Entspannung durch Isolation: In Freiburg steht der einzige Floating-Tank Badens STADTGEPLAUDER | 27.01.2017
Wer denkt, die ultimative Entspannung sei, bei Sonnenaufgang auf einem Stand-up-Paddling-Board den herabschauenden Hund zu machen, kennt Floating noch nicht. In einem großen Tank im Salzwasser schwebend sollen Gefühle wie im Mutterleib hochkommen. Auch ein Freiburger Wissenschaftler hat den Trend für sich entdeckt. Entspannend? Beängstigend? Verrückt? Die chilli-Redakteure Till Neumann und Tanja Bruckert haben Freiburgs Floating-Tank getestet.
Ob sich so ein Küken im Ei fühlt? Sanftes Licht, zwitschernde Vögel, warmes Wasser – obwohl der Deckel geschlossen ist, fühlt man sich in dem zweieinhalb Meter langen und anderthalb Meter breiten Tank nicht beengt. Licht aus, Gezwitscher aus, sich tragen lassen von 400 Kilo Salz aus dem Himalaya und dem Toten Meer. Spüren, wie sich die Grenze zwischen Wasser und Luft auflöst, wie der Atem ruhig fließt und wie es ganz langsam – anfängt zu jucken. Salzwasser auf trockener Haut ist nicht gerade angenehm. Durch das ständige Kratzen spritzt zudem Salzwasser in die Augen, was höllisch brennt. Und das soll Entspannung sein?
Ja, und sogar eine der effektivsten Arten, ist sich Sven Kühnöl sicher. In seiner Praxis für Selbstheilung „Prana Freiburg“ steht der 30.000 Euro teure Tank – der einzige seiner Art zwischen Zürich und Stuttgart. 2009 hat der aus dem Marketing kommende Heilpraktiker seine Praxis im Untergeschoss des Hotels Victoria eröffnet. Dort bietet er neben Floating auch Gesprächs- und Hypnotherapie, Massagen oder Reiki im Salzraum an. Ein Burnout und eine Motorradtour durch Indien haben ihn in die Welt der Entspannung geführt.
Der Floating Tank ist das Highlight seiner Praxis – einige Kunden steigen seit Jahren jede Woche in das 36 Grad warme Salzwasser. Neu ist das Floaten nicht: Bereits in den 60er Jahren sind die Tanks in den USA in Mode gekommen, John Lennon soll einer der Ersten gewesen sein, der sich einen in den Keller gestellt hat.
„Das Bedürfnis nach Entspannung steigt“, sagt Kühnöl. Dauernd würden die Sinne von Smartphones, Computern, Musik und Fernsehen befeuert – vollkommene Stille und Dunkelheit kennen vor allem Stadtbewohner gar nicht mehr. „Viele waren schon lang nicht mehr mit sich allein“, so der Therapeut. „Bei dem einen oder anderen könnte es schwierig sein, wenn er sich plötzlich mit sich selbst beschäftigen muss.“ Da man aber vom Wasser gehalten und getragen werde – wie im Mutterbauch –, seien die Emotionen meist positiv.
Und tatsächlich: Kaum hat das anfängliche Jucken und Brennen nachgelassen, entspannen sich die Muskeln. Der Atem wird tiefer. Vor den Augen erscheinen kleine Lichtpunkte, wie ein Sternenhimmel in der Wüste. Als das Aufblinken der blauen Tankbeleuchtung signalisiert, dass die vereinbarte Dreiviertelstunde zu Ende ist, sind die Sinne leicht benebelt, die Glieder schwer, und auf der Haut liegt ein angenehmer Film von Salzlauge.
Das kennt auch der Freiburger Psychologe Marc Wittmann. Der 50-Jährige war schon sechs Mal im Tank. „Man kommt so ganz schnell in außergewöhnliche Bewusstseinszustände“, sagt der Forscher des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene. Meditation erfordere viel Willen, im Isolationstank erreiche man fast mühelos tiefe Entspannung.
Sein Thema: Wie erlebt der Mensch Zeit? Manchmal vergehe sie rasend schnell, manchmal nur langsam. Der Floating Tank kommt ihm dafür wie gelegen: „Dort verliert man massiv das Zeitgefühl“, sagt Wittmann. Aus eineinhalb Stunden könnten so gefühlte fünf Minuten werden.
Den zwei chilli-Testern kamen die 45 Minuten normal vor. Für Wittmann kein Wunder: „Am Anfang ist man sehr mit der eigenen Körperlichkeit beschäftigt“, sagt er. Da könne sich die Zeit sogar dehnen. Erst beim zweiten oder dritten Mal vergehe die Zeit wie im Flug. Auch floaten muss gelernt sein.
Text: Tanja Bruckert & Till Neumann / Fotos: © tln & Prana
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