Freiburger Gitarrenduo Eucalypdos startet Lateinamerikatour STADTGEPLAUDER | 08.09.2016
80 Kilo Gepäck, zwei Musiker, ein Ziel: Benedikt Grundberger (29) und Frederik Schmid (26) steigen am Sonntag in den Flieger Richtung Peru. Das Gitarrenduo Eucalypdos startet von dort aus eine Straßenmusiktour durch Südamerika. Ohne Plan, aber mit jeder Menge Elan, erzählen die Freiburger im Interview mit chilli-Redakteur Till Neumann. Vor dem Abflug haben sie dabei extra nochmal eine Runde in ihrem Garten gejammt.
chilli: Am Sonntag startet das Abenteuer. Wie fühlt ihr euch?
Grundberger: Schon geil. Wir freuen uns riesig. Ich war gerade noch am Bodensee und wandern an der Donau. Die schönen Dinge will man vorher nochmal sehen.
Schmid: Ich mache noch meine Bachelorarbeit über Donald Trump fertig. Die letzten Seiten schreibe ich in Südamerika. Eigentlich wollte ich schon abgegeben haben, das hat aber nicht geklappt. Eine Hausarbeit ist auch noch offen. Aber das kriege ich hin.
chilli: Wie ist der Plan für die Tour?
Grundberger: Wir schlafen zwei Nächte in einer Jugendherberge in Lima. Für danach haben wir noch keinen Plan. Wir lassen uns spontan leiten von dem, was kommt. Wir wollen dort einfach Musik machen, ein Jahr lang. Dann ziehen wir Zwischenbilanz – auch finanziell.
Schmid: Wie lange wir bleiben hängt auch vom Budget ab. Wir haben ein finanzielles Polster von ein paar tausend Euro und werden vor Ort auch mal jobben. CDs zum Verkauf haben wir auch dabei. Nur zwei Wunschziele gibt es: den Amazonas und die peruanische Ruinenstadt Machu Picchu. Alles andere ergibt sich.
chilli: Warum macht ihr die Tour?
Schmid: Ich habe fünf Jahre Lehramt studiert, war im Gesellschaftsstrom der Freiburger Wohlfühlblase. Irgendwann hinterfragt man das, jetzt bin ich viel mehr bei mir. Die Idealbedingungen für unsere Tour, einfach fett.
Grundberger: Eine Reise mit einem Projekt zu verbinden ist geil. Wir wollen nicht nur chillen und gammeln, sondern mit Leuten Musik machen. Außerdem wollen wir an Songs arbeiten und unser Spanisch verbessern. Bisher sind alle unsere Songs auf Reisen entstanden. Auch jetzt wollen wir viel komponieren und schreiben.
Schmid: Das ist nicht irgendeine Reise. Wir wollen unsere Visionen erfüllen. Bisher haben wir nebenher Musik gemacht. In den letzten zwei Jahren hat das ordentlich Fahrt aufgenommen. Die Reise ist ein aktives Bauen am weiteren Lebensplan. Die Bedingungen sind ideal. Wir reisen nicht, um weg zu sein. Sondern, um da zu sein.
chilli: Wie viel Gepäck nehmt ihr mit?
Schmid: Etwa 80 Kilo. Jeder Backpacker würde den Kopf schütteln (lacht). Wir haben gerade einen neuen Bollerwagen bekommen. Den laden wir randvoll. Wir haben zwei Gitarren dabei, eine Cajón, Mikros, Stative, einen kleinen Verstärker und eine Kamera. Wir wollen jede Woche Videos auf unsere Facebookseite stellen. Wir schauen eher auf gute Ausstattung als auf maximale Beweglichkeit.
chilli: 2013 habt ihr schon mal so eine Tour gemacht.
Grundberger: Ja, da waren wir zweieinhalb Monate unterwegs in Deutschland, Frankreich und Spanien. Das lief damals wie am Schnürchen. Als wir in in Montpellier mal zwei Nächte etwas reudig im Park gepennt haben, wollten wir ins Thermalbad. Auf dem Weg dorthin haben wir eine wohlhabende Dozentin von der Uni getroffen, die uns glatt zu sich eingeladen hat. Sie hatte sogar einen Pool. Bei ihr haben wir spontan ein Wohnzimmerkonzert gespielt. Total cool. Und in Valencia hat uns spontan ein Restaurantbesitzer für Konzerte gebucht. Die Gelegenheiten finden uns.
chilli: Was werdet ihr aus Freiburg vermissen?
Schmid: Nicht so viel. Gute Freunde und gutes Essen. Einkaufen auf Freiburger Märkten.
Grundberger: Fußballspielen, Tanzen und Improtheater. Wobei: Die ganze Reise wird ja ein bisschen Improtheater (lacht).
chilli: Und ihr kommt sicher wieder?
Schmid: So ist der Plan. Es sei denn wir treffen die Frau, Band oder Sängerin unseres Lebens (grinst).
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Interview & Bilder: Till Neumann