Freiburger A-cappella-Gruppe Unduzo bekommt Kleinkunstpreis Baden-Württemberg STADTGEPLAUDER | 18.04.2016

Zum Brüllen komisch, melancholisch-tiefsinnig, melodisch-virtuos, donnernd laut – Unduzo hat viele Facetten. Das kommt an: Am 19. April bekommt die Freiburger A-cappella-Gruppe den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. Nicht die erste Auszeichnung für die „Uprising Stars“. Die fünf Vokalartisten sind auf dem besten Weg, ein Aushängeschild der Stadt Freiburg zu werden.

Richard Leisegang, Julian Knörzer, Linda Jesse, Cornelius Mack und Patrick Heil.

Klammheimlich verlässt Patrick Heil die Jazzhaus-Bühne. Ist der Tenor etwa sauer? Seine vier Kollegen scheinen nichts zu merken. Linda Jesse, Julian Knörzer, Richard Leisegang und Cornelius Mack stimmen das nächste Lied an. Plötzlich taucht Heil wieder auf – mit Sonnenbrille, offenem Hemd und Goldkette. „Spieglein Spieglein an der Wand, wer hat den größten … im Land? Und ist dazu noch elegant?“ Er natürlich, der lasziv besungene „Gigolo“. Die Menge im randvollen Jazzhaus grinst.
 

Beim Auftritt im März hat die Band das Jazzhaus-Publikum fest im Griff. Die fünf studierten Musiker, alle Anfang 30, beeindrucken mit ausgefeilten Arrangements, witzigen Texten und selbstironischen Showeinlagen: Mal gibt Patrick Heil den Macho, mal bezirzt Cornelius Mack als französischer Charmeur die Damen, mal verwandelt Beatboxer Julian Knörzer ein Schlaflied in eine donnernde Beatbox. Dann sollen die Zuschauer das Geräusch eines gebärenden Elchs nachmachen.
 

Was auf der Bühne lässig daherkommt, ist hart erarbeitet. Seit 2009 ackert die Band für den Durchbruch. Etwa 300 Konzerte hat die A-cappella-Gruppe gespielt. Zwei Alben sind erschienen, derzeit arbeitet sie am dritten, das 2017 rauskommen soll. Die Liste der Auszeichnungen ist lang. Den bisher wichtigsten bekommen Unduzo jetzt in Stuttgart: den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2016. Das gibt 5000 Euro Preisgeld und viel Aufmerksamkeit. Die Jury lobt die Freiburger als „junge Antwort auf die A-cappella-Tradition“. „Das ist super wichtig für uns, ein Türöffner“, sagt Leisegang. Die Konzertanfragen nehmen spürbar zu.


Aufreißer: Patrick Heil (links) gibt auf der Bühne den selbstverliebten Gigolo.

Mit den vier Kollegen steht er im Band-Proberaum im Stadtteil St. Georgen. In Knörzers Arbeitszimmer feilen sie an neuen Stücken. Auf dem Tisch steht ein Macbook, an der Wand ein Keyboard, alle haben Tablets in der Hand, lesen dort ihre Noten ab. „Hab keine Angst, das ist ein Liebeslied, das meint es gut“, singt Heil. „Wir haben’s vergeigt, machen wir Takt 57 nochmal?“, fragt Mack. „Ihr habt’s vergeigt, ich nicht“, scherzt Leisegang.
 

Probentermine zu finden, ist nicht immer leicht. Alle geben Unterricht und haben weitere Bandprojekte. Leisegang wohnt zudem in Leipzig, die anderen in Freiburg. Etwa einmal die Woche sehen sie sich. Geprobt wird mal in Freiburg, mal im Hotel vor einem Auftritt oder direkt auf der Bühne, erklärt Knörzer, der sich auch mit der Beatbox-Formation Acoustic Instinct einen Namen gemacht hat.
 

Die Rollen sind klar verteilt: Die meisten Ideen bringt Heil ein, Leisegang kümmert sich ums Management und feilt mit dem Tenor an den Texten. „Musikalisch macht das dann oft Corni und ich tippe es ab“, sagt Knörzer und grinst. Um den optischen Feinschliff kümmert sich Jesse, die seit vier Jahren dabei ist. „Ich habe damals den Flyer gesehen und dachte mir: Die sind alle ein bisschen verrückt, das passt“, sagt die gelernte Musicaldarstellerin.

Julian Knörzer von Unduzo

Versiert: Beatboxer Julian Knörzer kennt man auch von „Acoustic Instinct“.
 

A-cappella-Bands mit einer Sängerin sind selten. Der Aufwand, alle Stücke für Jesse umzuschreiben, hat sich gelohnt. Sie komplettiert die Gruppe stilsicher, hat in Sachen Choreografie und Bühnenoutfits viel verändert. „Zwei Jahre lang sahen wir aus wie rote Tampons“, witzeln die männlichen Kollegen. Heute gibt’s Choreografien, die weit übers synchrone Schnipsen hinausgehen. „Die Bühnenpräsenz kann noch besser werden“, sagt Jesse trotzdem.
 

Das A-cappella-Quintett hat Potenzial für mehr, ist Bertrand Gröger vom Jazzchor Freiburg überzeugt. Er kündigte die Band im Jazzhaus als „Uprising Stars“ an. Knörzer sieht es so: „Es gibt viele bessere Sänger, aber nicht mit diesen Ideen.“ Etwas Vergleichbares kenne er nicht. Und du so?

Mehr dazu: Unduzo auf Facebook
 

Text: Till Neumann / Fotos: Antonia Nahas, Till Neumann