Freiburgerin erlebt EM hautnah: „Aus Nordirland kommen die besten Fans!“ STADTGEPLAUDER | 07.07.2016

Lara Remensperger, 20, studiert in Freiburg. An der Uni hat ihr das Deutsch-Französische Jugendwerk einen Job als Freiwillige bei der Fußball-EM in Frankreich angeboten. Drei Wochen hat sie im Stadion in Nizza die Fans mit Last-Minute-Tickets versorgt. Sie war auch dabei, als Island die Engländer aus dem Turnier gekegelt hat. chilli-Autor Anton Moser hat Lara vor dem Halbfinalkracher Deutschland gegen Frankreich zum Interview getroffen.

EM Team

Begeistert: Lara Remensperger (stehend, Fünfte von links) war hautnah dabei.

chilli: Lara, du hast also ein bisschen Sommerurlaub in Frankreichs Süden gemacht?

Lara: Schon (lacht), Uniurlaub auf jeden Fall. Das Wetter war sehr schön und ich musste nur wenig für mein Studium machen. Alles andere wäre aber auch blöd gewesen. Ich bin zwar kein klassischer Fußballfan, aber wenn man schon mal die Möglichkeit hat, bei einer EM hinter die Kulissen zu gucken, muss man die Chance nutzen. Eigentlich war es ein Fulltimejob. Ich habe sechs Tage die Woche gearbeitet. An den Spieltagen ging es früh morgens los. Die Leute brauchten ja ihre Tickets. Meistens haben wir die erste Halbzeit durchgearbeitet und konnten uns die zweite anschauen. Wenn bei uns in Nizza kein Spiel war, sind wir in die Stadt und haben dort in Kneipen und Bars Fans aus ganz Europa getroffen. Das war super.

chilli: Was für Eindrücke hast du denn mitbegracht?

Lara: An meiner Arbeit habe ich sehr genossen, dass ich so nah im Kontakt mit den Fans war. Wir hatten zwar viel zu tun, aber die Leute waren alle gut gelaunt und total motiviert. Ich habe so viele unterschiedliche Leute getroffen, zum Beispiel Rentner aus Nizza, die als Freiwillige geholfen haben. Die waren echt süß. Besonders cool fand ich, dass wir den Fans so nah kamen. Absolutes Highlight war das Spiel England gegen Island. Ich stand direkt hinter dem isländischen Block und habe deren Jubelschreie nach dem Spiel mitbekommen. Es gab auch einige organisatorische Probleme. Aber so etwas kommt ja immer vor. In meinem Bereich waren wir total überbesetzt und es wurde, wie so oft, einfach zu wenig kommuniziert bei der Arbeit. Ansonsten war mein Team beim Ticketing spitze.

EM Stadion

Gänsehaut: Das Spiel England gegen Island in Nizza hat Lara umgehauen.

chilli: Sind die Isländer jetzt also deine Lieblingsfans?

Lara: Nein, das sind ganz klar die Nordiren. Die waren so offen, gut gelaunt und waren die ganze Zeit am rumspaßen. Außerdem haben die im Stadion eine wahnsinnige Stimmung kreiert.

chilli: Gab es auch Negatives? Hooligans? Angst vor Terror?

Lara Remensperger im Stadion

Lara: Von den Hooligans haben wir durch die Nachrichten erfahren, ansonsten ging das an uns vorbei. Bei uns gab es nur manchmal Konflikte, wenn wir einen Schwarzmarkt entdeckt haben und die Fans dann trotzdem ihre Tickets haben wollten. Dann haben wir gesagt: Ne geht nicht, ihr kommt hier nicht rein (lacht). Da musste dann schon mal die Security eingreifen. Die Terrorgefahr hat vor Ort gar keine Rolle mehr gespielt. Bevor ich nach Frankreich gefahren bin, hatte ich zwar etwas Schiss, aber während der drei Wochen habe ich das total vergessen.

chilli: Heute Abend steht Deutschland gegen Frankreich im Halbfinale. Dein Tipp?

Lara: 1:1, Verlängerung und dann wird’s richtig spannend.

Interview: Anton Moser; Fotos: privat