»Das Selbstbewusstsein steigt« – Benefit e. V. will Barrieren abbauen mit Bewegung Gesellschaft | 02.04.2025 | Till Neumann

Sportangebote für Menschen, die sich das nicht leisten können. Das Ziel verfolgt der Freiburger Verein Benefit. Seit rund fünf Jahren versucht das junge Team mit Bewegungsangeboten Inklusion und Integration zu erreichen. In diesem Umfang ein wohl ziemlich einzigartiger Ansatz in Deutschland.
Wer in Deutschland Sport machen möchte, tut das meist in Vereinen. Doch was, wenn man sich eine Mitgliedschaft nicht leisten kann? Oder sprachlich, gesundheitlich oder mental dazu nicht in der Lage ist? Genau da möchte Benefit e.V. ansetzen.
Mit dem Slogan „Barrieren abbauen für Bewegung im Leben“ erreicht das Team rund 80 Personen pro Woche. Tendenz steigend. Das berichtet Mitgründer Lukas Oettle. Der 32 Jahre alte promovierende Sportwissenschaftler hatte die Idee 2020.

Die Idee stammt auch von Lukas Oettle.
Gemeinsam mit Theresa Wießmann studierte er am Freiburger Sportinstitut und stolperte bei einem Seminar über die Tatsache, dass es in Deutschland für Menschen in Armut wenig organisierte Angebote gibt. Er las sich ein, wählte das Thema für seine Masterarbeit, startete mit Wießmann gemeinsam das Projekt.
„Anfangs hatten wir beim Ferdinand-Weiß-Haus eine Projektträgerschaft“, erinnert sich Oettle. Dort werden Menschen in Wohnungsnot versorgt. Oettle und Wießmann ergänzten das durch Bewegungsangebote. Es kam an. 2022 gründeten sie den Verein.
Mittlerweile besteht er aus fünf Angestellten, zwei Praktikant·innen und Freiwilligen. Sie bieten zwölf Kurse pro Woche an. Von Tanz über Fußball bis Badminton oder Nordic Walking. Mitmachen kann jeder. „Man kann einfach dazukommen, es braucht keinen Nachweis einer Bedürftigkeit“, erklärt Oettle. Wichtig bei den Aktivitäten: Jeder kann sein eigenes Tempo gehen.
Viel Zeit verbringt das Team mit der Akquise von Fördergeldern. Von der Fernsehlotterie gab es 2024 stolze 106.000 Euro. Auch die Aktion Mensch fördert Benefit mit 45.000 Euro. Der Europäische Sozialfonds Plus schießt dieses Jahr 43.400 Euro zu.
Für den Verein ist der Betrieb bis Ende 2025 gesichert. Doch die Finanzierung bleibt eine Baustelle. „Wir haben wenig Zeit für viele Aktivitäten“, sagt Oettle. Förderanträge schlucken kostbare Ressourcen. Einnahmen generiert das Team sonst über Spenden sowie mit Vorträgen und Sporteinheiten auf Kongressen und bei Fachtagungen.
Von den positiven Effekten ist Oettle überzeugt: „Das Selbstbewusstsein steigt, soziale Kompetenzen können zunehmen, Kontakte auch abseits des Sports werden ermöglicht.“ Das fördere die soziale Einbindung. Einen vergleichbaren Verein in Deutschland kennt er nicht. Einen Wandel in der Gesellschaft nimmt er dennoch wahr: „Sport wird zunehmend erkannt als ein Setting, das stark sein kann im Sozialbereich.“ Das Thema sei anschlussfähig für die Themen Gesundheit, Inklusion, gesellschaftlicher Zusammenhalt oder Integration. „Das macht es so interessant.“
Vielleicht ist es auch deswegen gelungen, 2024 Christian Streich als Gesprächspartner für ein Event zu gewinnen. Er sagte dem SWR: „Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass alle dazugehören. Aber es ist nicht so.“ Ein Grund mehr für Benefit dranzubleiben.