Heimspiel: Großartiger Schlusspunkt STADTGEPLAUDER | 02.04.2020 | Erika Weisser

Kilian Schneider

Zum ersten Mal in der Geschichte Baden-Württembergs wurde dem Landtag am 6. März ein Volksantrag vorgelegt. „Gemeinsam unsere Umwelt schützen“ heißt er, und er enthält zehn Vorschläge, nach denen Artenschutz und Landwirtschaft miteinander verbunden werden können. Initiatoren sind Bauern- und Obstbauverbände sowie der Badische Weinbauverband. Dessen Präsident Kilian Schneider erwartet nun konstruktive Lösungsansätze. Der 61-jährige Winzer scheidet im Mai aus seinem Amt.

„Der Volksantrag ist unsere Antwort auf das Volksbegehren ‚Rettet die Bienen‘, das im Sommer 2019 von Umweltorganisationen auf den Weg gebracht wurde und seit Dezember ruht. Darin wurde unter anderem gefordert, dass die Ausbringung von synthetischen Pflanzenschutzmitteln auf die Hälfte reduziert und in Schutzgebieten ganz untersagt werden solle.

Dagegen gab es in unserem Verband viel Widerstand. In diesem Zusammenhang haben wir dann unseren Antrag formuliert und in drei Monaten 9000 Unterschriften dafür gesammelt. Anders als die Initiatoren von ‚Rettet die Bienen‘ sprechen wir auch nicht einfach von Pestiziden, sondern wir unterscheiden zwischen Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden. Letztere sind ja für Insekten nicht schädlich. Im Weinbau verwenden wir ohnehin fast keine Insektizide, den einzigen hiesigen Schädling Traubenwickler haben wir mit der Pheromonfalle gut im Griff.

Wenn sich nun aber, etwa durch klimawandelbedingte höhere Temperaturen, neue Schädlinge hier ausbreiten, müssen wir die bekämpfen und ohne lange Anträge auf Sonder-genehmigungen handeln dürfen. Wir differenzieren in unserem 10-Punkte-Papier auch bei den Schutzgebieten. Landschafts- oder Vogelschutzgebiete sind ja nicht dasselbe wie Naturschutzgebiete. Nach der Definition des Volksbegehrens würde etwa der ganze Kaiserstuhl in einem Gebiet liegen, in dem keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden dürfen.

Wir haben unseren Antrag nun beim Landtag eingereicht und hoffen, dass dadurch zielführende Diskussionen angestoßen werden. So schlagen wir etwa vor, dass alle Ursachen für den Artenschwund wissenschaftlich untersucht werden. Und wir erwarten, dass schnelle Lösungen gefunden werden, die sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Biodiversität nützlich und für uns alle akzeptabel sind.

Wir fordern eine Politik, die die Umwelt schützt, ohne Existenzen zu vernichten. Und das ist in dem mit der Landesregierung ausgehandelten Eckpunktepapier nicht garantiert. Danach soll das Pestizid-Verbot zwar nur noch in reinen Naturschutzgebieten gelten. Aber dort gibt es seit jeher Betriebe und die können nicht einfach aufgeben.

Am 16. Mai endet meine Amtszeit als Präsident des Badischen Weinbauverbands. Und es freut mich, dass diese großartige gemeinsame Initiative nun den Schlusspunkt meiner Arbeit setzt. Umweltschutz geht nur mit Winzern und Landwirten. Nicht gegen sie.“

Foto: © Badischer Weinbauverband