Fatcat: Debütalbum fürs Schampus-Gefühl STADTGEPLAUDER | 19.06.2016

Seit drei Jahren mischen Fatcat die Szene auf. Die acht Musiker sind die vielleicht publikumsstärkste Band Freiburgs. Und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Im November soll ihr Debütalbum erscheinen. Ins bisher größte Bandprojekt steckt die Funkcrew viel Geld und Hoffnung. Was das mit Champagner, Frauen und Prickeln zu tun hat, haben sie dem chilli erzählt.

Größer, teurer und intensiver als alles zuvor: Mit »Champaign Rush« haben die acht Musiker Großes vor.

„Fatcaaaaat. Seid ihr daaaaa?“, ruft Sänger Kenny Joyner den Fans im Mensagarten zu. Als die Band loslegt, ist kein Halten mehr. Die Menge tanzt und feiert zum donnernden Newfunk der Freiburger. Der Platz bebt, bis weit in die Stadt sind die Funk-Katzen zu hören.

Das „Freiburg-Stimmt-Ein“-Konzert im Juni 2015 war für Fatcat eines ihrer größten. „Das war krass. Da waren auf einmal 2000 Menschen“, schwärmt Saxophonist Jakob Jung. „Die Energie der Leute ist unsere Nahrung.“ So gesehen könnten die acht Mittzwanziger längst satt sein. Zuletzt spielten sie in München, am Bodensee und in Mannheim. Auch dort sind sie mittlerweile Publikumsmagnete. Hunger haben sie trotzdem noch: „Wir haben einfach Bock, zu zocken. Das ist das Schönste, das es gibt“, betont Joyner.

Nach drei Jahren ist die Zeit reif für ein Album. Im März war die Band vier Tage zum Songschreiben im tiefen Schwarzwald. Seit rund zwei Monaten basteln die Katzen im Stuttgarter Terrasound-Studio an ihrem Longplayer-Debüt. „Es ist anders als bei den bisherigen zwei EPs. Das war immer sehr livemäßig, mit Zeitdruck“, sagt Bassist Fabian Gyarmati-Buchmüller. „Eine total neue Erfahrung“, ergänzt Frontmann Joyner. Die Band nehme sich jetzt die nötige Zeit, um die Messlatte höher zu legen.

Das Album ist ihr bisher größtes Projekt. „Wir investieren ein gutes Beamten-Jahresgehalt. Das geht über alles hinaus, was wir bisher gemacht haben“, betont Keyboarder Ferdinand Klamt. Die Investition sei eher Ansporn als Druck, sagt Joyner. Die Erwartungen sind dennoch groß: „Ich halte große Stücke auf das Album. Deswegen mache ich mir schon etwas Druck“, betont Klamt. „Es kann gar nicht sein, dass es nicht einschlägt“, prophezeit der Pianist. Mit dem Album wolle man die nächste Stufe erreichen.

Die nächste Stufe? Das heißt größere Bühnen, mehr Publikum, Radiopräsenz, vielleicht sogar eine Chartplatzierung. Die Platte soll auch über Landesgrenzen hinaus Welle machen: „Wir sind kein deutsches Produkt, sondern international, das ist unser Anspruch“, unterstreicht Klamt.

Fett: Rund 170 Konzerte haben Fatcat in drei Jahren gespielt. Im November brachten sie die MensaBar zum Kochen.

Verdient haben Fatcat bisher vor allem Respekt und Applaus. Alle Gagen kommen in die Bandkasse, direkt ausgezahlt wird nichts. Einnahmen werden reinvestiert in Aufnahmen, Merchandise oder Technik. „Wir machen das ehrenamtlich“, sagt Jakob Jung und lacht. Von der Musik leben können sie nicht. „Wir sind acht Leute, das ist ein mächtiges Brett“, sagt Klamt. Seit Oktober leisten sie sich zudem einen Manager. Der Freiburger Björn Jakob hält den Musikern den Rücken frei. Auch das kostet Geld. Mit dem Album soll sich die finanzielle Lage bald ändern: „Wir haben immer vor Augen, wenn wir so weitermachen, wird das schon“, sagt Klamt.

Jakob lobt Energie, Soundgewalt und Weiterentwicklung der Band. Er sieht aber auch Verbesserungswürdiges: „Ich glaube, dass die Band vor allem am Bewusstsein als Profis arbeiten muss“, sagt der Manager. Fatcat seien sehr bescheiden. Das sei im Grunde eine tolle Eigenschaft. Doch manchmal müsste auch der Ellenbogen ausgefahren werden. Etwas mehr Bestimmtheit im Umgang mit Veranstaltern oder Agenturen sei angebracht.

Kenny Joyner weiß um solche Punkte. „Es ist viel zu oft passiert, dass Kreative ausgenutzt werden, weil sie keine Ahnung haben, was sie tun“, sagt der Lockenkopf. Um das zu verhindern, will die Band so unabhängig wie möglich bleiben. Bei einem Label unter Vertrag zu gehen, ist deshalb keine Option. „Es ist einfach mega interessant, unabhängig zu bleiben und alles selbst auf die Beine zu stellen – wenn man es zeitlich hinbekommt. Er sei sieben Tage die Woche für Fatcat im Einsatz. „Aber natürlich kann man auch mal einen Tag chillen, das Wetter genießen und Inspiration sammeln“, sagt Joyner und grinst.

Beim Interview schlürfen die Musiker vorwiegend Johannisbeerschorle. Zum Album dürfte es Schampus geben, es wird „Champaign Rush“ heißen. „Das beschreibt ein Gefühl“, erklärt Joyner. „Jemand kommt in den Club, sieht eine Frau, der erste Blick sagt schon alles.“ Dann habe man diesen Champaign-Rush-Moment und könne sich dem Abend hingeben. „Das ist das Gefühl, wenn man leicht einen Sitzen hat, aber voll motiviert und positiv ist“, ergänzt Klamt.

Fett: Rund 170 Konzerte haben Fatcat in drei Jahren gespielt. Im November brachten sie die MensaBar zum Kochen.

Positiv – das ist für die Band das vielleicht wichtigste Adjektiv. So sind sie, so soll ihre Musik klingen. Der Bandname ist so gesehen eigentlich irreführend. Denn Fatcat steht für einen alten, dicken Mann mit viel Asche. Auf die Idee, sich so zu nennen, kamen sie einst im Proberaum, als einer meinte, er wolle irgendwann mal für die Fatcats Musik machen. Das habe sich dann durchgesetzt, weil’s fett klingt, sagt Kenny Joyner.

Die Freiburger Funkband verkörpert derzeit eher das Gegenteil: Sie sind jung und hungrig. Erst die Jagd, dann der Schampus.

FatCat live heute ab 20.50 Uhr bei »Freiburg Stimmt Ein« im Eschholzpark.
Am 25. Juli sind Fatcat beim Zelt-Musik-Festival zu sehen und zu hören.

Text: Till Neumann / Fotos: © Felix Groteloh, Oliver Korn