln. Das Ranking ist entscheidend, um den Startplatz für Olympia zu ergattern. Nur ein B-Boy und ein B-Girl können mit.

Entscheidend: Tagesform und etwas Glück

„Die Konkurrenz ist richtig groß, du musst abliefern“, sagt Karfich. Beim Battle eins gegen eins wird im K-o.-System getanzt. Schon ein kleiner Patzer reiche, um früh auszuscheiden. Die Tagesform sei entscheidend und etwas Glück. Bei einem Turnier in Belgien schaffte es die Freiburgerin nicht mal unter die Top 16, ihre Schwester dafür bis ins Halbfinale. „Ich war richtig nervös und habe keinen guten Song erwischt“, erinnert sich die Tänzerin. An anderen Tagen lief es für sie gut, dafür hatte ihre Schwester Pech.

„Eine hat einen guten Tag, bei der anderen läuft’s richtig scheiße, das zieht sich durch unsere Karriere“, erzählt Karfich und lacht. Unterkriegen lässt sie sich davon nicht. Sie sieht vor allem das Positive: „Wir sammeln so viele Erfahrungen und lernen unglaublich viel.“ Dazu zählt auch, mit Druck umzugehen: „Das Ranking ist eine Mega-Challenge, ein hartes Game, daran wächst man.“

Marco Baaden

B-Boy-Bundestrainer: Marco Baaden

Der Wille muss da sein

Ihr Bundestrainer Marco Baaden ist selbst B-Boy. Der gelernte Erzieher hält große Stücke auf Karfich: „Naomi ist Bühnenpräsenz, sie geht auf die Bühne und strahlt.“ Andere würden in der Masse auch mal untergehen, sie nicht. Dass die Freiburgerin es zu Olympia schafft, hält er für möglich – genau wie bei allen anderen 15 Tänzern im Kader. „Es gibt keine Favoriten, die Entwicklung ist bei allen krass“, sagt der 36-jährige Hamburger.

Entscheidend sei der Wille. „Wenn du auf die Schnauze fällst, musst du aufstehen und dir sagen: Das darf nicht noch mal passieren“, sagt Baaden. Es gelte, gesund zu bleiben, zu trainieren und die Beste sein zu wollen. Deutschland sieht er im oberen Drittel der Weltrangliste. „Wir müssen uns überhaupt nicht verstecken.“ Eine Probeolympiade hat bereits in China stattgefunden. Da holte die Deutsche Tänzerin Jilou Bronze.

Für Naomi Karfich ist Frankreich 2024 ein Traum. Noch drei Jahre sind es bis dahin – eine lange Zeit. „Ich tue alles dafür“, sagt sie. Auch Meditationstraining habe sie angefangen. Wenn die Teilnahme nicht klappt, sei das auch okay, solange sie sich sagen kann: Ich habe alles gegeben.

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Fotos: © tanahallphotography; Samir_pharao_nikolic

Geschichte geschrieben: Freiburger gewinnen 1. Deutsche Breakdance-Liga