Garten Eden in Zarten: Heilpflanzen hinter Kirchenmauern STADTGEPLAUDER | 05.07.2020 | Erika Weisser

Fenchel

Früher donnerte hier der Verkehr vorbei, der heute seinen Weg durchs Dreisamtal auf einer südlicheren und tiefer gelegten vierspurigen Straße findet. Inzwischen ist hinter der Mauer der St. Johanneskapelle in Zarten eine blühende Ruheinsel entstanden.

Jeden Morgen um halb acht Uhr schließt Franz Asal die schmale Eisengittertür neben dem ausladenden Feigenbaum auf. Dieser kleine Garten bei der ältesten Kirche im Zartener Becken soll für alle da sein, die bei einem Ausflug hier vorbeikommen und im Duft der schönen, über die frühere Friedhofsmauer wachsenden alten Rosen eine besinnliche Ruhepause einlegen wollen. Und die fühlen sich auch gleich willkommen: Ein paar Bänke stehen bereit, ein kunstvoll einfach gestalteter Sandsteinbrunnen liefert frisches Wasser, an der Kirchenwand entlang stehen grüne Kräuter und blühende Stauden.

Neben einer weißblühenden Marienlilie leuchten die Mariendisteln kräftig rot-violett, in zartem Rosa die Malven, in intensivem Blau der Rittersporn. Weiter vorne strahlen sonnengelbe Nachtkerzen, ergänzen Lichtnelken mit dem bedeutungsvollen Namen „Brennende Liebe“ die Farbenpracht mit ihrem satten Rot. Schmetterlinge, Wildbienen und andere Bestäuber flattern, summen und brummen durch die Luft, auf dem Zibartenbaum geben Vögel ein Gratiskonzert, vom einstigen Verkehrslärm der früher unmittelbar hier vorbeitosenden B 31 ist längst nichts mehr zu spüren. Ein wahrer Garten Eden, wie im Buch Genesis „im Osten“ angelegt. Und liebevoll gepflegt.

Blumen

Der sorgsam gepflegte Kirchgarten bei der St. Johanneskapelle in Zarten beherbergt Heilpfanzen mit wohltuender Wirkung für Körper und Seele.

Allerdings nicht von Gottes-, sondern von Menschenhand: Monika Asal erzählt, dass der Garten von 1987 bis 1991 im Rahmen eines vom Bürgerverein Zarten, dem Kirchlichen Förderverein St. Johanneskapelle und der Gemeinde Kirchzarten getragenen Dorfentwicklungsprojekts entstand – in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Freiburg. Seither sorgt die Inhaberin eines kleinen, in der Nähe befindlichen Obstbau-Demeterhofs ehrenamtlich dafür, dass hier alles so grünt, blüht, wächst und gedeiht, wie es sich nach den Richtlinien des biologisch-dynamischen Landbaus gehört. Jeden Freitagvormittag trifft sie sich mit ihren freiwilligen Mitarbeiterinnen Regina Jank, Jutta Strebel und Elisabeth Weingärtner, um Hand anzulegen in diesem ganz besonderen Hortus, der an die Tradition sowohl der Kloster- als auch der Bauerngärten anknüpft.  Und „viel Aufmerksamkeit erfordert“.

Das Frauenteam, das vor etwa sechs Jahren zusammenfand, hat bei der  Arbeit „viel Freude“. Das ist ihren Gesichtern anzusehen, das ist bei ihren Fachsimpeleien über Heiligenkraut, Teufelskralle, Engelwurz   oder Herzgespann zu hören, bei denen so viel gelacht wird, dass man am liebsten auch zu Hacke und Schere greifen und mitmachen würde. Zumal die Bärenwirtin von gegenüber ein Tablett mit Gläsern voller erfrischender Johannisbeerschorle herbeibringt. „Das macht sie immer, wenn es hier heiß wird“, sagt Monika Asal dankbar und freut sich über die gute Nachbarschaft an der Straße, die früher unüberwindbar war. Auch der Duft der Rosen, die im Kirchgarten in etwa 40 Sorten bestens gedeihen, kann sich nun ohne Verkehrsabgase wunderbar entfalten. 

Kirche

Ein Kleinod: Die St. Johanneskapelle in Zarten ist die älteste Kirche im Zartener Becken.

Kleine, weiß beschriftete schwarze Schiefertäfelchen helfen dem Besucher beim Erkennen der mehr als 100 Heil-, Zier- und Nutzpflanzen, die sich die engen Beete des schmalen Gärtchens friedlich teilen. Einige von ihnen haben einen christlichen Symbolgehalt und wurden bereits im Mittelalter in Klostergärten angepflanzt. Die meisten von ihnen hatten indes schon in vorchristlicher Zeit eine große Bedeutung, die von den Klöstern übernommen und weiterentwickelt wurde. Und deren wohltuende Wirkung auf Seele und Körper etwa der Reichenauer Mönch Walahfrid Strabo in seiner im Jahr 827 verfassten Gartendichtung „Hortulus“ besang.

Info

Führungen in Kapelle und Garten sind nach Voranmeldung möglich:
Tel.: 0 76 61/69 26

Fotos:  © Erika Weisser