Ganz Ohr bleiben! – Schleichender Hörverlust: erkennen & behandeln Gesundheit | 14.03.2025 | Marianne Ambs

Ohr

Hören? Ja. Verstehen? Nicht unbedingt. Deutschlandweit gehen Experten von rund 15 Millionen Menschen aus, die nicht mehr gut hören. Doch Schwerhörigkeit entsteht nicht von einem Tag auf den anderen. Hörverlust ist ein schleichender Prozess, der oft unbemerkt voranschreitet. Was sind die ersten Warnzeichen für eine Schwerhörigkeit?

Die Ohren sind immer auf Empfang. Sie sind der sichtbare Teil eines komplexen Systems, mit dem wir Sprache verstehen, wichtige von störenden Geräuschen unterscheiden und uns räumlich orientieren. Die Welt ist voll von Klängen und Geräuschen, die wir ausblenden, sortieren und einordnen. Auch die Stille ist hörbar, genauso wie Musik und Alltagsgeräusche. Im Streit wird es oft laut, bei Geheimnissen wird geflüstert; wenn man sich gut versteht, wird die Stimme warm und mitfühlend. Hören ist zudem lebenswichtig: Im Straßenverkehr oder in der freien Natur warnen uns Geräusche, noch bevor wir die Gefahr sehen können.

Doch Lautstärke und Lärm sind die Ohren tagtäglich nahezu schutzlos ausgesetzt. Umso wichtiger ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Gehör. Hörschutz und ausreichend Ruhephasen für die Ohren sind da gute Gegenmittel, und doch schwindet mit fortschreitendem Alter das Hörvermögen. Es ist ein schleichender Prozess – und wird oft lange nicht bemerkt. Das ist fatal, denn gerade ältere Menschen gewöhnen sich daran, nicht mehr gut zu hören. Das hat Folgen für das Zusammenleben und die sozialen Kontakte.

Hörverlust ist keine Krankheit

Schwerhörigkeit ist keine Krankheit, sondern eine Verschleißerscheinung ähnlich der Alterssichtigkeit. Ausprägung und Verläufe sind bei den Menschen sehr unterschiedlich. Faktoren, die eine Schwerhörigkeit begünstigen, sind zum Beispiel eine erbliche Veranlagung, eine hohe Schallbelastung in Freizeit oder Beruf, die individuelle Lebensweise bis hin zu Erkrankungen. Deshalb ist keine Schwerhörigkeit wie die andere: Viele Menschen kommen mit leichten Hörminderungen noch gut zurecht, während andere nur noch mühsam kommunizieren können.

Durch den Hörverlust ziehen sich Menschen oft immer mehr ins Private zurück. Doch je weniger die Ohren hören, umso schwieriger wird die Kommunikation. Erste Anzeichen von beginnendem Hörverlust sollten deshalb unbedingt ernst genommen werden: Wer das Radio oder den Fernseher immer lauter stellt, Grillenzirpen und Vogelzwitschern kaum mehr wahrnimmt und wer sich in Gesellschaft, etwa im Restaurant oder im Café, schlechter auf das Gespräch mit dem Gegenüber konzentrieren kann, der sollte gewarnt sein. Und einen Hörtest beim HNO-Arzt oder beim Hör­akustiker ins Auge fassen.

Rechtzeitig Unterstützung suchen

Wer zu lange nichts bemerkt, der kann den richtigen Zeitpunkt für eine Hörgeräteversorgung verpassen. Wenn die Hörprobleme deutlich zu Tage treten, ist oft schon ein Stadium erreicht, in dem für die Betroffenen und für ihre Mitmenschen Einschränkungen der Lebensqualität deutlich werden, die das Zusammenleben belasten. Wer nicht gut hört, fühlt sich in großen Menschenmengen, im Verkehr oder in unbekannter Umgebung oft unsicher und verloren.

Wer sich von einem Hörakustiker professionell mit technischen Hilfsmitteln unterstützen lässt, um die Defizite beim Hören zu kompensieren, der kann wieder uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Im Rahmen einer großangelegten Studie sagten 31 Prozent der Hörsystem-Nutzerinnen und -nutzer, dass ihre Erwartungen erfüllt wurden. 51 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Vorstellungen sogar übertroffen wurden. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich einig, dass sie sich bei rechtzeitiger Beratung und Information viel früher für ein Hörgerät entschieden hätten.

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