Horche Se mol!: „Eigentlich ein Wahlbetrug“ STADTGEPLAUDER | 07.04.2022 | Erika Weisser

Tim Beckert sitzt auf Steinstufen

„Baden gegen Württemberg“ heißt der Film, der im April auf Kinotour in 13 Städte geht – darunter Titisee-Neustadt, Schramberg und Achern. Der gebürtige Breisacher Till Beckert hat als Kameramann am Film mitgewirkt.

Lust auf REGIO: Worum geht es in dem Film?
Till Beckert: Um die Vorgeschichte der Gründung Baden-Württembergs vor 70 Jahren. Bis dahin gab es mit Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern drei Bundesländer, deren Ministerpräsidenten Leo Wohleb, Reinhold Maier und Gebhard Müller unterschiedliche, ja widersprüchliche Interessen und Absichten verfolgten. Und genau diese Gemengelage und das daraus folgende politische, aber auch persönliche Ringen um die Zusammenlegung oder deren Verhinderung nimmt der Film in den Fokus. Wohleb war gegen den einheitlichen Südweststaat, die beiden anderen dafür. Dass auch die Mehrheit der Badener gegen die Zusammenlegung war, zeigte sich in der ersten Probeabstimmung im Herbst 1950, die ja pro Baden ausfiel. Erst als man für das Referendum im Dezember 1951 die Wahlbezirke neu aufteilte, kam es zu dem offenbar gewünschten Ergebnis.

Lust auf REGIO: Es gab also eine unzulässige Manipulation?
Till Beckert: Eigentlich ein Wahlbetrug. Im Probereferendum hatte sich im nördlichen Teil Badens eine knappe Mehrheit für die Zusammenlegung der drei Länder ausgesprochen. Also wurden aus drei Wahlbezirken einfach vier gemacht; Nord- und Südbaden wurden getrennt. Damit konnte man von vornherein davon ausgehen, dass die notwendige Dreiviertelmehrheit für den Südweststaat zustande kommen würde.

Lust auf REGIO: Ist es ein Dokumentarfilm?
Till Beckert: Der Film gehört zum Genre Doku-Drama, eine Mischform aus Dokumentation und Spielfilm, bei dem auch viel Archivmaterial verwendet wurde. Es gibt im Film fiktionale Szenen mit Bezug auf reale Ereignisse. Daneben gibt es Interviews mit Historiker:innen zu eben diesen Ereignissen. Für diese Teile des Films habe ich die Kameraarbeit übernommen. Bei dieser Arbeit habe ich viel gelernt, etwa über die dramaturgisch passende Verbindung fiktionaler und dokumentarischer Elemente. „Baden gegen Württemberg“ ist mein erster Langfilm für das Kino, bisher habe ich vorwiegend Werbefilme und Musikvideos gedreht. Ich freue mich darauf, in den nächsten Jahren mehr Erfahrungen in diesem spannenden Bereich zu sammeln.

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