Horche Se mol!: Biologe Claude Steck über Fledermäuse in Gefahr STADTGEPLAUDER | 11.11.2020 | Arwen Stock

Fledermaus

Fledermäuse sind streng geschützt. Der promovierte Biologe Claude Steck vom Freiburger Institut für angewandte Tierökologie ist Experte für die einzige fliegende Säugetierart in Deutschland.

Lust auf REGIO: Jüngst sind fast 700 Fledermäuse in der Lüftungsanlage eines Freiburger Uni-Gebäudes umgekommen. Was bedeutet das?
Claude Steck: Für die Freiburger Population ist dies dramatisch, da Fledermäuse im Durchschnitt weniger als ein Jungtier pro Jahr gebären und Verluste nur langsam auffangen können. Es wird Jahre dauern, bis sich die Freiburger Zwergfledermäuse wieder erholt haben.

Lust auf REGIO: Nun geht es auf den Winter zu. Wo verbringen diese Säugetiere die kalte Jahreszeit?
C. Steck: Sie halten Winterschlaf in Höhlen oder alten Kellern. Aber auch in Gebäuden wie dem Freiburger Münster überwintern viele Tiere.

Lust auf REGIO: Generell: Wie ist die Gefahrenlage für Fledermäuse?
C. Steck: Fledermäuse können bis zu 30 Jahre alt werden. Jedoch kommen sie zum Beispiel im Straßenverkehr oder bei Bau- und Renovierungsmaßnahmen um. Sie leiden auch unter der Zunahme an Licht in der Nacht und an Umweltgiften.

Experte Claude Steck

Biologe Claude Steck vom Freiburger Institut für angewandte Tierökologie.

Lust auf REGIO: Eine Zwergfledermaus frisst etwa 1000 Mücken, ein Großes Mausohr 30 bis 40 Käfer pro Nacht. Was bedeutet das Insektensterben für die Tiere?
C. Steck: Von den etwa 20 bei uns vorkommenden Fledermausarten ernährt sich jede etwas anders. Das massive Insektensterben wird jedoch früher oder später alle Arten betreffen, wenn sich die Nahrungsgrundlage so weit verringert, dass die Fledermäuse nicht mehr genügend Beute finden. 

Lust auf REGIO: Seit 1934 stehen Fledermäuse unter strengem Schutz. Welche Rolle spielen sie für das Ökosystem?
C. Steck: Sie sind für das Ökosystem sehr wichtig. Um Fledermäuse zu schützen, können wir uns für den Schutz der Insektenvielfalt und somit für die Nahrung der Fledermäuse einsetzen. Zum Beispiel, indem wir unsere Gärten naturnah gestalten und dazu beitragen, dass weniger Umweltgifte eingesetzt werden. Wir können auch Quartiere der Fledermäuse erhalten, beispielsweise Spalten an Gebäuden offen lassen, und neue wie Fledermauskästen schaffen. Generell profitieren Fledermäuse von einer vielfältigen Landschaft mit blütenreichen Wiesen, Hecken, Obstbäumen und altholzreichen Wäldern.

Fotos: © FrInaT, freepik/zayne_c