Investieren mit System: Die GFA setzt auf Algorithmen und Expertenwissen Finanzwelt | 27.03.2023 | Lars Bargmann

Werner Krieger und Udo Winterhalder Schon 25 Jahre aktiv: Werner Krieger und Udo Winterhalder (r.)

Sie kannten sich erst ein paar Wochen, als Werner Krieger und Udo Winterhalder 1997 die GFA Vermögensverwaltung GmbH gründeten. Heute verwaltet das Team in Herbolzheim etwa 200 Millionen Euro für rund 440 Kunden. Die wichtigsten Teammitglieder allerdings sind ohne Kopf: Es sind selbst kreierte Algorithmen. Prädikat unverkäuflich.

Der Analyst Krieger (60) und der Banker Winterhalder (55) waren sich vor 25 Jahren schnell einig. Krieger hatte schon 1995 den Fondsshop Baden gegründet, aber wenig Ahnung vom Bankgeschäft, Winterhalder kannte das Bankenwesen aus dem Effeff, ist ein guter Netzwerker. „Es hat von Anfang an gepasst“, sagt Winterhalder.

Heute ist die GFA einer von bundesweit nur 400 bankenunabhängigen Vermögensverwaltern. Vermögensverwalter brauchen eine Bankenlizenz, werden von der BaFin geprüft und verdienen keinen Cent an den Produkten, die sie ihrer Klientel anbieten.  Ihre Provisionen – hauptsächlich erfolgsorientiert – bekommen die GFA-Experten allein von ihrer Kundschaft, die sie nicht nur gut durch die Pandemie geführt hat, sondern auch durch das Platzen der Dotcom-Blase und andere Turbulenzen an den Aktienmärkten.

Bis Mitte der 90er-Jahre waren Aktien in Deutschland etwa so begehrt wie vegane Steaks. Erst als die Telekom 1996 an die Börse ging, bekamen die Deutschen Aktienfieber. Als die Dotcom-Blase vier Jahre später platzte und der DAX 70 Prozent verlor, gerann Millionen Anlegern das Blut. „Unsere Kunden sind da aber supergut durchgekommen“, blickt Winterhalder zurück. Die GFA hat Algorithmen-gestützte Frühwarnsysteme an der Börse. Wenn der DAX wackelt, schlagen sie an. „Wenn Gefahren auftauchen, reduzieren wir für alle unsere Kunden mit einem Klick Stück für Stück die Aktienquoten, wenn der Markt sich wieder beruhigt, fahren wir die Quote wieder Stück für Stück hoch“, erklärt Krieger. Eigentlich sei das wie ein Surfen auf den Wellen des Marktes.

So kam es schon vor, dass in einem Oktober die Aktienquote nur noch bei 20 Prozent lag, Ende November aber wieder bei 100 Prozent. Auch im vergangenen November, drei Monate vor dem Einmarsch der Russen ins Nachbarland, drosselte die GFA die Aktienquote wieder. Und auch Monate bevor der Wirecard-Skandal publik wurde, war die GFA schon wieder aus dieser Aktie ausgestiegen. „Wir haben da für unsere Kunden aber große Gewinne mitgenommen“, sagt Winterhalder. „Der Markt ist ein guter Seismograph. Wir werden nicht auf dem falschen Fuß erwischt“, so Krieger. Die Millionen werden zwischenzeitlich in sicheren Häfen geparkt.

Auch für die Investition auf den Aktienmärkten gibt es unterschiedliche Strategien für unterschiedliche Anlegergruppen. Momentum-, Dividenden-, Value- oder auch Trendfolger-Investments. „Stock picking“ nennt Krieger das. Ebenso werden Anlagen in Gold oder Rohstoffen aktiv gesteuert.

Die Algorithmen-Systeme von miteinander verbundenen Mechanismen, die in regelbasierte Strategien gefasst sind, sind neben dem eigenen Know-how und einem Profi-Netzwerk die Erfolgsformel. „Die Stärke unseres Hauses ist sicher das Regelbasierte. Viele Regeln bringen uns und unseren Kunden viel Sicherheit, aber auch Rendite“, sagt Winterhalder.

Im internationalen Vergleich gelten Deutsche immer noch als Aktienmuffel. „Das Interesse ist mit der Zeit größer geworden, aber es ranken sich immer noch viele Mythen um den Markt. Unser Job ist, hier für Klarheit zu sorgen“, sagt Krieger, der das auch in öffentlichen Vorträgen macht.

„Aktien sind der langfristig sicherste Baustein der Altersvorsorge“, sagt Winterhalder. Und wenn Christian Lindner nun erstmals von einer Aktienrente spricht, nennt Krieger das einen guten Anfang. „Der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen sagt das schon seit 20 Jahren. Zehn Milliarden aber reichen lange nicht.“ Wichtig sei, dass das nicht schuldenfinanziert wird, sondern vom umlagefinanzierten Anteil im Haushalt abzwacke. Die eigenkreierten Algorithmen und ihre Performance werden auch außer Haus geschätzt. Bei Krieger flatterte schon eine diskrete Kaufanfrage auf den Tisch. Er wünschte dem Interessenten einen schönen Tag.

Info

Die GFA Vermögensverwaltung GmbH wurde 1997 gegründet. 2002 folgte die GFA-Finanzberatung, 2018 die GFA Immo. Die Gruppe beschäftigt heute 41 Menschen. 
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