„Freischweben ist das Magischste“: Interview mit dem Magic Man Willi Auerbach STADTGEPLAUDER | 30.09.2017

Es sieht aus wie ein normales Feuerzeug. Doch als Willi Auerbach in seinem Zauberatelier darüberstreicht, erscheint der Schriftzug: „It´s magic!“ Der 37-Jährige aus Waldkirch kann viel mehr: Bei der deutschen Meisterschaft der Zauberei hat er in der Sparte Großillusion die beste Platzierung erreicht. Jetzt hofft er auf die Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Im Interview mit chilli-Autorin Annkathrin Pohl spricht der Magic Man über überwundene Schwerkraft, seinen aufwendigsten Trick und Probleme mit der Finanzbehörde.

chilli: Willi, könntest du mich jetzt in ein Kaninchen verwandeln?
Willi: Nein, das wäre doch unfair. Das geht nämlich nicht mehr rückgängig zu machen.

chilli: Du lässt Würfel schweben oder dich selbst. Nervt dich die Schwerkraft?
Willi: Nein. Als Kind hatte ich Träume, in denen ich auf einem Kindergeburtstag in einer Anti-Schwerkraft-Kammer war. Man konnte in alle Richtungen fliegen. Es war etwas, das mich schon vor der Zauberei fasziniert hat.

chilli: Also hast du im Kindesalter noch nicht an die Zauberei gedacht?
Willi: Nein. Ich habe einen Zauberkas­ten bekommen. Den habe ich aber relativ schnell zur Seite gelegt. Mein Ding war eher das Kunstradfahren, bis ich so 16,17 war. Irgendwann habe ich dann den Sport gegen die Zauberei eingetauscht.

chilli: Was braucht man, um ein guter Zauberer zu sein?
Willi: In erster Linie eine gute Ausstrahlung. Die Schlüsselkompetenz ist, Leute zu begeistern und zu überzeugen. Die Tricks und das Technische kann man lernen, das ist das Handwerk. Die Kür ist die Präsentation.

chilli: Kannst du von deiner Kunst leben?
Willi: Ja. Ich lebe! Ich habe meine nebenberuflichen Tätigkeiten, wie meine Künstleragentur, aber der größte Umsatz kommt von den Zaubershows. Es ist ein langer Weg. Man muss auch manchmal cool bleiben. Es gibt Monate, in denen gar nichts passiert. Dann gibt’s andere, wo man so viel verdient wie in einer anderen Zeit in einem Vierteljahr.

chilli: Deine Frau ist deine Choreographin und Assistentin. Klappt das als Ehepaar?
Willi: Sie ist eine große Bereicherung und Inspiration. Wir ergänzen uns ganz gut. Ich bringe eher Struktur und Ordnung rein und sie die Kreativität. Mit seinem Partner zu arbeiten, ist generell schwieriger als mit anderen. Aber wir sind völlig unabhängig voneinander. Sie hat ihre eigenen Projekte als Tänzerin. Das ist das Geheimnis, damit es gut geht.

chilli: Hast du einen Lieblingstrick?
Willi: Ja, das Freischweben. Das ist der klarste und magischste Zaubertrick. Ich schwebe durch den Raum, ohne Requisiten, ohne irgendwelches Drumherum. Es ist einfach nur magisch. Das ist auch mit Abstand mein aufwendigster Trick.

chilli: Was darf bei Auftritten nie fehlen?
Willi: Spaß. Das ist sehr wichtig. Wenn ich mit schlechter Laune auftrete, merken das auch die Zuschauer. Es ist die wichtigste Komponente, mit Freude auf die Bühne zu gehen und die Begeisterung auf das Publikum überspringen zu lassen.

chilli: Du hattest also nie einen schlechten Tag auf der Bühne?
Willi: Ich hatte schon schlechte Tage, an denen ich auftreten musste. Man kann aber auf der Bühne gut in die Rolle des Zauberkünstlers reinschlüpfen. Es fängt damit an, wenn ich meine Straßenklamotten aus- und meinen Anzug anziehe. In dem Moment bin ich nicht Willi Auerbach, sondern Magic Man. Du musst dann nicht die Welt toll finden, sondern das, was du tust.

chilli: Wie oft kommt es vor, dass Tricks nicht funktionieren?
Willi: Selten. Gott sei Dank. Das ist beim Zaubern ganz wichtig. Man muss extrem gut vorbereitet sein und darf nichts dem Zufall überlassen. Trotzdem kann immer mal ein Fehler passieren, aber dann geht es um Schadensbegrenzung. Die Gesichtszüge dürfen nicht entgleisen. Keep smiling!

chilli: Was ist für dich Zauberei: Tricksen oder Magie?
Willi: Es ist Magie, weil in dem Kopf der Zuschauer etwas Magisches passiert. Allerdings hat das natürlich nichts mit übernatürlichen Dingen zu tun. Ich mache Täuschungskunst.

chilli: Das würdest du aber nie privat ausnutzen. Oder etwa doch?
Willi: Das wäre kriminell. Wenn ich zum Beispiel einen Geldschein an der Kasse erscheinen lassen würde und dann damit bezahle. Da kriege ich mit der Finanzbehörde Probleme. Dinge, die auf die Bühne gehören, haben nirgendwo sonst etwas zu suchen.

Magic Man

Willi Auerbach alias Magic Man ist ein Täuschungskünstler und Illusionist aus Waldkirch. Der 37-Jährige entwickelt Zaubertricks für sich und für seine Zauberkollegen. Erst mit 17 Jahren hat er angefangen, sich für die Zauberei zu interessieren. Damit konnte er sich während seiner Ausbildung zum Industriemechaniker und seines Studiums zum Diplom-Medien-Ingenieur etwas dazuverdienen. Seit 2002 ist er Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland.

In diesem Jahr hat er bei der deutschen Meisterschaft der Zauberei in der Sparte Großillusion den zweiten Platz erreicht. Das ist die beste Platzierung, da es keinen ersten Platz gab. Der Magic Man engagiert sich auch in der Äthiopienhilfe. Dafür tritt er bei Benefiz-Veranstaltungen auf. Bei der vergangenen Ausgabe am 17. September 2017 im Stadttheater Freiburg hat ihn die Stiftung Menschen für Menschen zum Botschafter ernannt.

Text: Annkathrin Pohl / Fotos: © Ralf Sauerbier