Sanfte Heilmethoden: Wickel gegen Fieber, Husten und Co. Gesundheit | 09.01.2020 | Arwen Stock

Zwiebel

Winterzeit ist auch Erkältungszeit. Erwischt es einen, kann ein Wickel Erleichterung verschaffen. Man kann ihn leicht selbst machen, findet die Heilpraktikerin Livia Müller-Lombardo aus Buchenbach, die seit Jahrzehnten mit dieser Methode arbeitet.

Wickel, Auflagen und Wasseranwendungen gab es bereits vor 2000 Jahren im Alten Ägypten. Das ist geschichtlich belegt. Die Heilpraktikerin Livia Müller-Lombardo weiß um deren Geschichte und heilende Wirkung. Sie war lange als Krankenpflegerin in der anthroposophischen Filderklinik bei Stuttgart tätig und hat dort viel mit solchen Anwendungen gearbeitet. Warme Wickel dienen laut der 52-Jährigen dazu, den Wärmehaushalt des Menschen auszugleichen.

„Wickel können Erleichterung, Wohlbefinden und Heilung bringen“, berichtet Müller-Lombardo, die heute als Heilpraktikerin in eigener Praxis mit Schwerpunkt Körpertherapien in Buchenbach bei Freiburg tätig ist und auch Vorträge zum Thema hält. Doch was ist ein Wickel? Grundlage sind unterschiedlich lange und breite Stoffbahnen, die sich früher meist Hausfrauen aus Stoffresten zusammenstellten. Heute kann man auch fertige Sets kaufen. Die Heilpraktikerin empfiehlt die Anwendung in einer entspannten, ungestörten und vorbereiteten Umgebung, am besten im Bett. Danach sollte man mindestens eine halbe Stunde liegen bleiben und „nachruhen“.

Gegen hohes Fieber hilft beispielsweise ein Zitronenwaden- oder Pulswickel gut. Allerdings sollte man ihn erst bei 39 Grad Fieber anwenden, rät Müller-Lombardo, denn Fieber an sich habe auch heilende Kräfte. Die Zitrone mit ihrer zusammenziehenden Wirkung und ein Wickel an der Wade würden die Hitze aus dem Kopfbereich „runterholen“. Wichtig dabei sei, vor und nach dem Wickel die Temperatur zu messen. Wadenwickel soll man nur machen, wenn die Beine und Füße heiß sind.

Und so geht’s: Handtücher im Wadenbereich des Liegeplatzes auslegen, Wasser zwei Grad kühler als die Körpertemperatur in eine Schale geben, eine Zitrone halbieren, deren Ränder unter Wasser mit einem Messer einritzen und dort die ätherischen Öle auspressen. Dann werden die Wickeltücher getränkt, ausgewrungen, komplett vom Knöchel bis zum Knie um die Waden gewickelt und zehn Minuten belassen. Der Wickel kann innerhalb einer Stunde drei Mal wiederholt werden.

„Man sollte das Fieber durch den Wickel nicht mehr als ein Grad sinken lassen“, betont Müller-Lombardo. Bleibt die Wirkung aus, kann man die Anwendung nach der Ruhephase wiederholen. Mit Zitronen kann man gegen Fieber auch einen nicht warmen Pulswickel machen: Einfach Zitronenscheiben direkt auf die Sohlen und die Radialispulse am Handgelenk legen, einwickeln und nach 30 Minuten wieder abnehmen.

Bei Husten und Bronchitis empfiehlt sie einen Kartoffelwickel. Die Anwendung mit der gut Wärme speichernden Knolle sei ein sehr altes Hausmittel. Dafür macht Müller-Lombardo aus zwei bis drei gekochten und halbierten Kartoffeln in einem Tuch ein Päckchen – unbedingt den Tuchrand mit Verbandstape zukleben und mit Fäusten oder einem Wellholz auf das Paket klopfen. „Vor dem Auflegen ist es hier wichtig, gut die Temperatur zu prüfen“, rät die Heilpraktikerin zum Test am Unterarm. Den Kartoffelpack dann auf die Brust, ein Wollflies darüberlegen und mit einem Schal nur leicht einwickeln. Nach 30 Minuten kann man den Wickel abnehmen und nachruhen.

Bei Ohrenschmerzen hilft laut der Heilpraktikerin ein Zwiebelwickel, der das ganze Ohr und den Schädelknochen „Mastoid“ dahinter bedecken sollte. Vor allem als Nahrungsmittel bekannt, hat die Zwiebel zudem eine schmerzstillende, keimtötende Wirkung. „Der Zwiebelwickel wirkt oft sehr schnell“, weiß die Heilpraktikerin. Die Zwiebel schälen, würfeln und auf ein Tuch legen. Den Saum zukleben und umschlagen, dann den Wickel in eine Tüte stecken und zwischen zwei Wärmflaschen kann man den Wickel gut anwärmen. Wieder ausgepackt auf dem schmerzenden Ohr platziert, hilft eine Mütze oder ein Stirnband, diesen zu fixieren. Auch hier ist nach 30 Minuten Nachruhen angesagt. Die Anwendung könne man mehrmals täglich wiederholen.

Doch Müller-Lombardo kennt auch die Grenzen dieser Hausmittel: Sollten sich die Beschwerden durch die Wickelanwendung nicht bessern, ist ein Arzt zu konsultieren. Insbesondere bei Ohrenschmerzen rät sie, kein Risiko einzugehen. Wenn der Knochen hinter dem Ohr bereits schmerzt, sollte man sich baldmöglichst ärztlich untersuchen lassen.

Info

Deutscher Naturheilbund (Hg.)
Wasser, Wickel und Auflagen –
Die Heilkraft des Wassers
Eigenverlag, Ratgeber Band 1
64 Seiten, Broschur
Schutzgebühr: 5 Euro.

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